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Das Keilschrift-Puzzle

28.11.2018

Der Altorientalist Enrique Jiménez startet im Rahmen seiner Forschung zur babylonischen Literatur eine Kooperation mit der Universität Bagdad.

Die Forschungsgruppe „Electronic Babylonian Literature“ unter der Leitung von Professor Enrique Jiménez am Lehrstuhl für die Alte Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens startet eine Kooperation mit der Abteilung für Archäologie der Philosophischen Fakultät der Universität Bagdad.

Die Forschungsgruppe arbeitet daran, die Literatur des Alten Mesopotamiens zu rekonstruieren. Das Ziel der Kooperation mit der Universität Bagdad ist es, einen Teil der im irakischen Museum aufbewahrten Keilschrift-Tafeln zu konservieren und digital zu erfassen. Insbesondere die literarischen Tafeln aus der berühmten Sippar-Bibliothek, die 1986 entdeckt wurde, und von denen bisher nur ein kleiner Teil veröffentlicht wurde, werden in den nächsten Jahren von Dr. Anmar A. Fadhil vom College of Arts an der Universität Bagdad und Enrique Jiménez herausgegeben. Darunter sind neue Manuskripte des Weltschöpfungsepos, der Sintflutgeschichte, des "Gedicht des leidenden Gerechten" und auch von vielen anderen literarischen Texten, die seit der Antike noch nicht gelesen wurden. Die deutsche Tontafel-Expertin Carmen Gütschow aus dem LMU-Team arbeitet vor Ort mit Kollegen der Universität Bagdad und dem irakischen Museum zusammen. Sie wird dort wichtige literarische Manuskripte restaurieren und zwei irakische Musuemsmitarbeiter als Konservatoren ausbilden.

Der Großteil babylonischer Texte ist bislang nur fragmentarisch erhalten. Heute lagern unzählige Tonfragmente in verschiedenen Sammlungen und Museen weltweit. Einzeln ergeben die teils sehr kleinen Überbleibsel jedoch wenig Sinn. Das wird dadurch erschwert, dass die Keilschrift ein kompliziertes Schreibsystem ist – ein einzelnes Zeichen kann je nach Kontext eine unterschiedliche Bedeutung haben. Die Herausforderung bei der Erschließung der Texte ist daher zunächst, die zusammengehörenden Fragmente zu finden und einander zuzuordnen. Enrique Jiménez setzt dabei auf die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz: Der Altorientalist wird mit seiner Forschergruppe Algorithmen entwickeln, die miteinander in Verbindung stehende Textfragmente, soweit sie bereits digital erfasst sind, automatisch zusammenführen.

Mehr zur Forschung von Prof. Jiménez: Forschungspreis: Sofja Kovalevskaja-Preisträger an der LMU

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