Als Lena Daumann erfuhr, dass sie mit dem Therese-von-Bayern-Preis ausgezeichnet wird, war die Forscherin sofort begeistert. „Ich freue mich sehr, einen Preis zu bekommen, bei dem ich mich mit der Namensgeberin so gut identifizieren kann. Therese von Bayern ist in ihrem Leben viel gereist, war sehr weltoffen und hat sich in verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften engagiert – das beeindruckt mich“, sagt die 35-Jährige.
An der LMU forscht die junge Professorin auf dem Gebiet der Bioanorganischen Chemie der Selten-Erd-Elemente (SEE). Sie kommen in Euro-Geldscheinen und Leuchtstoffröhren vor, aber auch in Smartphones oder MRT-Kontrastmitteln. Seit einiger Zeit weiß man, dass auch Bakterien SEE zum Leben brauchen und sie eine wichtige Rolle in deren Stoffwechsel übernehmen. „In meiner Forschung isoliere ich SEE-haltige Proteine aus diesen Bakterien und versuche herauszufinden, warum die Natur diese Elemente ausgewählt hat. Als Bioanorganikerin geht es mir darum, die Rolle von Metallen in Lebensprozessen zu verstehen“, erklärt sie.
„Manchmal reicht schon ein kleiner Anstoß“
Besonders am Herzen liegt ihr die Lehre: „Wir brauchen jetzt und auch in Zukunft Wissenschaftler, die angemessen mit Daten und Fakten umgehen können. Deshalb finde ich es wichtig, junge Leute für die wissenschaftliche Arbeit zu begeistern“, sagt Lena Daumann. Es sei schön zu sehen, dass in ihren Vorlesungen die Teilnehmerzahlen innerhalb des Semesters steigen anstatt abzunehmen. „Das gibt mir einiges an Energie zurück, die ich in die Vorbereitung stecke.“ Auch für Lehramtsstudierende gibt sie Vorlesungen – für sie ein großes Anliegen, denn sie seien es, die künftige Generationen ausbilden. In verschiedenen Projekten engagiert sich Lena Daumann dafür, Wissen an junge Generationen weiterzugeben. Aktuell arbeitet sie im Projekt „Our common future“ der Robert-Bosch-Stiftung daran, gemeinsam mit einer Schülergruppe geeignete Recyclingmethoden für Seltene Erden zu ermitteln
„Ich freue mich, wenn junge Leute erfolgreich sind und ich ihnen auf ihrem Weg helfen kann. Manchmal genügt auch schon ein kleiner Anstoß, etwa wenn man einen Studenten auf eine Veranstaltung aufmerksam macht, die für ihn bereichernd sein könnte“, erklärt Daumann. Während ihrer Promotion an der University of Queensland in Australien war ihr Doktorvater Lawrie Gahan ein wichtiger Mentor für sie und ist bis heute ein Vorbild. „Ich habe gespürt, dass er echtes Interesse am Erfolg seiner Mentees hatte. Mit meinen Fragen konnte ich jederzeit zu ihm gehen und habe ehrliches Feedback zu meinen Forschungsvorhaben erhalten.“
Auf Reisen wie Therese von Bayern
Eine Frage, die Studierende Lena Daumann oft stellen, vor allem wenn das Studium seinem Ende entgegen geht: Warum hat sie sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden? „Für mich ist das immer schwierig zu beantworten, denn ich wollte schon im Kindergarten Professor werden. Damals sah ich in meiner Vorstellung genauso aus wie man sich den typischen ‚verrückten Professor‘ vorstellt, mit weißen Haaren, völlig versunken in der Wissenschaft – und es war mir egal, dass das später wahrscheinlich nicht der Fall sein würde“, erinnert sich Lena Daumann und lacht. „Aber ich wollte schon immer Forschungsfragen nachgehen dürfen und junge Wissenschaftler ausbilden. Es ist ein tolles Gefühl, im Labor ein Molekül oder Protein zu isolieren, das noch niemand zuvor in den Händen gehalten hat.“
Von dem Preisgeld, das sie mit der Auszeichnung erhält, möchte sie ein langes Wochenende für einen Rückzug mit ihrer Arbeitsgruppe vom Arbeitsalltag finanzieren. „Mein Plan ist eine Art Retreat, bei dem wir uns als Gruppe mit verschiedenen Themen auseinandersetzen“, beschreibt die Professorin. „Meine Gruppe hat mich immer sehr unterstützt und ich möchte etwas zurückgeben.“ Wenn sie neben Forschung und Lehre noch Zeit findet, verbringt Lena Daumann diese am liebsten in der Natur. Seit neuestem bewirtschaftet sie in Großhadern, gleich um die Ecke des Instituts, einen kleinen Garten. Und zum Schreiben neuer Paper oder Grants geht sie, ganz wie Therese von Bayern, auf Reisen. Ihr Lieblingsziel: Australien. „Das Land ist für mich wie eine zweite Heimat“, sagt sie, und ergänzt mit Blick auf die Klimabilanz: „Wenn ich unterwegs bin, versuche ich, Arbeit mit Urlaub zu kombinieren und das emittierte CO2 zu kompensieren.“