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„Die GSN ist eine Marke geworden“

21.11.2016

Im Fokus der Graduate School of Systemic Neurosciences steht die Frage „Wie funktioniert das Gehirn?“. Doktoranden aus der ganzen Welt versuchen in der School, Antworten darauf zu finden.

Die Graduiertenschule beim Internationalen Cooks-on-Campus-Abend

Die mongolische Rennmaus muss blitzschnell lokalisieren, woher Geräusche kommen – das ist überlebenswichtig für sie. Dabei erreicht der Schall beide Ohren, das dem Geräusch zugewandte Ohr Mikrosekunden früher. Die betroffenen Neuronen im Hirn werden je nach Richtung der Schallquelle erregt oder gehemmt. Die Australierin Kiri Couchman untersucht insbesondere die synaptische Basis, die diesem Mechanismus zugrunde liegt. Sie hat unter anderem herausgefunden, dass nur sehr wenige Fasern gehemmt beziehungsweise erregt werden müssen, um auf das jeweils zugehörige Ausgangsneuron des Schaltkreises eine sehr stark hemmende Wirkung zu haben oder um es zu aktivieren.

Couchman ist Absolventin der Graduate School of Systemic Neurosciences, kurz GSN-LMU, die im November vor zehn Jahren startete. Die Funktionsweise des Gehirns zu erforschen haben sich die Doktoranden und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen auf die Fahnen geschrieben. Dabei ist die Schule interdisziplinär angelegt – das Spektrum reicht von der Philosophie bis zur Biochemie beziehungsweise –physik. Die Neurobiologin Couchman schätzte gerade diese Interdisziplinarität sehr, zumal sie selbst auch Philosophie studiert hat. „Wir haben in regelmäßigen Lectures der unterschiedlichen Fächer faszinierende Einblicke gewonnen und interessante Fragestellungen kennengelernt; wir haben Dinge gelernt, die wir bei reiner Fokussierung auf unser Spezialgebiet nie erfahren hätten.“ Vier Jahre hat die 32-jährige, die jetzt am Institut Pasteur in Paris forscht, an der GSN promoviert, wobei sie vor allem die Infrastruktur in München sehr beeindruckt hat.

„Die GSN ist der beste Klebstoff“ In der bayerischen Metropole ist ein starker Standort im Bereich der Neurowissenschaften, in den die GSN eingebunden ist und der in Deutschland seinesgleichen sucht: Ob das Bernsteinzentrum für Computational Neurosciences München, die Max-Planck-Institute für Neurobiologie, Ornithologie und Psychatrie, verschiedene Sonderforschungsbereiche oder das Helmholtz Zentrum München – dieses Netzwerk sorgt für eine exeptionelle Bandbreite in Forschung und vor allem auch in der Ausbildung hervoragenden Nachwuchses. „Die GSN ist in diesem Netzwerk der beste Klebstoff“, sagt Benedikt Grothe. Der Professor für Neurobiologie und Sprecher der Graduiertenschule betont, dass gerade die Doktorandinnen und Doktoranden der GSN, die in den beteiligten Institutionen forschen, gute Kommunikatoren seien und die Vernetzung fundierten. „Das wird auch so bleiben“, ist sich der Neurobiologe sicher, nicht zuletzt, da die School auch über das Ende der Exzellenzinitiative im Jahr 2017 bestehen wird.

International hat sie sich in der vergangenen Dekade eine enorme Reputation aufgebaut: Bewerberinnen und Bewerber aus der ganze Welt interessieren sich für eine Promotion an der GSN; auch der Anteil der Doktoranden aus anglophonen Länder ist deutlich gestiegen. Zudem nähmen Kooperationsanfragen kontinuierlich zu, so Grothe. „Da sagen wir mittlerweile meistens ‚nein‘.“ Er setzt auf wohl ausgewählte Verbindungen – unter anderem zur Harvard University oder zur University of Queensland in Brisbane. „Wir versuchen, unsere Kooperationen zu limitieren, obwohl wir natürlich offen bleiben. Unsere Absolventen können ja auch überall hingehen.“ Wie Dr. Kiri Couchman zum Beispiel nach Paris. Sie freut sich auch an ihrer neuen Wirkungsstätte über die Freundschaften, die entstanden sind und auch über die gemeinsame Zeit an der GSN hinaus Bestand hätten. „Wir haben uns super verstanden – ob im eigenen Labor oder in den wöchentlichen Treffen und Nachbereitungen mit allen Teilnehmern. Und diese Kontakte sind geblieben.“ Nicht zuletzt sorgt für die internationale Attraktivität der School auch ihre weitgehende strukturelle Eigenständigkeit. So vergibt sie sogar einen eigenen Ph.D. und unterscheidet sich nicht nur damit deutlich von thematisch ähnlich gelagerten Einrichtungen in Deutschland.

Die GSN-LMU ist eine Erfolgsgeschichte, wenngleich Benedikt Grothe einräumt: „Anfangs hatten wir vollkommen unterschätzt, was da auf uns zu kommt.“ Aber Nachbesserungen in Hinblick auf Management und Doktorandenbetreuung hätten diese Fehleinschätzungen korrigiert. Grothe sieht die School auf einem guten Weg und vor allem als wichtige Einrichtung, um weltweite hervorragende Nachwuchswissenschaftler an die Isar zu locken. Das wird in Zeiten des demographischen Wandels auch immer wichtiger.

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