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Habilitanden und Promovenden ausgezeichnet

13.07.2020

In diesem Jahr werden sechs Promovenden und zwei Habilitanden mit Förderpreisen der Münchener Universitätsgesellschaft ausgezeichnet.

Promotionsförderpreise 2020

Dr. Lu Li , Fakultät für Betriebswirtschaft, erhält den Promotionsförderpreis für ihre Arbeit „Essays on Information, Risk Preferences, and Risk Management“.

In ihrer Arbeit untersucht Lu Li vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung von Informationstechnologie und Datenanalyse die Verhaltens- und Wohlfahrtskonsequenzen von Information bei Entscheidungen zum Risikomanagement. Insbesondere dokumentiert sie die Interaktion zwischen Information und Präferenzen und schlägt damit eine natürliche Brücke von der klassischen Entscheidungstheorie zu modernen verhaltensökonomischen Ansätzen. Lu Li erweitert klassische, entscheidungstheoretische Studien um den Einfluss der technologischen Unsicherheit. Sie analysiert, ob Entscheidungsträger auf solch unvollständiges Wissen mit verstärkten Risikomaßnahmen reagieren und wie sich das Wissen über technologische Unsicherheit auf Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden auswirkt. Und schließlich untersucht sie empirisch den Einfluss der psychischen Gesundheit auf die Bereitschaft, Risiken zu übernehmen. Ein Teilprojekt der Dissertation wurde zwischenzeitlich mit dem SCOR/EGRIE Young Economist Best Paper Award ausgezeichnet. Ihre Dissertation ist außerdem mit dem renommierten Ernst Meyer-Preis der International Association for the Study of Insurance Economics – The Geneva Association geehrt worden.

Dr. Lu Li ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Risikomanagement und Versicherung der LMU.

Dr. med. vet. Franziska Wieländer , Tierärztliche Fakultät, wird für ihre Dissertation „Clinical and electroencephalographic characterization of Juvenile Myoclonic Epilepsy in Rhodesian Ridgeback dogs” ausgezeichnet.

Franziska Wieländer hat in ihrer Arbeit ein Tiermodell für eine der häufigsten Epilepsien beim Menschen im Kindes- und Jugendalter, die juvenile myoklonische Epilepsie, entdeckt. Sie hat dieses spontane Modell bei Hunden der Rasse Rhodesian Ridgeback im Detail klinisch und elektroenzephalographisch beschrieben und war in einer internationalen Kooperation an der Identifikation des kausalen Gens in ihrer Kohorte von Ridgebacks beteiligt. Die Arbeit zeigt, dass die Epilepsie des Hundes einen reichen Fundus für die Entdeckung neuer Epilepsiegene und Pathomechanismen bietet. Die Ergebnisse ihrer Arbeit hat Franziska Wieländer hochrangig in einem internationalen Konsortium publiziert.

Dr. med. vet. Franziska Wieländer ist Clinical Instructor, Service Neurologie, am Zentrum für klinische Tiermedizin der LMU.

Ebenfalls ein Promotionspreis geht an Dr. med. vet. Arne Hinrichs , Tierärztliche Fakultät. Er wird für seine Arbeit „Generation and characterization of a pig model for Laron syndrome“ ausgzeichnet.

Das Laron-Syndrom wurde erstmals 1966 beschrieben. Ursächlich sind Mutationen im Wachstumshormon-Rezeptor (GHR)-Gen, die dazu führen, dass GHR komplett fehlt oder funktionslos ist. Nachdem es weltweit nur wenige Hundert Laron-Patienten gibt, sind Tiermodelle essentiell, um die Pathomechanismen der Erkrankung zu studieren. Arne Hinrichs hat im Rahmen seiner Dissertation mithilfe der Genschere CRISPR-Cas9 ein GHR-defizientes Schweinemodell generiert und umfassend charakterisiert. Das Modell zeigt die charakteristischen Veränderungen des menschlichen Laron-Syndroms und bildet die Erkrankung wesentlich besser ab als existierende Mausmodelle. Die Ergebnisse der Arbeit konnte Arne Hinrichs in der angesehenen Zeitschrift Molecular Metabolism veröffentlichen.

Dr. med. vet. Arne Hinrichs ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie der LMU.

Dr. Thomas Oehl , Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaften, wird für seine Dissertation „Die Aktivität der Wahrnehmung und die Metaphysik des Geistes. Eine aktualisierende Lektüre von Hegels Philosophie des Geistes“ ausgezeichnet.

Die Arbeit von Thomas Oehl verbindet die Analyse des klassischen Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel mit der Erörterung zentraler Positionen der Gegenwartsphilosophie, insbesondere von John McDowell und seiner Schule. Die Untersuchung sei nicht nur „eine Exegese Hegels“, sondern der Versuch, „auf den heutigen Zeitgeist einzugehen, etwas zu artikulieren, das nicht Hegels Sache ist, sondern diejenige Sache, die auch Hegel zu aktualisieren suchte“, heißt es in der Laudatio als Zitat des Programms der Arbeit. Am Ende ergebe sich ein Gesamtbild der Philosophie Hegels, dass dazu angetan sei, in die aktuellen Debatten des gegenwärtigen Denkens kritisch einzugreifen.

Thomas Oehl ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Philosophie II der LMU (Prof. Dr. Axel Hutter).

Dr. Benedict Seiferle , Fakultät für Physik, wird für seine Arbeit „Characterization of the 229Th nuclear clock transition“ mit dem Promotionspreis ausgezeichnet.

Der am niedrigsten angeregte Kernzustand aller bekannten Atomkerne, das sogenannte „Thorium-Isomer“, wird als der einzige Kandidat gehandelt, um eine den gängigen Atomuhren überlegene hochpräzise „Kernuhr“ zu entwickeln. Benedict Seiferle konnte mit den Ergebnissen seiner Arbeit wesentlich zu Charakterisierung des Thorium-Isomers beitragen. Zunächst gelang ihm die erstmalige Messung der Lebensdauer des (neutralen) Isomers, schließlich die erstmalige direkte und präzise Messung der Anregungsenergie des Isomers, des „Heiligen Grals“ auf diesem Feld. Mit diesem Resultat ist die Realisierung der Kernuhr in greifbare Nähe gerückt, Seiferle konnte es als Erstautor in Nature veröffentlichen. Er ist außerdem Erst- oder Koautor unter anderem von zwei weiteren Arbeiten in Nature und zwei Publikationen in Physical Review Letters.

Dr. Benedict Seiferle ist Postdoktorand in der Fakultät für Physik der LMU.

Ein Promotionspreis geht auch an Dr. Marcel Dann , Fakultät für Biologie, für seine Dissertation „Mechanisms of Photosynthetic High-Light Tolerance“.

Marcel Dann hat in seiner Dissertation an der grundlegenden Veränderung und Verbesserung der Photosynthese mithilfe Synthetischer Biologie und Labor-Evolution gearbeitet. Mit seinen Experimenten ging er zwei Themenkomplexe an: Erstens den Austausch eines kompletten Photosystems zwischen einer Pflanze und einem Cyanobakterium; als Pilotprojekt hierbei die Komponenten für pflanzlichen zyklischen Elektronentransport in ein Cyanobakterium. Die Ergebnisse konnte er als Erstautor in Nature Communications publizieren. Und zweitens die Erhöhung der Robustheit der Photosynthese gegenüber extremen Umweltänderungen durch Labor-Evolution.

Dr. Marcel Dann ist Postdoktorand in der Fakultät für Biologie der LMU.

Habilitationsförderpreise 2020

PD Dr. Anette Schlimm , Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften, wurde für ihre Arbeit „Übergangsgesellschaften regieren. Drei Dörfer und die Moderne“ mit dem Habilitationsförderpreis der Münchener Universitätsgesellschaft ausgezeichnet.

Geschichts- und Sozialwissenschaften haben die Entwicklung der Moderne bisher fast ausschließlich von der Stadt her argumentiert. Anette Schlimm hat sich in ihrer Arbeit zum Ziel gesetzt, Geschichte von etwa 1850 bis 1950 konsequent vom Land her zu denken. Sie nimmt dazu die „Regierung“ ländlicher Gemeinden in den Blick: Wie wurden diese regiert, wie regierten sie sich selbst? Wie gingen sie, vermeintlich rückständig und unpolitisch, mit Politik um in einer Zeit, in der der rasante Wandel zu Dauerzustand wurde? Die Arbeit macht die gesellschaftlichen Dynamiken auf der Mikroebene historisch greifbar. Im Fokus stehen drei Dörfer mit damals zwischen 500 und 1000 Einwohnern: Bernried am Starnberger See, Mahlow in Kreis Teltow unweit Berlin und Wolxheim im Unterelsass.

PD Dr. Anette Schlimm ist Akademische Rätin (a.Z.) am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU.

PD Dr. rer. nat. Susanna Zierler , Medizinische Fakultät, wird für ihre Arbeit „Bedeutung von Kationenkanälen für die Regulation und die Homöostase des Immunsystems“ ausgezeichnet.

Susanna Zierlers Habilitationsschrift behandelt die bisher unbekannte Rolle von Ionenkanälen in Immunzellen. Um ihre komplexen Aufgaben erfüllen zu können, müssen Immunzellen präzise Signale von außen wahrnehmen und in die Zelle weiterleiten, damit es am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu einer spezifischen und angemessenen Immunantwort kommt. Rasche Änderungen der intrazellulären Calcium-Konzentration sind für die Aktivierung von Immunzellen unerlässlich. Jedoch ist bisher weitgehend unverstanden, wie die rasche Bewegung von Calcium und anderen Ionen gesteuert wird. Genau hier setzt die Arbeit von Susanna Zierler an. Sie konnte die genaue Rolle verschiedener Kanalproteine – vor allem der Transient Receptor Potential-Kanalfamilie – bei der Immunzellaktivierung aufklären und sie als neue therapeutische Ziele identifizieren. Ihre Ergebnisse konnte Susanna Zierler hochrangig publizieren.

PD Dr. Susanna Zierler ist Arbeitsgruppenleiterin – Akademische Oberrätin am Walther-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie der LMU.

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