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LMU ist Teil der Studie "Coping with Corona" zum Leben in der Pandemie

29.11.2021

Weltweit begleiten Forschende Menschen in ihrem Corona-Alltag, um mehr über ihren Umgang mit der Krise zu erfahren – weitere Freiwillige sind gesucht.

© IMAGO / Sven Simon

Die Studie Coping with Corona (CoCo) hat sich zum Ziel gesetzt, den individuellen Umgang mit der Pandemie zu untersuchen. Die Kernfrage: Wie wirken sich die coronabedingten Veränderungen auf Leben und Psyche der Menschen aus, wie und warum gehen sie unterschiedlich damit um und welche Strategien funktionieren dabei am besten? Die Forschenden erhoffen sich davon auch Antworten, die bei der psychologischen Bewältigung kommender Krisen helfen.

An dem internationalen Projekt unter der gemeinsamen Leitung von LMU-Professor Markus Bühner, Professor Mitja Back (WWU Münster) und Professor Maarten van Zalk (Universität Osnabrück) sind weltweit mehr als 50 renommierte Forschende aus über 30 Ländern beteiligt, immer mehr Kooperationen kommen hinzu. „Das Besondere an der Studie ist der internationale Ansatz und die moderne Methodik“, sagt Markus Bühner, Inhaber des Lehrstuhls für Psychologische Methodenlehre und Diagnostik an der LMU.

Die Teilnehmenden werden über vier Wochen hinweg mittels der Experience-Sampling-Methode über ihr Smartphone in ihrem Alltag begleitet und jeden Abend sowie viermal über den Tag verteilt mittels eines kurzen Fragebogens befragt. So erhalten die Forschenden ein besonders authentisches Bild der alltäglichen Gefühle und Erfahrungen während der aktuellen Phase der Pandemie.

„Jedes Puzzleteilchen vom Alltag einer einzelnen Person hilft uns dabei, die komplexen Zusammenhänge besser zu verstehen“, sagt LMU-Psychologin Dr. Ramona Schödel. An Variablen mangelt es nicht, denn viele Faktoren können Einfluss darauf nehmen, wie Menschen auf die Coronalage reagieren. Durch Fragen zur persönlichen Betroffenheit sowie einen Persönlichkeitsfragebogen versuchen die Forschenden dabei vorab so viele hilfreiche Details wie möglich zu erfassen. Auch die aktuelle Entwicklung der pandemischen Lage muss berücksichtigt werden.

„Unser Fokus liegt darauf, die Menschen in ihrem neuen Corona-Alltag zu begleiten“, sagt Thomas Reiter, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am LMU-Lehrstuhl für Psychologische Methodenlehre und Diagnostik arbeitet und derzeit promoviert. Experience Sampling sei dafür als Methode sehr gut geeignet und die Fragenbögen bewusst so gestaltet, dass sie jeweils in wenigen Minuten zu beantworten seien.

Teilnehmende gesucht

Jetzt werden weitere Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer gesucht, denn je mehr Daten die Forschenden sammeln können, desto wertvoller werden die Ergebnisse für die Wissenschaft. Wer mitmachen will, kann sich auf der Website des Projekts anmelden. Die Teilnehmenden bekommen während und nach den vier Wochen der Datenerhebung auch direktes, individuelles Feedback zu ihren Ergebnissen wie etwa zu persönlichen Einstellungen, Schlafqualität und Produktivität. So kann man durch die Teilnahme an der Studie nicht nur einen Beitrag zur Forschung leisten, sondern auch mehr über sich selbst und den eigenen Umgang mit der Krise erfahren.

Noch liegen keine Trends oder Zwischenergebnisse vor. „Die Resultate werden natürlich in erster Linie als Teil der psychologischen Forschung und Praxis interessant sein,“ kündigt Thomas Reiter an. Es sei aber zu erwarten, dass sich auch Implikationen für die Politik ergäben, etwa aus Erkenntnissen darüber, wann und für wen eine Homeoffice-Pflicht oder andere krisenbegründete Einschränkungen besonders belastend seien.

Im kommenden Frühjahr soll die internationale Studie durch eine nationale Studie ergänzt werden, bei der zusätzlich auch Smartphone Sensing zur Datenerhebung genutzt wird. Dabei sammeln verschiedene Sensoren im Smartphone wie Gyrometer, GPS-Sensor oder der Helligkeitssensor über eine von der LMU speziell dazu entwickelte App Daten. Außerdem werden die Nutzungsmuster verschiedener Apps anonymisiert erfasst und auswertet. So soll ein besonders realitätsnahes Bild von Verhalten und Erleben der Teilnehmenden entstehen.

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