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LMU-Studie: Soziale Herkunft prägt Berufseinstieg von High Potentials

03.05.2022

Die soziale Herkunft spielt beim Berufseinstieg für Akademikerinnen und Akademiker eine große Rolle. Erst im Laufe des Berufslebens machen Uni-Absolventinnen und -Absolventen negative Effekte einer bildungsarmen Herkunft wett.

Wartemarke Jobsuchende Arbeitsagentur

© picture alliance / Ulrich Baumgarten

Der Vererbung von Lebenschancen lässt sich selbst mit einem Hochschulabschluss nur mit Mühen gegensteuern: Uni-Absolventinnen und -Absolventen aus Familien mit geringem Bildungsniveau haben es beim Berufseinstieg schwerer als Kinder aus begünstigteren Verhältnissen.

„Beim Berufseinstieg ist Leistung noch nicht so sichtbar, zugleich zählen Auslandsaufenthalte und Praktika, die sozial selektiv sind, sowie das Netzwerk der Eltern. Junge Akademikerinnen und Akademiker, deren Eltern über wenige Ressourcen verfügen, haben daher eher Probleme beim Jobstart“, sagt LMU-Soziologe Dr. Fabian Kratz. Erst mit zunehmender Berufserfahrung gelingt es ihnen, diesen Nachteil wettzumachen. Kindern aus Familien mit hoher Bildung verhelfe ihre Herkunft dagegen zu einem „Happy Start“.

Fabian Kratz und Bettina Pettinger vom Lehrstuhl für Quantitative Ungleichheits- und Familienforschung am Institut für Soziologie der LMU haben in Zusammenarbeit mit Professor Michael Grätz von der Universität Lausanne einen innovativen statistischen Ansatz entwickelt. Damit können sie nachzeichnen, welchen Einfluss elterliche Ressourcen je nach Bildungsstand des Kindes auf den Berufsweg haben.

Bildungsstand der Eltern formt Karrieren

Die Untersuchung bestätigt, dass in Deutschland Lebenschancen vererbt werden: Bildungschancen der Kinder hängen stark von ihrer familiären Herkunft ab. Die vorliegende Untersuchung zeichnet nun die Auswirkung dieser beiden Variablen auf Prestigeunterschiede bei der Berufswahl nach.

Von hohen elterlichen Ressourcen profitieren auch Kinder, die selbst nur einen niedrigen Bildungsabschluss erreichen. Im Laufe ihres Berufslebens zahlt sich ihre Herkunft wieder aus: „Sie sind motiviert, diesen Malus auszugleichen, und haben gute Chancen, im weiteren Karriereverlauf den Prestigeverlust durch ihren niedrigen Abschluss wieder aufzuholen“, so Kratz.

Diese Entwicklung lässt sich bei Kindern aus bildungsarmen Haushalten nicht nachzeichnen: Schaffen sie keinen höheren Schulabschluss als ihre Eltern, werden sie das auch später nicht mehr aufholen können.

Um Uniabsolventen aus bildungsarmen Familien zu unterstützen, schlägt der LMU-Soziologe vor, Informationsveranstaltungen und Vernetzungstreffen zum Berufseinstieg speziell für diese Gruppe anzubieten. Zudem sollten Arbeitgeber sozial selektiven Merkmalen wie teuren Auslandsaufenthalten oder Praktika beim ersten Job weniger Gewicht zumessen und stattdessen die Leistung von Bewerberinnen und Bewerbern anerkennen, wenn es diese gegen die Wahrscheinlichkeit ihrer Herkunft geschafft haben, einen Hochschulabschluss zu erwerben.

Publikation:

Fabian Kratz, Bettina Pettinger, Michael Grätz: At Which Age is Education the Great Equalizer? A Causal Mediation Analysis of the (In-)Direct Effects of Social Origin over the Life Course. In: European Sociological Revue 2022 https://doi.org/10.1093/esr/jcac018

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