Was macht der deutsche Chansonier Max Raabe auf der Hochzeit von Marylin Manson? Sind Antisemitismus und Islamophobie vergleichbar? Und wie kommen Studenten darauf, eine neue Bier-Sekt-Variante in der Garage ihrer Eltern zu brauen? Maria-Mercedes Hering sucht Antworten – beim Interview in Berlin, bei der Recherche in einem kleinen Dorf in der Nähe von München oder bei den Redaktionskonferenzen von Philtrat. Das Studentenmagazin wurde nun mit dem Pro-Campus-Presse Award ausgezeichnet.
„Ich will immer wissen, was die Leute denken – und sie im besten Fall anstacheln, sich mit einem ganz neuen Thema auseinanderzusetzen“, erklärt Maria, die bereits seit ihrem zweiten Semester für das Studentenmagazin Philtrat schreibt. Und so beginnen oft ihre Recherchen. Zum Beispiel beim Bierbrauen: „Eigentlich hatte ich ja wirklich keine Ahnung von Bier“, gibt die Münchnerin, die an der LMU Skandinavistik studiert, lächelnd zu. Doch das war egal: Am Ende stand sie dann trotzdem in der Hexenküche einiger Studenten und ließ sich davon überzeugen, dass Bierbrauen eine spannende Sache ist. So wie ihr geht es den meisten der LMU-Studenten, die für das Studentenmagazin schreiben. Denn bei der Philtrat kann jeder mitmachen, der Texte schreiben oder layouten möchte, Ideen für einen Artikel hat oder beim Layout des Magazins mitmachen möchte. Im Redaktionsteam sitzen dann auch Biologie- und Geschichtsstudenten, Literaturwissenschaftler und VWLer. Viele von ihnen wollen auch später im Journalismus arbeiten, wie auch Maria, die Skandinavistik und zuvor Politik studiert hat, um in dem schwierigen Berufsfeld mit ihrem Fachwissen punkten zu können.
Maria ist Chefredakteurin des Münchner Studentenmagazins Philtrat, das vor kurzem mit dem Pro-Campus Presse Award ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit ihren Kommilitonen gibt sie einmal im Semester das studentische Magazin heraus. Das zehnköpfige Redaktionsteam recherchiert die Themen, schreibt Texte, macht Fotos, wählt die Bilder aus und layoutet das Heft. Das Ergebnis wirkt wie ein professionelles Magazin – im Layout, im Umgang mit Bildern und bei der grafischen Gestaltung. Die Studierenden sammeln hier praktische Erfahrungen, die sie später auch in ihrem Berufsleben gut gebrauchen können. „Bei Bewerbungsgesprächen ist es natürlich ein Pluspunkt, wenn man schon einmal in einer Redaktion gearbeitet hat.“ An den Ausgaben des Philtrat wird nächtelang gefeilt: an der Auswahl der Themen, der Texte, Bilder und der Grafik. „Schwierig war vor allem die Vorbereitung auf das Interview mit Max Raabe, dem Sänger des Palast Orchesters“, erzählt Maria. „Was fragst du jemanden, der schon alles gefragt wurde?“
Dinge mit anderen Augen sehen Natürlich gibt es bei Philtrat Geschichten über das studentisches Leben, Unialltag und Studienfächer. Gleichzeitig schreiben die Macher von Philtrat jedoch auch über die Attentate von Paris, lassen eine Theaterwissenschaftsstudentin und einen BWLer über die Pro und Contras des bedingungslosen Grundeinkommens diskutieren und interviewen den neuen Intendant der Münchner Kammerspiele. „Jeder, der sich für Politik, Wirtschaft, Kunst, Kultur oder Stadtleben interessiert, wird etwas finden“, ist Maria überzeugt. Denn das Magazin beschäftigt sich nicht nur mit Themen aus dem unmittelbaren Umfeld – solange das Thema das Team in der Redaktionskonferenz überzeugt, landet es im nächsten Heft. Sie seien „nahe dran an der Lebenswirklichkeit“, ist daher auch in der Begründung der renommierten Jury des Pro-Campus Presse Award zu lesen.
Dabei läuft alles nebenher. Alle Mitarbeiter der Redaktion studieren in München und müssen ihre Artikel und Interviews nach den Vorlesungen oder in ihren Semesterferien schreiben. Und sie müssen ihr Heft auch noch selbst verkaufen und dafür Werbung machen. Doch die Studenten sind mit Begeisterung bei der Sache: „Viele Geschichten zwingen mich, Dinge mit ganz anderen Augen zu sehen“, sagt Chefredakteurin Maria. Auch das habe wahrscheinlich dazu geführt dass von allen Dingen, die sie in ihrem Studium machen wollte, wie Sport oder Sprachen lernen, nur eine Sache übrig geblieben ist: das Schreiben fürs Philtrat.cdr
Campusleben an der LMU Das Leben auf dem Campus spielt sich nicht nur in Seminarräumen, Bibliotheken und am Schreibtisch ab: Studieren ist mehr als nur Bücher wälzen. Wer sich für Journalismus interessiert, kann sich in den studentischen Medien der LMU ausprobieren. Neben Studierendenzeitungen wie der Campuszeitung, der Synapse Redaktion, der Ethnologik, der Unikatmag, StandardsButPoor, rescriptum, dem Newspeak Magazin, kulturell-sprachlicher Zirkel BABEL und cog!to, kann man sich auch beim studentischen Aus- und Fortbildungsradio M.94.5 engagieren. StandardsButPoor, das Studentenmagazin am Geschwister-Scholl-Institut, sucht dringend Unterstützung, da sich das Magazin sonst auflösen muss.