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Alte DNA und neue Verwandtschaften

09.08.2016

LMU-Forscher haben Museumsexemplaren seltener Hirscharten DNA entnommen und mithilfe molekularer Analysen deren Verwandtschaftsverhältnisse und die Stammesgeschichte untersucht.

Hirsche kommen auf nahezu allen Erdteilen vor und sind als Wiederkäuer mit heutigen Nutztieren verwandt. Doch trotz langjähriger Forschung ist die Stammesgeschichte der Hirsche immer noch nicht vollständig aufgeklärt. Um die evolutionäre Entwicklung und die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den heutigen Hirscharten nachzuvollziehen, sind molekulare Daten essenziell. Forscher um Nicola Heckeberg und Gertrud Rössner (Department für Geo- und Umweltwissenschaften und Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie) haben nun das Erbgut von fünf bisher nicht untersuchten Arten sequenziert und damit spürbare Lücken in diesem Datensatz geschlossen. „Dabei geht es auch um Artenschutz“, sagt Heckeberg. „Nur wenn wir wissen, was eine Art ist, kann ihre Gefährdung eingeschätzt werden.“ Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin PeerJ.

„Für 46 der 55 heute lebenden Hirscharten existierten bereits molekulare Daten“, sagt Heckeberg. „Unser Ziel war es, dieses Datenset vollständiger zu machen und die neu sequenzierten Arten im Stammbaum der Hirsche einzuordnen.“ Da es sich dabei um sehr seltene Arten handelt, die in der Wildnis nur schwer aufzufinden sind, nutzten die Wissenschaftler Probenmaterial – Knochen, Haut und Gewebereste – von insgesamt dreizehn Museumsexemplaren. Obwohl diese Tiere teilweise schon mehr als 100 Jahre tot waren und die DNA entsprechend degradiert war, gelang es den Wissenschaftlern, einen Teil der mitochondrialen Gene dieser „Ancient DNA“ zu sequenzieren.

Auf diese Weise konnte Heckeberg nachweisen, dass der Borneo-Muntjak (Muntiacus atherodes) eine eigenständige Art ist, während der auf den Philippinen vorkommende Prinz-Alfred-Hirsch (Rusa alfredi) eine Unterart des Philippinen-Hirschs (Rusa marianna) zu sein scheint. Die Neuwelthirsch-Gattungen Mazama und Pudu wurden als polyphyletisch bestätigt bzw. erstmals als polyphyletisch erkannt, das heißt, die Ähnlichkeit des Phänotyps basiert nicht auf einer gemeinsamen Ursprungsart, sondern auf ähnlicher ökologischer Anpassung. Die neuen Sequenzen sind in öffentlichen Datenbanken hinterlegt und stehen Wissenschaftlern für weitere Studien zur Verfügung.PeerJ 2016

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