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Falsche Erwartungen und das richtige Studium

03.07.2018

„Egal, ob Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!“ Falsche Vorstellungen sollten im Prozess der Studienwahl keine Rolle spielen. Aber wie finden Studieninteressierte heraus, welches Studium zu ihnen passt? Ein Interview mit Studienberaterin Andrea Lutz.

Falsche Vorstellungen von Studienfächern – begegnen Sie diesen häufig? Häufiger ist, dass sich Studieninteressierte noch nicht oder nicht ausreichend informiert haben. Es gibt aber nicht wenige Schüler, die falsche Vorstellungen haben – beispielsweise werden Erfahrungen mit einem Schulfach wie Geschichte, Mathematik oder Deutsch häufig auf die Studienfächer projiziert, obwohl das eine mit dem anderen wenig zu tun hat. Vorsicht ist deshalb geboten: Falsche Vorstellungen und zu wenig Kenntnis bergen die Gefahr, dass Studieninteressierte passende Fächer ausschließen oder Fächer einbeziehen, die nicht zu ihnen passen.

Wie kann man diesen falschen Vorstellungen vorbeugen? In erster Linie durch Information. Studieninteressierte sollten die Angebote und Möglichkeiten zur Recherche nutzen, sich viele Informationen holen und mit Leuten sprechen. Und dabei vor allem: Fragen stellen! Wir können Studieninteressierte nur ausdrücklich ermuntern nachzufragen – denn darum geht es ja auch später im Studium. Einen ersten Überblick können Studienwahltests geben, besser jedoch ist es, gezieltere Angebote zu nutzen wie Schnuppervorlesungen, Beratungen durch Studien- oder Fachstudienberater, Self-Assessments…

Was ist der Unterschied zwischen Studienwahltests und Self-Assessments? Allgemeinere Studienwahltests können ganz am Anfang des Prozesses hilfreich sein. Aber sie dienen maximal einer ersten Orientierung, denn meist bekommen Studieninteressierte als Ergebnis eine lange Liste an Studienfächern mit sehr großer inhaltlicher Bandbreite. Self-Assessments bieten intensivere Einblicke in Studienfächer – in die Arbeitsformen, den Aufbau und die inhaltliche Bandbreite eines Studiums. Wieviel Vorlesung, wieviel Labor steckt in einem Studienfach, welche Studienwege und Schwerpunkte sind möglich? Die Assessments ermöglichen Einblicke, was in den nächsten drei Jahren auf den späteren Studierenden zukommt. Und weil das Studium drei Jahre den Alltag dominiert, sollte es natürlich zur jeweiligen Persönlichkeit passen.

Sie sprechen von Persönlichkeit: Welche Rolle spielen die eigenen Fähigkeiten und Interessen bei der Studienwahl? Es gibt im Prozess der Studienorientierung und -wahl ist viele Unsicherheiten, was Berufsmöglichkeiten und überhaupt zukünftige Entwicklungen betrifft, die nicht selten schwer absehbar oder planbar sind. Womit Studieninteressierte sich allerdings gut auseinandersetzen können, ist die eigene Persönlichkeit. Interessen, Fähigkeiten, und auch die Werte, die man hat, spielen bei der Studienentscheidung eine große Rolle. Eine sorgfältige Auseinandersetzung mit sich selbst ist fundamental wichtig für die Entscheidungsfindung.

Wer sind hierbei gute Ratgeber? Sind Eltern gute Ratgeber? Prinzipiell ist es gut, dass Studieninteressierte – und wir sprechen ja hier meist von sehr jungen Menschen – nicht alles alleine mit sich ausmachen. Es geht darum, Puzzlesteine zu sammeln – wie andere einen wahrnehmen, was für Stärken sie sehen. Eltern kennen ihre Kinder oft am besten und können deshalb gute Ratgeber sein. Aber auch Freunde und andere Menschen aus dem Umfeld, die einen gut kennen. Allerdings sollte sich der Rat mehr auf das Reflektieren der Persönlichkeit, nicht auf die konkrete Studienentscheidung beziehen. Wenn also der Rat zum Beispiel ist, man solle Medizin studieren, sollten Studieninteressierte diesen hinterfragen: Warum denkst du, dass Medizin das Richtige für mich ist?

Gibt es denn „die richtige Entscheidung“ bei der Studienwahl? Es hilft nicht, wenn Schüler und deren Umfeld zu einem so frühen Zeitpunkt im Leben die perfekte Entscheidung erwarten, die für die nächsten Jahrzehnte Gültigkeit haben muss und diese prägt. Das ist extrem viel Druck, der eher lähmend wirkt anstatt Ressourcen freizusetzen. Der Blick auf die nächsten drei Jahre ist ohnehin absehbarer und realistischer. Meist hilft es den Studieninteressierten, zu wissen, dass es für die meisten nicht „die eine richtige Entscheidung“ gibt, sondern für sehr viele Menschen viele gute Entscheidungen.

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