Lehre@LMU
04.12.2020
Lehrinnovationspreise für Lehrende und LMU Forschungspreise für exzellente Studierende vergeben.
04.12.2020
Lehrinnovationspreise für Lehrende und LMU Forschungspreise für exzellente Studierende vergeben.
Der LMU Lehrinnovationspreis würdigt Lehrende, die innovative Lehrkonzepte erarbeiten und umsetzen. Die besten studentischen Forschungsprojekte werden mit dem LMU Forschungspreis für exzellente Studierende prämiert. Die systematische Integration von Forschungs- und Praxisorientierung in die Lehre ist ein Ziel des Programms Lehre@LMU im Rahmen des Qualitätspakts Lehre. Dazu gehört unter anderem, dass Studierende bereits während des Studiums die Gelegenheit haben, ein Forschungsprojekt weitgehend selbstständig durchzuführen. Die Preise werden von der LMU jährlich vergeben. Auch dieses Mal stiftet die Münchener Universitätsgesellschaft zwei zusätzliche LMU Forschungspreise für exzellente Studierende. Wegen der Covid-19-Pandemie findet die Preisverleihung zum ersten Mal online als Zoom-Veranstaltung statt. Auf eine Begrüßungsrede von Professor Oliver Jahraus, Vizepräsident für den Bereich Studium der LMU‚ folgen Kurzpräsentationen ehemaliger Preisträgerinnen und Preisträger, die ihren Werdegang seit der Ehrung beschreiben.
Einführung in das Rechnungswesen: Ein Lehrkonzept zur Individualisierung einer Massenveranstaltung durch Digitalisierung
Fakultät für Betriebswirtschaft
Dr. Susann Sturm
Die Lehrveranstaltung „Einführung in das Rechnungswesen“ ist zentral im Lehrplan des betriebswirtschaftlichen Studiums verankert und vermittelt jährlich rund tausend Studierenden die grundlegenden Aspekte der Finanzbuchhaltung. Dr. Susann Sturm hat die Vorlesung vollständig neu gestaltet mit dem Ziel, trotz der beachtlichen Veranstaltungsgröße alle Studierenden zu aktiver Teilnahme zu motivieren. Verantwortlich für den von Studierendenvertreterinnen und -vertretern bestätigten Erfolg ist die im Kontext einer so großen Lehrveranstaltung einmalige und sehr aufwendige Kombination von vier pädagogischen Elementen: Digitale Live-Feedbacksysteme erlauben eine wöchentliche Rückmeldung zum Lernfortschritt; Lehrvideos und klausurähnliche Fragestellungen auf einer E-Learning-Plattform ermöglichen eigenständiges und flexibles Lernen; digitale Sprechstunden sorgen für eine hervorragende Erreichbarkeit der Dozentin. Zudem werden LMU-Studierende durch einen virtuellen Wettbewerb mit Studierenden der Universität Bayreuth weiter motiviert. Diese Elemente sind auf ähnliche große Lehrveranstaltungen übertragbar und werden bereits vielfältig eingesetzt. Die Kombination dieser Elemente sowie das außergewöhnliche Engagement der Dozentin waren für den Erfolg der Veranstaltung entscheidend.
Podcasten für HistorikerInnen: ‚Juden in Deutschland nach 1945‘ (WS 2020/21) und ‚Israel im Podcast‘ (WS 2018/2019)
Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften
Dr. Daniel Mahla und
Philipp Grammes (Bayerischer Rundfunk)
Mit dem Seminar „Podcasten für HistorikerInnen“ haben Dr. Daniel Mahla und Philipp Grammes ein gemeinsames Veranstaltungsformat entwickelt. In dessen Rahmen arbeiten Studierende in Kooperation mit dem BR historische Fakten auf professionell hohem Niveau für die Öffentlichkeit auf, indem sie Podcasts entwickeln und online zur Verfügung stellen. Die Studierenden beschäftigen sich dabei nicht nur mit fachlichen Inhalten, sondern auch mit der geeigneten Vermittlung der Inhalte und deren technischer Aufbereitung. Das Format vermittelt bedeutende Kompetenzen für eine sich immer schneller digitalisierende Arbeitswelt und ist problemlos auf andere Fächer übertragbar. Besonders überzeugt haben die Jury das hohe Niveau, das bei der Erstellung der Podcasts durch die Studierenden angestrebt wird, die Kooperation mit einem außeruniversitären Partner und die Integration von Zeitzeugen-Interviews. Im Rahmen des Projektes entstand auch eine Broschüre, die Tipps für die Erstellung von Podcasts gibt und auf der Homepage der Fakultät abgerufen werden kann. Die Jury hofft auf vielfältige Nachahmer.
Vorlesung ‚Klimawandel & das Erdsystem‘ und Seminar ‚Klimawandel & Klimafolgen‘
Fakultät für Geowissenschaften
Prof. Dr. Julia Pongratz
Die Vorlesung „Klimawandel und das Erdsystem“ sowie das Seminar „Klimawandel und Klimafolgen“ sind Teil des Master-Studiengangs Umweltsysteme und Nachhaltigkeit. Prof. Julia Pongratz ist es gelungen, in einer neu konzipierten Veranstaltung die klassische Aufteilung zwischen Vorlesung und Seminar aufzubrechen. Im Mittelpunkt steht dabei ein Planspiel. Unter Anleitung der Dozentin und zweier studentischer Moderatoren wurde der Verlauf der für 2023 geplanten Weltklimakonferenz simuliert. Das Planspiel ermöglicht es, die in der Vorlesung erlernten theoretischen wissenschaftlichen Inhalte aktiv anzuwenden, und trägt so zu einem vertieften Verständnis bei. Es wird ein hohes Maß an Praxisorientierung erreicht, da die Studierenden lernen, wie politische Entscheidungsfindung erfolgt und welchen Einfluss wissenschaftliche Erkenntnisse haben. Die simulierte Klimakonferenz entwickelt größere Formate wie die bekannten „Model United Nations“ so weiter, dass sie als Planspiele in bestehende Lehrveranstaltungen integriert werden können. Dieser Ansatz ist mit wenigen Anpassungen auf andere Fächer mit ähnlich ausgerichteten Themen übertragbar. Eine Interdisziplinarität wird auch durch die Einbeziehung studentischer Moderatoren aus der Politikwissenschaft und die Kooperation mit dem Geschwister-Scholl-Institut der LMU erreicht.
el mundo – Bildung für nachhaltige Entwicklung im Lehramt
Verbundantrag der Fakultät für Geowissenschaften und der Katholisch-Theologischen Fakultät
Prof. Dr. Ralf Ludwig (Fakultät für Geowissenschaften), Prof. Dr. Markus Vogt (Katholisch-Theologische Fakultät) und Dr. Christian Hoiß (Fakultät für Geowissenschaften)
Mit dem Projekt „el mundo – Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zeichnet die Hochschulleitung ein Zusatzstudienangebot aus, im Rahmen dessen Lehramtsstudierende aller Fächer und Schularten ein Zertifikat im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung erwerben können. Das Zertifikat kann im Rahmen einer Regelstudienzeit von fünf Semestern erworben werden und umfasst Module im Umfang von 30 ECTS aus sechs Fakultäten. Das Zertifikat bereitet auf die Herausforderungen einer globalisierten Welt vor und sensibilisiert für Aspekte der Nachhaltigkeit im Schulunterricht. Beeindruckt haben die Jury, neben der Aktualität der Thematik, die Vielfalt an Methoden, die in diesem Studiengang umgesetzt werden, die enge Zusammenarbeit zwischen Fachwissenschaftlern , die sich gemeinsam einer Thematik des Lehramts annehmen, und die enge Vernetzung mit zivilgesellschaftlichen Initiativen. Die Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit entlang eines Querschnittsthemas, das Lernen in der Praxis mit fachlichen Inhalten aus verschiedenen Disziplinen verknüpft, scheint der Jury ein Ansatz, der Breitenwirkung entfalten sollte. Sie hofft, dass er auch anderen Universitäten zum Vorbild wird.
Bachelorphase/Grundstudium
Side-specific Implicit Training of Endogenous Attentional Orienting
Fakultät für Psychologie und Pädagogik
Raffaela Martina Maria Böswald
Visuell-räumlicher Neglect – eine neuropsychologische Aufmerksamkeitsstörung – ist eine häufige Schlaganfallfolge mit schlechter Prognose für die Rehabilitation. Trotzdem gibt es noch keine hinreichend erprobte, allgemein befürwortete Intervention. Ein Hauptsymptom von Neglect ist die mangelnde Hinwendung zu sogenannten kontraläsionalen, auf der gegenüberliegenden Seite der Schädigung befindlichen Reizen. Eine Theorie führt dies darauf zurück, dass die Aufmerksamkeit sich nicht von ipsiläsionalen, die gleiche Seite wie die geschädigte Hirnhälfte betreffenden Reizen lösen kann („disengagement“). Raffaela Böswalds Bachelorprojekt befasst sich mit der Entwicklung einer hier ansetzenden Intervention und ist aufgrund der potenziellen Bedeutung in der neuropsychologischen Behandlung von Neglect als auch für die Aufmerksamkeitsforschung im Allgemeinen höchst relevant. Durch ihre exzellenten Literaturrecherchen konnte sie maßgeblich dazu beitragen, das Paradigma zu verbessern. Zudem führte sie die Messungen, auf denen die Arbeit beruht, sehr selbstständig, extrem gewissenhaft, verlässlich und genau durch. Ein Paper zu ihrem Thema wird in Kürze beim „Journal of Experimental Psychology: General“ eingereicht.
Soziale Kognition und Diskursproduktion nach Schädel-Hirn-Trauma
Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften
Zofia Falkowska
Die Bachelorarbeit „Soziale Kognition und Diskursproduktion nach Schädel-Hirn-Trauma“ von Zofia Falkowska untersucht kommunikative Fähigkeiten von Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma. Durch Störungen neuronaler Netzwerke sind deren Diskursverhalten und Ausdrucksfähigkeit beeinträchtigt. Zofia Falkowska schließt mit ihrer beeindruckenden Arbeit eine Forschungslücke, denn jene Langzeitfolgen eines Schädel-Hirn-Traumas sind hierzulande bisher kaum untersucht. Konzise und souverän verbindet die Autorin die Forschungsdebatten verschiedener Disziplinen zu dem Thema und verfolgt sodann eine eigenständige empirische Studie zu diesen Beeinträchtigungen. Ihrer linguistischen Analyse gelingt es, auf nachvollziehbare und methodisch klare Weise zu zeigen, wie sich Störungen der sozialen Kognition auf die Organisation von Texten und Gesprächen als auch auf das Gesprächsverhalten auswirken. Damit liefert Zofia Falkowska nicht nur ein besonders anerkennenswertes Forschungsergebnis, sondern eröffnet der Forschung mit ihrer vorbildlichen wissenschaftlichen Vorgehensweise auch zahlreiche Anschlussmöglichkeiten.
Fault Localization for Formal Verification: An Implementation and Evaluation of Algorithms based on Error Invariants and UNSAT-cores
Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik
Matthias Kettl
Softwareentwickler verbringen durchschnittlich 50 Prozent ihrer Entwicklungszeit mit dem Finden und Beheben von Fehlern in Software. Das Testen von Software und formale Verifikation erlauben es zwar, automatisch und relativ kostengünstig festzustellen, ob Fehler in Softwaresystemen existieren. Anschließend muss der Entwickler bisher jedoch manuell und zeitaufwendig nach der konkreten Fehlerstelle suchen. Matthias Kettl betrachtet in seiner Arbeit zwei existierende Algorithmen, die diese Suche mit formalen Methoden unterstützen: Fehler-Invarianten und Fehlersuche mit UNSAT-cores. Er vereint beide Algorithmen in einem gemeinsamen formalen Konzept und implementiert dieses für C-Programme im Analyse-Framework CPAchecker. Matthias Kettl führte sowohl eine experimentelle Evaluation als auch eine Fallstudie unter Studierenden und berufstätigen Programmiererinnen und Programmierern durch, um die Wirksamkeit sowie Vor- und Nachteile der Algorithmen zu evaluieren. Damit stellt die Arbeit den ersten formalen, quantitativen und qualitativen Vergleich der betrachteten Algorithmen dar und identifiziert wichtige Herausforderungen für ihre Anwendbarkeit in der Praxis. Diese exzellente vorbereitende Forschungsarbeit bildet die Grundlage für weitere Erforschung der automatischen Fehlersuche in Softwaresystemen an der LMU.
Untersuchungen der mechanochemischen Zuckersynthese unter präbiotischen Bedingungen
Fakultät für Chemie und Pharmazie
Sarah Christ
Sarah Christ hat in ihrer Arbeit eine bei der Entstehung des Lebens zentrale Frage aufgeworfen: Wie entstehen Zucker unter wasserfreien Bedingungen auf Meteoriten im Weltall? Durch experimentelle Simulation mechanochemischer Kräfte gelang es ihr, Antworten zu finden. So konnte sie beim Mahlen von Mineralien mit Vorläufern von Zuckermolekülen die Bildung wichtiger Zucker wie Ribose nachweisen. Ribose kommt in der informationsspeichernden Ribonukleinsäure (RNA) des menschlichen Erbguts vor. Darüber hinaus gelang es Sarah Christ, kleine organische Katalysatoren herzustellen, mit denen die ersten elementaren Schritte dieser zuckerbildenden Reaktion eingeleitet werden können. Ihre Arbeit hat bereits Eingang in eine hochrangige Publikation gefunden.
High Honeybee Abundances reduce Wild Bee Abundances on Flowers in the City of Munich
Fakultät für Biologie
Marie-Sophie Anna Katharina Graf, Zoé Victoria Hentschel, Helen Anna Krause
Gerade im urbanen Umfeld nimmt die Imkerei in den letzten Jahren deutlich zu. Kommt es durch diese Entwicklung zu einer Verdrängung von Wildbienen? Mit dieser Frage beschäftigten sich drei Arbeiten an der Fakultät für Biologie der LMU. Die Studentinnen Marie-Sophie Graf, Zoé Hentschel und Helen Krause stellten dafür Untersuchungen im Nymphenburger Park an. Dabei gelang ihnen ein erster statistischer Nachweis, dass Honig- und Wildbienen bei zahlreichen Typen von Blüten tatsächlich verstärkt um Pollen und Nektar konkurrieren. Die aufsehenerregenden Ergebnisse der drei Studentinnen ermöglichen nun eine fundierte Diskussion um den Erhalt der Biodiversität. Sie könnten zudem einen wertvollen Beitrag dazu leisten, diese auch im urbanen Raum zu erhalten.
Masterphase/Hauptstudium
Supply or Demand? Price Adjustment during the Covid-19 Pandemic
Volkswirtschaftliche Fakultät
Manuel Menkhoff
Manuel Menkhoff analysiert in seiner Masterarbeit die Preisanpassung deutscher Unternehmen während der Covid-19-Krise. Er widmet sich damit einer hochgradig aktuellen und gesellschaftlich relevanten Thematik. Mit beeindruckender ökonometrischer Kompetenz und analytischer Schärfe gelingt es Manuel Menkhoff nachzuweisen, dass die Krise signifikante Effekte auf die Preissetzung von Unternehmen hatte. Der Gesamteffekt der Pandemie, so eine seiner zentralen Erkenntnisse, war deflationär, da zu Beginn der Krise negative Auswirkungen auf die Nachfrage überwogen. Insgesamt zeugt die Masterarbeit von den hervorragenden analytischen, methodischen und wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnissen des Autors. Manuel Menkhoff gelingt es zudem, seine komplexe Analyse nachvollziehbar und verständlich zu vermitteln. Schließlich bietet seine besonders anerkennenswerte Forschungsleistung gerade aufgrund ihrer Aktualität zahlreiche Möglichkeiten, in weiteren, womöglich auch komparativen Studien anzuknüpfen.
‚Erstmal geht es um Theater‘ – Gegenwärtige organisatorische und ästhetische Auseinandersetzungen mit Inklusion an Münchner Theatern
Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften
Christina Kockerd
Wie steht es in der Münchner Theaterszene um die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) und des darauf aufbauenden Münchner „Aktionsplans Inklusion“? Dieser brisanten Frage nach Inklusion im Theater geht die Verfasserin Christina Kockerd in ihrer Masterarbeit exemplarisch für fünf Münchner Kulturinstitutionen nach. Dabei untersucht sie sowohl den „Aktionsplan Inklusion“ der Stadt München, die Zielgruppenansprache der jeweiligen Theater sowie die Auseinandersetzung mit Inklusion in einzelnen Bühneninszenierungen. Mit dieser vielschichtigen und interdisziplinären Betrachtungsweise gelangt Christina Kockerd zu einer differenzierten Antwort auf die Frage, welche Inklusionsleistungen verschieden ausgerichtete Theaterinstitutionen vor, auf und hinter der Bühne vollbringen.
Velatio – Ostentatio – Revelatio. Die Rolle der Vorhänge bei der Inszenierung von Sphären und in der menschlichen Wahrnehmung in Spätantike, Byzanz und Mittelalter
Fakultät für Kulturwissenschaften
Corinna Elisabeth Mairhanser
In der Arbeit von Corinna Elisabeth Mairhanser wird die Funktion von Vorhängen in ganz unterschiedlichen Quellengattungen und Kontexten untersucht. Die Studentin befasst sich mit ihnen im sepulkralen, also Grabmal oder Begräbnis betreffenden, wie im liturgischen Kontext, bei Heiligen- und Herrscherdarstellungen. Dabei verknüpft sie auf innovative Weise kunsthistorische, theaterwissenschaftliche und kognitionswissenschaftliche Methoden. Die Verfasserin kann dabei zeigen, wie durch Vorhänge Seinssphären getrennt oder Erhabenheit und Verehrungswürdigkeit inszeniert werden, aber auch, wie durch sie Herrschaft legitimiert wird. Corinna Elisabeth Mairhanser analysiert mit großer Präzision das Spannungsverhältnis von Enthüllen und Verhüllen in seiner historischen, medialen und kulturellen Vielschichtigkeit.
Prediction of High Dimensional Complex Systems by Means of Generalized Local States
Fakultät für Physik
Sebastian Baur
Sebastian Baur erweitert mit seiner Arbeit das Verständnis nichtlinearer Zeitserien-Analysen. Er erreicht dies, indem er das Konzept der lokalen Zustände generalisiert und zudem Ähnlichkeitsmaße verwendet, die sich aus einem direkten Vergleich der Zeitserien untereinander ergeben. Baur leitet daraus ein Abstandsmaß ab, auf dessen Basis sich die generalisierten lokalen Zustände (sogenannte GLS = generalized local states) definieren lassen. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse eröffnen neue Möglichkeiten für die Prädiktion sehr heterogener, hoch dimensionaler Datensätze, bei denen die Ortsinformationen der Zeitserien nicht oder nur teilweise bekannt sind. Ein Patent zu Sebastian Baurs Arbeit wurde bereits angemeldet, eine Publikation ist in Vorbereitung.
Effects of DOC Enrichment on Biotic Interactions in Marine Plankton Communities
Fakultät für Biologie
Johanna Knechtel
Mit dem Klimawandel und dadurch vermehrten Starkregen-Ereignissen verstärkt sich der Eintrag von gelöstem terrestrischen Material (Dissolved Organic Carbon, DOC) in aquatische Ökosysteme. Johanna Knechtel hat in ihrer Masterarbeit untersucht, welche Auswirkungen dieser Eintrag für Planktonnahrungsnetze hat. DOC-Einträge haben gleichzeitig verschiedene Effekte auf aquatische Ökosysteme; Abschätzungen, wie wichtig einzelne DOC-Effekte für Nahrungsnetzdynamiken sind, sind allein durch Beobachtungen nicht möglich. Johanna Knechtel hat in einem experimentellen Ansatz die durch DOC veränderten Faktoren Lichtverfügbarkeit und Lichtspektrum für die Photosynthese des Phytoplanktons kausal separiert. Dazu hat sie große schwimmende Versuchseinheiten in einer norwegischen Bucht im Nordatlantik etabliert. Sie konnte zeigen, dass vor allem die Verschiebung des Lichtspektrums durch DOC starke Auswirkungen auf das Phytoplankton hat und damit die gesamte Nahrungskette beeinflusst. Dabei hat sie sich nicht nur in ihrer Masterarbeit mit ökologischen Aspekten von Phytoplankton beschäftigt, sondern parallel auch Arbeiten zur Taxonomie von Phytoplanktonarten durchgeführt, die bereits publiziert sind.