News

Deutschlandstipendiat Cuichi Nathanael Miess: Kickboxtrainer für Integration

14.02.2023

Cuichi Miess gelang es als Erster in seiner Familie, ein Studium zu beginnen. Durch das Deutschlandstipendium hat der Student Zeit, als Box- und Kickboxtrainer jungen Menschen bei der Integration zu helfen.

Deutschlandstipendiat Cuichi Nathanael Miess

Deutschlandstipendiat Cuichi Nathanael Miess | © Jan Greune

Cuichi Miess hat es als Akademiker nicht leicht. Er ist der Erste in seiner Familie, der studiert. Daher muss er sich von seiner Familie auch die ein oder andere Stichelei anhören.

„Ihr wisst doch gar nicht, was Arbeit ist“, sagt seine Schwester oft. Studierende würden Kaffee trinken, um nicht zu schlafen, und wenn sie schlafen könnten, lieber feiern gehen. „Ja, wir sind zeitlich flexibel“, räumt der 25-Jährige dann ein. „Das befreit uns aber nicht davon, gewissenhaft unsere Arbeit zu machen.“

Dieser Punkt ist dem Stipendiaten sehr wichtig. Gerade weil es für ihn nicht selbstverständlich ist, studieren zu können. Sein Vater kommt aus Ecuador und ist Teil der indigenen Kichwa-Minderheit. Seine Mutter ist Siebenbürger Sächsin – eine deutsche Minderheit in Rumänien. In den 1980er-Jahren durfte sie mit ihrer Familie als Spätaussiedlerin nach Deutschland ausreisen und kam nach einiger Zeit in einem Durchgangslager in Geretsried (Landkreis Bad Tölz) in Taufkirchen bei München unter.

Seine Mutter habe ihn immer dazu erzogen, Dinge kritisch zu hinterfragen. „So wurde wahrscheinlich mein politisches Interesse geweckt“, sagt der gebürtige Münchner und lacht. Jetzt macht er den Double Degree Master in Politikwissenschaft an der LMU und der Universität Pompeu Fabra im spanischen Barcelona.

Deutschlandstipendium ermöglicht ehrenamtliches Engagement

Der Weg dahin war nicht einfach. Natürlich unterstützt ihn seine Familie. Doch Cuichi Miess muss seit seinem 18. Geburtstag bei der Miete mithelfen, sonst hätte die Mutter die Wohnung nicht behalten können. Seitdem er ausgezogen ist, braucht er zusätzlich Geld, um sich das Studium und seinen Lebensunterhalt in München finanzieren zu können. Ohne Nebenjob geht das trotz BAföG nicht. Dabei wollte er sich in seiner wenigen Freizeit lieber auf seine ehrenamtliche Tätigkeit konzentrieren.

Zum Glück wurde der frisch eingeschriebene Politikstudent schnell auf das Deutschlandstipendium aufmerksam. Die finanzielle Entlastung erlaubte es ihm nicht nur, manche Hürden einfacher zu nehmen. „Sie ist auch Anerkennung für den Weg, den die Stipendiatinnen und Stipendiaten bisher gegangen sind“, erklärt Cuichi Miess. Außerdem könnten sie sich dadurch stärker auf das Studium und die verschiedenen Ehrenämter konzentrieren.

Er hat vor sieben Jahren den Kampfsport für sich entdeckt und konnte dadurch sein Hobby mit seinem sozialen Engagement kombinieren. „Am Ende profitieren also nicht nur wir von der Anerkennung durch das Deutschlandstipendium, sondern auch andere Menschen in sozialen Projekten.“

Seit Februar 2020 ist Cuichi Miess ehrenamtlicher Box- und Kickboxtrainer beim SV-DJK Taufkirchen. Der Verein ist ein anerkannter Stützpunkt der Initiative „Integration durch Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbunds. In Taufkirchen gibt es viele Migrantenfamilien – zuletzt auch viele aus der Ukraine. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, diese bestmöglich in die Gemeinde zu integrieren. Der 25-Jährige unterrichtet vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. „Es macht mir Spaß, ihnen Werte wie Respekt, Disziplin und Beharrlichkeit zu vermitteln.“ Wer könnte diese überzeugender machen als einer, der es mit diesen Werten als Erster aus einer Einwandererfamilie an die Universität geschafft hat.

Wonach suchen Sie?