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Kunst aus dem Paralleluniversum

21.01.2020

Wer würde nicht gerne in einem neoklassischen Schlösschen wohnen? Die ägyptische Künstlerin Rana ElNemr kann dies. Zumindest in diesem Semester. Auf Einladung des Instituts für Kunstpädagogik residiert sie als Artist in Residence in der Ebenböck-Villa...

Von ihrem Schreibtisch aus schaut Rana ElNemr direkt in den mit Bäumen, Sträuchern und Hecken angelegten französischen Park der Villa. So ein Blick auf ihre Umgebung kann schon ein erster Impuls für zukünftige Arbeiten sein. Immer geht es ihr um die Frage, was es bedeutet, Raum und Zeit zu erleben und diese Erfahrung durch Fotografie, Film, Texte und Gespräche zu reflektieren. Ein Blick auf die Natur, ob aus dem Fenster, beim Spaziergang durch München oder an ihrem Lieblingsplatz im Garten des Ebenböckhauses lässt ElNemr über die Spiritualität ihrer Umgebung nachdenken.

So fragt sich die Künstlerin zum Beispiel beim Anblick eines Baumes oder eines Alltagsgegenstandes: „Wie erweitert sich Raum und Zeit in unserem Geist und Körper?“ Durch die Betrachtung der Natur und ihre Vorstellungskraft erschafft sie ein Paralleluniversum und ergründet es mit philosophischen und physikalischen Überlegungen. „Zuerst spüre ich eine starke Verbindung zu Dingen – sie erzählen mir etwas. Es ist also nicht so, dass ich etwas sehe und gleich weiß, was es ist – das kommt erst sehr viel später, intuitiv“, erklärt ElNemr. „Es schält sich dann das Geheime, das Verletzliche oder auch das Politische aus den Dingen.“

In der Ausstellung „fine structure constant“ in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste verbindet sie ihre Bilder, Skulpturen und Videos mit dem Raum selbst. Den Ausstellungstitel erklärt ElNemr so: „Er verweist auf die dimensionslose Größe der Feinstrukturkonstante in der Physik, die keinen festen Wert hat und in der Praxis gemessen werden muss. In der Ausstellung will ich die Besucher zum Messen und Beobachten einladen.“ Ausstellungseröffnung ist am 22. Januar 2020 um 19 Uhr in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Max-Joseph-Platz 3.

Rana ElNemr lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in Kairo und ist in Ägypten, aber auch international, vor allem mit genrekritischen visuellen Essays bekannt geworden. Sie war eine der Gründerinnen des Contemporary Image Collective (CIC) im Jahr 2004. An der LMU bietet ElNemr während ihres Aufenthaltes das Seminar „Exploring the realms of personal associations with language” an, in dem die Studierenden sowohl theoretisch als auch künstlerisch-praktisch arbeiten.

„Artist in Residence. Kunst-Konzept-Vermittlung“ ist ein Programm, das von Professor Anja Mohr und Günter Stöber am Institut für Kunstpädagogik entwickelt wurde. Kooperationspartner sind das Kulturreferat der Stadt München / Residency Ebenböck-Haus und die Bayerische Akademie der Schönen Künste. Gefördert wird das Programm von der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst sowie dem Förderprogramm „Lehre@LMU“. Es gibt ein vielfältiges Kunstvermittlungsprogramm, das am Institut für Kunstpädagogik entwickelt wurde.

Die im Rahmen von Artist in Residence stattfindenden Veranstaltungen finden Sie hier.

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