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Impfstoffkandidat bald in klinischer Studie

17.06.2015

LMU-Forscher haben ihren Impfstoffkandidaten gegen das MERS-Coronavirus in einem präklinischen Test erfolgreich getestet. Nun ist eine klinische Studie in Planung.

Bislang gibt es keine vorbeugende Impfung gegen das Middle East Respiratory Syndrom Coronavirus (kurz: MERS-CoV), mit dem sich in jüngster Zeit mehr als 150 Menschen in Südkorea infiziert haben und das tödliche Krankheitsverläufe verursachen kann. Forscher um Professor Gerd Sutter, Inhaber des Lehrstuhls für Virologie am Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen der LMU, haben bereits vor zwei Jahren einen möglichen Impfstoffkandidaten entwickelt. Nun haben sie seine Wirksamkeit in einem weiteren präklinischen Test nachgewiesen – die Voraussetzung, um seine Verträglichkeit am Menschen zu überprüfen. Über ihre jüngsten Ergebnisse berichten die LMU-Virologen aktuell in der Fachzeitschrift Journal of Virology.

Der Impfstoffkandidat MVA-MERS-S wurde von dem Team um Sutter in Zusammenarbeit mit Forschern der Philipps-Universität Marburg und des Erasmus Medical Center Rotterdam auf Basis des Modifizierten Vacciniavirus Ankara (MVA) entwickelt. Die Impfviren MVA sind molekularbiologisch so modifiziert, dass Proteine von Krankheitserregern als Impfantigene hergestellt werden können. Dabei wurde die genetische Information des Krankheitserregers, in diesem Fall also des Coronavirus, in das Genom der MVA-Viren geschleust.

Sicher in der Wirkung

„Wir konnten nun erstmals im Mausmodell die Wirksamkeit unseres MVA-MERS-S Impfstoffkandidaten gegen MERS-CoV-Belastungsinfektionen zeigen“, sagt Dr. Asisa Volz vom Lehrstuhl für Virologie. Zuvor hatten die Forscher die Immunogenität bereits in Zellkulturen nachgewiesen: Er sorgt dafür, dass sich ausreichend MERS-CoV neutralisierende Antikörper bilden.

In dem aktuell im Journal of Virology veröffentlichten Test wurden gentechnisch veränderte Mäuse, die für das Coronavirus empfänglich sind, mit MVA-MERS-S geimpft. Bei den geimpften Mäusen, die mit einer hohen Dosis des MERS-CoV infiziert wurden, war die Virenkonzentration verglichen mit nicht geimpften Tieren deutlich reduziert. „Dieser Test zeigt, wie sicher und effektiv unser Impfstoffkandidat ist. Es besteht keine Gefahr, dass sich durch die angeregte Immunantwort die Infektion mit dem Coronavirus noch verstärken könnte“, sagt Gerd Sutter.

Der Impfstoffkandidat MVA-MERS-S erfüllt damit inzwischen wichtige Voraussetzungen, um im Rahmen einer klinische Studie erstmals am Menschen getestet zu werden. Das Projekt „GMP manufacture and Phase I clinical investigation of MVA-MERS-S, an experimental prophylactic vaccine against the Middle East Respiratory Virus Syndrome” wird nun am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung unter der Leitung von Gerd Sutter durchgeführt; Mittel in Höhe von knapp 1,5 Millionen Euro sind bereits zugesagt.

Das MERS-CoV verursacht grippeähnliche Krankheitsverläufe, die zum Tod führen können. Es ist seit dem Jahr 2012 bekannt und trat zunächst im saudi-arabischen Raum auf. Der aktuelle MERS-Ausbruch in Südkorea ist die bislang größte registrierte Infektionswelle außerhalb des Nahen Ostens. Er geht auf einen Patienten zurück, der zuvor mehrere Länder auf der arabischen Halbinsel bereist hat. Auch in Deutschland wurden in den vergangenen Jahren Patienten mit einer MERS-Infektion behandelt, die diese von Reisen im Nahen Osten mitgebracht hatten.(Journal of Virology, Mai 2015)                                    nh

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