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„Die Gesellschaft kann viel von uns erwarten“

02.05.2019

Zum ersten Mal veranstaltet die Fakultät für Physik der LMU einen Tag der offenen Tür und gibt Einblicke den renommierten Fachbereich. Für die Forscherinnen und Forscher wie auch für die Studierenden ist es die Gelegenheit zu erzählen, was sie an der ...

Auf den Gängen der Schellingstraße 4 läuft man schon einmal einem Nobelpreisträger über den Weg. Professor Theodor Hänsch erhielt 2005 für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Laserspektroskopie und die Entwicklung des Frequenzkammes den Physik-Nobelpreis. „Wenn man ihn auf dem Flur trifft und sich unterhält, ist er einfach ein Kollege wie alle anderen“, erzählt Professor Ralf Bender, Dekan der Fakultät für Physik. Starallüren hat Professor Hänsch trotz seines internationalen Erfolges nicht: „Er ist ein toller Kollege. Dass er dank der Carl Friedrich von Siemens Professur auf unbestimmte Zeit weiter forschen kann, ist ein echter Gewinn für uns.“

Seit den Anfängen der Disziplin als naturwissenschaftlicher Zweig der Philosophie forschten und lehrten viele prominente Physiker an der LMU. Die Blütezeit der Münchner Physik begann mit der Berufung Wilhelm Conrad Röntgens, der während seiner Zeit an der LMU 1901 den ersten Physik-Nobelpreis erhielt. Auch sein Zeitgenosse und LMU-Kollege Arnold Sommerfeld hält einen Nobelpreis-Rekord: 81 Mal wurde er für den Preis vorgeschlagen – gewinnen konnte er ihn nie. Dafür brachte er an der LMU so viele Nobelpreisträger wie kaum ein anderer hervor. Unter seinen Studenten waren Hans Bethe, Peter Debye, Wolfgang Pauli und Werner Heisenberg. Hat seine Leidenschaft für Experimente nicht verloren: Nobelpreisträger Professor Theodor Hänsch. Nobelpreis durch Spieltrieb

Mittlerweile ist Professor Hänsch bereits zehn Jahre über das normale Rentenalter aktiv. Teilweise verbringt er immer noch 60 Stunden in der Woche im Labor. Seine Begeisterung für die Physik ist ungebrochen: „Viele, die in der Wissenschaft erfolgreich sind, haben einen gewissen Spieltrieb. Ich habe ihn immer noch nicht verloren.“ Diese Leidenschaft will Hänsch auch weitergeben. „Ich versuche unseren Doktoranden, die in der Wissenschaft ihren eigenen Weg gehen wollen, viel Freiraum zu lassen. Nichts motiviert mehr als das“, erzählt der Experimentalphysiker. Dabei ist ihm wichtig, dass Physik mehr als nur Arbeit ist: „Wir überlegen, welche interessanten Projekte es gibt und welche Spaß machen. Wenn es uns Spaß macht, macht es anderen vielleicht auch Spaß.“

So kam auch Dr. Carleen Kluger zu ihrem heutigen Forschungsgebiet. „Ich bin einfach immer ganz direkt auf Professoren zugegangen, wenn mich etwas interessiert hat und habe nachgefragt, ob es eine Möglichkeit gibt mitzumachen“, erinnert sich die Postdoktorandin. „Meistens hat sich dann auch eine spannende Arbeit ergeben.“ Bereits mit zwölf Jahren konnte sie dank eines Förderprogramms ihrer Schule an der Fakultät für Physik der LMU experimentieren. Heute erforscht sie am Lehrstuhl für Angewandte Physik die mechanische Stabilität von Proteinen. „Im Grunde ziehen wir einfach an den Enden der Proteine“, erklärt Carleen mit einem Augenzwinkern. Dr. Carleen Kluger und Tassilo in ihrem Biophysiklabor. Foto: Jonas Fischer „Der Zusammenhalt ist wirklich stark“

Nach ihrer Promotion am Max-Planck-Institut kehrte sie an die Universität zurück. Der unkomplizierte Austausch über Lehrstühle hinweg ist für sie ein Vorteil einer großen Fakultät. Sie liebt ihre Arbeit und verbringt so viel Zeit im Labor wie möglich. Dass ihr nicht immer genug, denn Familie, Lehre und Forschung unter einen Hut zu bringen, ist nicht leicht. Mittags bleibt sie zum Essen meist direkt im Seminarraum - da sitzen auch ihre Kollegen mit am Tisch. Bachelor- und Masterstudenten, Doktoranden und Postdocs. Ab und zu kommt auch Lehrstuhlinhaber Professor Gaub vorbei. „Er bringt manchmal Bärlauch mit. Dann kochen wir alle gemeinsam“, freut sich Carleen. Besonders liegt ihr aber auch die Lehre am Herzen: „Es macht großen Spaß, das eigene Wissen und die Begeisterung an die Studierenden weiterzugeben.“

Einer dieser Studenten ist Tassilo. Der Zweiundzwanzigjährige steht kurz vor seinem Bachelorabschluss. „Es wäre naheliegend gewesen, wenn ich Jura studiert und bei meinem Vater in der Kanzlei angefangen hätte“, erzählt er. Die Physik begeistert ihn aber nicht nur, weil sie die Welt erklärt, sondern weil sie ihn auch an seine Grenzen bringt. „In der Schule habe ich mir mit dem Lernen leichtgetan. In meinem ersten Semester bin ich dann aber ganz schön auf die Schnauze gefallen“, gibt Tassilo zu. Damit ist er nicht allein. Das Physikstudium ist anspruchsvoll und die Abbrecherquote hoch. Auch Tassilo dachte mehrmals darüber nach, einfach alles hinzuschmeißen. „Meine Leidenschaft für die Physik, aber auch meine Kommilitonen waren es, die mich dazu bewogen haben, weiterzumachen. Unter Physikern hilft man sich. Der Zusammenhalt ist wirklich stark.“ Dekan der Fakultät für Physik Professor Ralf Bender. Foto: Joerg Koch „Sehr gute Forschung hängt an sehr guten Studierenden“

Deswegen könnte er sich auch vorstellen nach seinem Studium noch weiter an der Uni zu bleiben. Allerdings würde ihn auch der Beruf des Patentanwaltes reizen. „Das Tolle an der Physik ist, dass man nicht so stark auf einen Bereich festgelegt ist. Es stehen einem viele Türen offen“, erzählt der Bachelorstudent. Erst will er aber einen Master machen und nach Möglichkeit promovieren. Auch an der LMU. „Ursprünglich hat mich ein Bauchgefühl in Richtung LMU gezogen. Überzeugt zu kommen, haben mich dann das internationale Renommee und die lange Geschichte der Fakultät.“

Die Zukunft der Fakultät sieht Dekan Bender im wissenschaftlichen Nachwuchs: „Sehr gute Forschung hängt an sehr guten Studierenden. Deswegen haben wir auch hohe Ansprüche. Die Gesellschaft kann viel von uns erwarten. Unsere Studierenden und Doktoranden können sich problemlos mit denen aus Harvard und Stanford messen.“ Damit der Nachwuchs gesichert ist, will die Fakultät für Physik zukünftige Studentinnen und Studenten früher in der Schule ansprechen. Außerdem plant die Fakultät Veranstaltungen, um die Physik zugänglicher zu machen. Den Girl’s Day gibt es schon und bald findet zum ersten Mal der Tag der offenen Tür statt. Die Physiker der LMU wollen dort vor Allem eins: Die Leidenschaft weitergeben, die auch Professor Hänsch, Carleen und Tassilo verbindet.

Der Tag der offenen Tür der Fakultät für Physik findet am Samstag, den 04. Mai 2019, von 11 bis 18 Uhr im Haupgebäude der LMU statt. Weitere Informationen und das Programm finden Sie auf der Webseite der Fakultät für Physik .

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