Studierendenentwicklung an der LMU

Nach Gründung der Universität in Ingolstadt im Jahr 1472 waren dort etwa 800 Studenten eingeschrieben. Mit der Zeit schrumpfte deren Zahl und pendelte sich bei etwa 300 bis 500 Scholaren, wie die Studenten auch genannt wurden, ein.
In den 26 Landshuter Jahren schrieben sich jährlich etwa 200 Studenten neu an der Universität ein, in den letzten beiden Jahren sogar 340. Somit lebten durchschnittlich – bei einer Verweildauer von rund 2,5 Jahren – 500 bis 600 Studenten innerhalb der Landshuter Stadtmauern. Im Translokationsjahr 1825/26 waren es sogar knapp 1.000 Studenten. Die Universität in Landshut war zwar keine elitäre Kaderschmiede, doch brachte sie Talente hervor, die den Sprung an die akademische oder politische Spitze schafften, wie etwa den Mediziner Johann Nepomuk Ringseis, den Naturwissenschaftler Franz von Kobell oder den Dichter Franz Graf von Pocci.
Mit der Verlegung nach München durchlief die Universität auch politisch aufregende Zeiten. Die Unruhen im Dezember 1830 verliefen in München vergleichsweise harmlos, wurden vom König aber hart bestraft, der außerdem die Universität vorübergehend schließen ließ. Mitte des 19. Jahrhunderts brach die Zahl der Studierenden aufgrund von Choleraepidemien ein, stieg aber ab 1876 wieder an. Um 1900 hatte die LMU 4.600, 14 Jahre später 7.000 Studenten. 1903 öffnete sie sich erstmals auch für „Hörerinnen“, obwohl drei Jahre zuvor bereits die ersten Frauen an der LMU promoviert worden waren.
Nach dem Ersten Weltkrieg blieb die Münchener Universität ein Magnet für viele Studierende. Trotz der materiellen Not, die viele von ihnen erdulden mussten, stieg deren Zahl in München – nach einem Höhepunkt von über 9.000 im Wintersemester 1921/22 – auf durchschnittlich 7.000 bis 8.000. Mehrheitlich deutschnational orientiert, empfanden die meisten Studenten die Republik als Feind. Mit entsprechender Sympathie wurde die Regierungsübertragung an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 aufgenommen. Die Eingriffe der neuen Machthaber führten zu einem Rückgang der Studierenden. Im Sommersemester 1935 waren nur mehr 5.480 Studierende eingeschrieben. Nach Kriegsbeginn stieg die Studentenzahl vorübergehend auf rund 6.700 an, während sie in den Jahren 1941 bis 1944 auf 3.000 bis 4.000 absank.
Nach der Wiedereröffnung der LMU nach dem Zweiten Weltkrieg erhöhte sich die Zahl der Studierenden rasch und durchbrach in den Nachkriegsjahren die 10.000er-Marke. 1952 kamen erstmals wieder ausländische Studenten nach München. In 1960er-Jahren verstärkte sich die Politisierung der Studierenden. Der anfangs moderate Protest gegen den „Bildungsnotstand“ verschärfte sich durch das Übergreifen der Studentenproteste aus den USA sowie durch die bundesweiten Studentenaktionen. An der LMU gipfelten die Aktionen, die bis etwa 1974 andauerten, in der Sprengung der Rektorwahl 1971, in dem Polizeieinsatz auf dem Gebiet der LMU und in der Platzierung von Rohrbomben in der Juristischen Fakultät.
Bis kurz vor der Jahrtausendwende schrieben sich immer mehr Studentinnen und Studenten an der LMU ein. Es kam zur Überfüllung vieler Räume und Veranstaltungen. Zwar führte die gesetzliche Einführung einer Zweitstudiengebühr im Jahr 1999 zu einem drastischen Rückgang um 18.000 auf 42.000 Studenten, doch blieben die Hörsäle voll. Im Wintersemester 2009/10 besuchten – nach der Einführung von Studienbeiträgen und der Umstellung vieler Studiengänge – über 45.000 Studierende die LMU. Vier Jahre später sind es knapp 50.500 Studenten.

Franz von Kobell studierte an der LMU und wurde dort 1834 Professor

© Münchner Stadtmuseum

Der Zeichner, Schriftsteller und Musiker Franz Graf von Pocci studierte an der LMU

In den 60er- und 70-Jahren politisierte sich die Studierendenschaft verstärkt

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