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Auszeichnung für Forschungsprojekt: Wie Bakterien Viren abwehren

12.09.2023

Der Mikrobiologe Rotem Sorek erhält für ein Kooperationsprojekt mit dem Genzentrum der LMU und dem HIRI in Würzburg den mit 1,5 Millionen Euro dotierten Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis.

Die Verteidigung gegen Krankheitserreger oder gefährliche Fremdstoffe ist für alle Lebewesen sehr wichtig. Der Mensch und andere komplexere Lebewesen haben daher im Laufe der Evolution aus einem Netzwerk von Verteidigungsmechanismen ein umfangreiches Immunsystem entwickelt. Aber auch Bakterien besitzen Mechanismen, mit denen sie sich gegen Viren – sogenannte Phagen – verteidigen. Dazu gehört das bekannte CRISPR/Cas-System, das als „Genschere“ in der Gentechnik genutzt und weiterentwickelt wird.

Verteidigungsstrategien des Immunsystems aufspüren

© Weizmann Institute of Science

Professor Rotem Sorek vom Weizmann Institute of Science in Israel hat entdeckt, dass die Abwehrmechanismen von Bakterien weit über das CRISPR/Cas-System hinaus gehen. Im Erbgut tausender Bakterien hat er systematisch nach Phagen-Abwehrsystemen gesucht und dabei eine Vielzahl an Verteidigungsmechanismen identifiziert, die die Bakterien wie ein Immunsystem schützen. Für diese Forschungsleistungen wird Sorek nun mit dem Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis 2023 ausgezeichnet.

Der mit 1,5 Millionen Euro dotierte Preis ermöglicht exzellenten Forschenden aus dem Ausland ein Forschungsprojekt in Deutschland. Rotem Sorek wird gemeinsam mit Professor Veit Hornung vom Genzentrum der LMU und Professor Jörg Vogel vom Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) in Würzburg Schlüsselmechanismen des bakteriellen und des menschlichen Immunsystems erforschen. Die Wissenschaftler wollen mithilfe der Phagenabwehr von Bakterien bislang unbekannte Verteidigungsstrategien des menschlichen Immunsystems gegen Viren aufspüren, die sich für neue Therapien von Infektionen nutzen lassen könnten.

Gemeinsame Nenner suchen

Der LMU-Immunologe Veit Hornung erforscht das angeborene Immunsystem des Menschen. Sein besonderes Interesse gilt der Frage, wie diese Abwehrmechanismen zwischen körpereigenen und fremden Strukturen unterscheiden. „Wir freuen uns, Rotem Sorek als Max-Planck-Humboldt-Forschungspreisträger am Genzentrum der LMU begrüßen zu dürfen“, sagt Hornung. „Seine bahnbrechenden Arbeiten über die antiviralen Abwehrmechanismen von Bakterien haben unser Verständnis der Immunologie entscheidend bereichert. Dank Soreks Arbeiten wissen wir heute, dass das bakterielle Immunsystem der evolutionäre Ursprung wichtiger Komponenten des menschlichen angeborenen Immunsystems ist – eine Erkenntnis, die uns auch tiefere Einblicke in die Komplexität des menschlichen Immunsystems geben kann.“ Dazu wollen die Forschenden Ähnlichkeiten und Unterschiede des Abwehrmechanismen von Bakterien und Menschen untersuchen und mögliche gemeinsame Nenner finden.

Rotem Sorek promovierte in Humangenetik an der Universität von Tel Aviv und ging dann für einen Forschungsaufenthalt an die Berkeley Universität in Kalifornien. 2008 kam er an das Weizmann Institute of Science in Rehovot, Israel, an dem er nun Professor für Molekulare Genetik ist.

Über den Preis

Die Max-Planck-Gesellschaft und die Alexander von Humboldt-Stiftung verleihen den mit 1,5 Millionen Euro dotierten Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis an eine Forscherin oder einen Forscher aus dem Ausland. Die Auszeichnung wird durch 80.000 Euro als persönliches Preisgeld ergänzt.

Im Fokus stehen Persönlichkeiten, deren Arbeiten sich durch herausragendes Zukunftspotenzial auszeichnen. So werden mit dem Preis besonders innovative im Ausland tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für zeitlich begrenzte Aufenthalte an einer deutschen Hochschule oder Forschungseinrichtung gewonnen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert den Preis, der jährlich abwechselnd auf den Gebieten der Natur- und Ingenieurwissenschaften, der Lebenswissenschaften und der Geistes-, Sozial- und Humanwissenschaften vergeben wird.

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