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Geophysik: Besserer Blick ins Erdinnere

29.04.2022

Der LMU-Geophysiker Max Moorkamp hat eine Methode entwickelt, mit der die Zusammensetzung der Erde besser untersucht werden kann.

© adobestock / pobaralia

Kenntnisse über den Aufbau und die Zusammensetzung der Erdkruste sind wichtig, um die Dynamik der Erde zu verstehen. So spielt etwa das Vorkommen von Flüssigkeiten oder Gesteinsschmelzen bei plattentektonischen Prozessen eine große Rolle. Der größte Teil des Wissens hierzu stammt aus geophysikalischen Untersuchungen. Der Zusammenhang zwischen messbaren geophysikalischen Parametern und den tatsächlichen Verhältnissen im Erdinneren ist allerdings oft nicht eindeutig. Um dies zu verbessern, hat der LMU-Geophysiker Max Moorkamp nun eine neue Methode entwickelt: Dabei werden Daten zur Verteilung der elektrischen Leitfähigkeit und Dichte in der Erdkruste mithilfe eines aus der medizinischen Bildgebung abgeleiteten Verfahrens kombiniert und verrechnet. „Der Vorteil dabei ist, dass die Zusammenhänge zwischen den beiden Parametern Teil der Analyse sind“, sagt Moorkamp. „Für geophysikalische Anwendungen ist das völlig neu.“

Mittels der neuen Methode konnte Moorkamp für den Westen der Vereinigten Staaten zeigen, dass bisherige Annahmen zur räumlichen Verteilung von Magma und Flüssigkeiten in diesem Gebiet möglicherweise zu vereinfacht sind. Aufgrund von Messungen zur elektrischen Leitfähigkeit gingen Forschende bisher davon aus, dass in geologisch jungen und aktiven Regionen geschmolzenes Gestein (Magma) und Flüssigkeiten weit verbreitet sind, während ältere und stabile Regionen praktisch frei davon sind. „Die neuen Ergebnisse zeigen aber ein komplexeres Bild“, sagt Moorkamp. Die elektrische Leitfähigkeit von geschmolzenem Gestein und Flüssigkeiten ist derjenigen von festen Graphiten und Sulfiden sehr ähnlich – im Gegensatz zu Schmelzen und Flüssigkeiten sind diese aber ein Zeichen alter geologischer Aktivität.

Moorkamp konnte mit seiner Methode erstmals zwischen beidem unterscheiden und so nachweisen, dass sogar im Umfeld des sehr aktiven Yellowstone-Gebiets fluid-dominierte Strukturen und fluid-freie Regionen mit Graphiten und Sulfiden direkt nebeneinander liegen. Der Geophysiker schließt daraus, dass im Vergleich zur aktuellen geologischen Aktivität, die geologische Geschichte – also frühere plattentektonische Prozesse – deutlich stärkere Auswirkungen auf die Lokalisierung von Fluiden hat als bislang angenommen. Dies könne möglicherweise eine Überprüfung früherer Ergebnisse nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern weltweit, erfordern. Zudem könne das Verfahren auch bei der Suche nach geothermaler Energie oder Mineralvorkommen von großer Hilfe sein.

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