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Der LMU Start-up-Accelerator: „Es gibt extrem viele gute Ideen“

09.02.2021

Im Interview spricht Felix Schoppa, Leiter des LMU IEC Accelerator, darüber, was für die Gründung eines Start-ups wichtig ist.

Felix Schoppa ist der Leiter des IEC LMU Accelerator

Der Accelerator des LMU Innovation & Entrepreneurship Center (IEC) fördert halbjährlich rund 15 Start-ups und unterstützt sie dabei, ihre Geschäftsidee erfolgreich zu verwirklichen. Im Interview spricht Felix Schoppa, Leiter des Accelerator, darüber, welche Vorteile ein universitärer Accelerator bietet - und warum das Thema „Nachhaltige Innovation“ zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Herr Schoppa, Sie sind der Leiter des Accelerator beim Innovation & Entrepreneurship Center der LMU. Woran erkennen Sie, dass ein Start-up Potential hat?

„Manche Gründer stellen etwas vor und du sagst dir: Eigentlich total egal, was die dir jetzt pitchen, die werden was. Es gibt extrem viele gute Ideen, aber gerade bei frühphasigen Start-ups, die wir fördern, ändern sich fast immer ursprünglich aufgestellte Hypothesen und daraus folgend das Geschäftsmodell. Diejenigen, die sich auf Veränderungen, z.B. des Marktes, und neue Bedingungen einstellen können, sind am Ende auch erfolgreich. Die Einsatzbereitschaft und Leidenschaft, die ein Start-up-Team mitbringt, ist zudem sehr entscheidend für den Erfolg.“

Was empfehlen Sie jemandem, der eine Idee hat, aber nicht weiß, wie er eine Gründung angehen soll?

„Wenn man noch ganz am Anfang steht, kann man unsere Vorlesungen im Bereich „Teaching" besuchen. Dort wird man langsam an das Thema herangeführt. Wenn man aber schon konkret eine Idee hat, gibt es im Rahmen der LMU einen Spin-off Service. Angehörige der LMU können sich dort melden und Unterstützung zur Erstellung eines Businessplans erhalten. Dort gibt es Beratung, auf was man achten muss und was die beste Vorgehensweise ist. Sobald der Plan konkreter ist, kann man sich bei uns im Accelerator für eine Förderung bewerben. Die Start-up-Idee sollte schon eine gewisse Reife mitbringen und aufzeigen können, dass man mit seiner tollen Idee auch einen Markt mit Kunden findet.“

Gibt es derzeit Trendbereiche, in denen Start-up Ideen besonders gefragt sind?

„Das ganze Thema „Green Tech“, aber auch „Nachhaltige Innovation“ zieht sehr an. Aufrufe aus der Politik sowie großen Investoren wie BlackRock, mit ihren Einflüssen auf Start-ups sowie bestehenden Unternehmen, hin zu mehr ganzheitlichen Wirtschaften zeigen Wirkung. Wir versuchen daher, den Start-ups ihren Impact bewusst zu machen: Nämlich wie sie auf die Ökonomie, die Ökologie und die Gesellschaft wirken und sie so hin zu einem positiven Einfluss in allen Dimensionen bringen. Profitabilität ist immer noch wichtig, reicht jedoch in Zukunft in unseren Augen nicht mehr.“

Bei Ihnen bewerben sich zahlreiche Gründer mit den unterschiedlichsten Ideen. Wie sieht der perfekte Start-up-Pitch aus, um Sie zu überzeugen?

„Der beste Pitch, den ich je gehört habe, war ein Drei-Minuten-Pitch ohne Folien. Das Storytelling ist das allerwichtigste: Man muss seinen Zuhörer gewinnen, ihm das Problem vor Augen führen und erklären, wie die Idee einen Markt findet. Hier liegt der Unterschied zwischen Erfindung und Innovation: Es gibt sehr viele Sachen, die total Sinn ergeben und etwas verbessern, aber es ist kein Markt dafür vorhanden. Wenn du in deinem Pitch darauf Wert legst, zu überzeugen, dass es einen Markt gibt und Kunden, die dein Produkt oder die Dienstleistung kaufen, dann ist das ein sehr guter Pitch.“

Einmal in den Accelerator aufgenommen, werden die Gründer ein halbes Jahr lang von Ihnen unterstützt. Wie sieht das aus?

„Die Gründer bekommen gleich zu Anfang und am Ende ihrer Batch-Zeit bei dem Event „Leading Entrepreneurs“ die Möglichkeit, sich und ihre Idee vor rund 600 Gästen vorzustellen. Die Teams bekommen normalerweise Zugang zu einem Coworking Space hier in der LMU, jedoch haben wir im Zuge von Corona unser Programm komplett ins Virtuelle gelegt. Über einen Online-Kommunikations-Space können sie permanent mit uns in Kontakt sein. Dazu kommen dann Ganztagesevents, die essentielles Wissen vermitteln sowie individuelle Coachings, in denen wir mit den Teams die jeweils wichtigen Themen gemeinsam angehen. Die Gründer profitieren von unserem großen Netzwerk und kommen in Kontakt mit erfahrenen Investoren, Industrieexperten und IEC-Alumni, die ihre Erfahrungen weitergeben. Es gibt allerdings etwas, das die Gründer selbst mitbringen müssen. Unser Motto lautet: „Passion not included – you drive your own business“. Diese „Passion“ müssen die Gründer mitbringen und dementsprechend selbst auch die Initiative ergreifen. Wir sagen den Start-ups: „Wir sind euer Netzwerk – nutzt es!“ Denn wenn man ein Business hochzieht, sollte man die Dinge selbst in die Hand nehmen.“

Was ist der Reiz von einem universitären Accelerator im Vergleich zu dem Accelerator eines Unternehmens?

„Ein Unternehmensaccelerator kann den Gründern leicht Zugang zu dem Markt, den Kunden oder dem Know-how des Unternehmens bieten. Zudem können durch eine Kooperation Pilotprojekte realisiert werden, die als „Proof of Concept“ dienen können. Natürlich verfolgt ein Unternehmen immer eigene Ziele in der Kooperation mit einem Start-up, was Gründer beachten sollten. Das universitäre Umfeld hingegen, mit dem gesellschaftlichen Auftrag und keinen vorangestellten Interessen, bietet eine wunderbare Basis zur Ausrichtung auf den individuellen Erfolg eines Start-ups. Ein Pluspunkt ist auch die enge Verknüpfung mit der Forschung und der Zugang zu kostenlosem Wissen. In den unterschiedlichen Gründungsphasen eines Start-ups haben die verschiedenen Accelerator jeweils ihren Sinn. Man sollte also schauen, was das eigene Start-up zu welchem Zeitpunkt braucht. Fakt ist: In einem universitären Start-up-Umfeld kann man wenig verlieren und sehr viel gewinnen.“

Drei Fragen an Felix Schoppa

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2:29 | 09.02.2021

Wie bewerten Sie die deutsche Start-up-Szene im Vergleich zum berühmt-berüchtigten Silicon Valley und auch im Vergleich zu Europa?

„Es wurde immer davon gesprochen, dass wir in Europa und besonders hier in Deutschland eher vorsichtig sind und im Silicon Valley eine risikoaffinere Mentalität herrscht. Wir sind eher die Planer, wollen vorab schon alles wissen und das Risiko minimieren - doch das ändert sich. Es fließt deutlich mehr Investorengeld in Europa und Deutschland und das ist ein klares Zeichen dafür, dass wir auf einem guten Weg sind und aufholen. Berlin gilt schon lange Zeit als anerkannter Start-up-Standort in Europa und der Welt. In den letzten Jahren hat München aber kräftig nachgezogen mit seinem in Europa einzigartigem Ökosystem: Wir haben hier exzellente öffentliche Universitäten und viele große Unternehmen mit reichlich Technologie ansässig. Das zieht enorm viele hervorragende Forscher, Studierende, Talente und Experten an. Im europäischen Vergleich sehe ich Großbritannien als sehr starkes Umfeld für Start-ups. Auch hier fließen viele finanzielle Ressourcen für Start-ups und von politischer Seite gibt es hier gute Bedingungen. Jungen Unternehmen werden dort etwa günstigere regulatorische Bedingungen ermöglicht. Ein tolles Zeichen und für mich etwas, was sich Deutschland mal anschauen sollte, da Markthürden durch politische Vorgaben nicht selten den Start-ups im Weg stehen. Ansonsten sehe ich Deutschland aber schon als sehr gutes Start-up-Umfeld.“

Corona hat auch Auswirkungen auf die Start-up-Szene. Was sind Ihre Beobachtungen - haben Gründer es aktuell schwerer oder birgt die Corona-Krise auch Chancen?

„Das Lieblingszitat unseres LMU IEC Gründers Andy Goldstein lautet: „Every breakdown is an opportunity for a breakthrough“. Das ist gerade wahrer denn je. Ein Beispiel hierfür ist eines unserer Alumni-Start-ups, dessen Geschäftsmodell im Veranstaltungsbereich stark von der Pandemie betroffen wurde. Das Team beobachtete dann aber frühzeitig, dass sich viele Veranstaltungen in den virtuellen Raum verlagern und hat daraufhin die Online-Event-Lösung „Meet Anyway“ ins Leben gerufen. Diese Lösung wird nun vielfach genutzt, unter anderem von uns und vielen größeren Firmen. Man sieht das immer wieder in der Start-up-Welt: Die erfolgreichen Startups beobachten, was sich im Markt verändert und passen ihre Ideen dann an.“

Also jetzt gründen - oder eher noch abwarten?

„Jetzt gründen! Man lernt am besten, wenn man etwas gemacht hat. Dass es auf den ersten Anhieb klappt, ist sehr selten. Daher gibt es in meinen Augen kaum Argumente, eine Gründung zu verschieben. Einfach die ersten Erfahrungen sammeln!“

Bis zum 19. Februar können sich Gründer noch beim IEC Accelerator bewerben. Mehr Informationen gibt es hier.

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