„Ich war hier“
18.04.2017
Inschriften aus der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit ermöglichen einen Blick auf das Alltagsleben der Menschen in verschiedenen Epochen. Eine Konferenz an der LMU greift das Thema interdisziplinär auf.
18.04.2017
Inschriften aus der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit ermöglichen einen Blick auf das Alltagsleben der Menschen in verschiedenen Epochen. Eine Konferenz an der LMU greift das Thema interdisziplinär auf.
Bittinschriften an ägyptischen Tempeln, Handwerkergraffiti in mittelalterlichen Kirchen oder Botschaften von Häftlingen an den Wänden von Gefängnissen – Graffiti sind keine Erfindung der Moderne, wie man angesichts in bunten Farben gesprühter Schriftzeichen an U-Bahnhöfen meinen könnte. Vielmehr umfasst der Begriff verschiedene Formen von Inschriften aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte.
Graffiti sind daher sowohl in der Archäologie als auch in den Geschichtswissenschaften Gegenstand der Forschung: Sie dienen als Quellen, die Einblicke in das Alltagsleben in verschiedenen historischen Kontexten ermöglichen. Eine Konferenz am Institut für Klassische Archäologie der LMU vom 20. bis 22. April widmet sich nun der deutschsprachigen Graffitiforschung mit dem Ziel, eine epochenübergreifende und interdisziplinäre Diskussion zu den Forschungsmethoden und -perspektiven anzustoßen.
„Graffiti verbinden persönliche Schicksale mit Orten und eröffnen uns neue Einblicke auf Menschen und ihre Lebensbedingungen in früheren Epochen. Sie erzählen, was in offiziellen Inschriften oder Dekreten von Herrschenden nicht vorkommt: die Lieben und Leiden der normalen Menschen“, sagt Dr. Polly Lohmann, die an der Munich Graduate School for Ancient Studies der LMU zum Thema promoviert hat und die Veranstaltung organisiert. „Das, was Menschen an Wände schreiben, hat sich in mehr als 2000 Jahren kaum verändert“, sagt Lohmann. Die typische Botschaft lautete schon immer: „Ich war hier.“
Am Donnerstag, 20. April, hält LMU-Professor Stefan Ritter um 19 Uhr einen öffentlichen Abendvortrag über „Belebte Bilder: Dialogische Graffiti in pompejanischen ‘Kneipenszenen‘“. Zwei öffentliche Veranstaltungen am Samstag, 22. April, behandeln Graffiti, die Häftlinge in dem Gestapogefängnis in Köln und dem Ghetto Theresienstadt hinterlassen haben. Mehr zur Konferenz und dem Programm