News

Neue Impulse für die Lehre: „Online lernen, in Präsenz diskutieren“

19.07.2022

Simone Cramer vom Referat eUniversity der LMU spricht im Interview darüber, welche vhb-Kurse es für Studierende gibt, warum sie auch für die Präsenzlehre wichtig sind und worauf Dozentinnen und Dozenten bei der Antragstellung achten sollten.

Frau Cramer, wie hat sich die Online-Lehre in Bayern in den letzten Jahren entwickelt?

Simone Cramer: Das umfangreichste E-Learning-Angebot im Freistaat kommt von der vhb, an die 32 bayerische Hochschulen angeschlossen sind. Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 wurden 2,03 Millionen Plätze in einem der zahlreichen Online-Kurse belegt. Die Nutzungszahlen stiegen schon vor Corona steil an, durch die Pandemie sind sie nochmal um bis zu 83 Prozent in die Höhe geschnellt. An der LMU nahmen im Studienjahr 2020/2021 knapp 25 Prozent der Studierenden an einem Classic-vhb-Kurs teil, was leicht über dem vhb-Durchschnitt der bayerischen Universitäten lag. Die LMU-Studierenden belegten durchschnittlich 3,5 der insgesamt 570 Kurse aus 15 verschiedenen Fächergruppen.

Was sind das für Kurse?

Insgesamt gibt es drei Arten. Am bekanntesten sind Classic-Kurse. Sie sind als (Wahl-)Pflichtveranstaltung in das Curriculum eines Studiengangs integriert. Studierende aus ganz Bayern können dann aus dem gesamten Portfolio Kurse belegen und ECTS-Punkte sammeln. So muss das Basiswissen nicht an jeder Hochschule einzeln unterrichtet werden, und Studierende finden auch an kleinen Hochschulen Kurse für „Orchideenfächer“ und lernen die Fachkultur anderer Hochschulen kennen. Der meistbesuchte Kurs der LMU im vergangenen Semester war „Basiswissen Chemie“, danach folgten Kurse aus der Medizin, aber auch Jura und die Pädagogik sind gut vertreten.

Welche anderen Kursarten gibt es?

Die Open-vhb-Kurse richten sich nicht nur an Studierende, sondern an die breite Öffentlichkeit. Entsprechend gibt es keine ECTS-Punkte. Manche Open-vhb-Kurse sind auch verkürzte Classic-Kurse, um zum Beispiel Studieninteressierten einen ersten Einblick zu geben. Die Kurse können auch zur beruflichen Weiterbildung oder einfach für die Allgemeinbildung genutzt werden. Bei den Smart-vhb-Kursen handelt es sich um eine 45-minütige Lehreinheit, die Dozierende in die Präsenzlehre einbinden können, beispielsweise bei einem komplizierten Thema. Entsprechend anschaulich und interaktiv muss dieser Kurs sein. 2020 und 2021 gab es 47 solcher Smart-vhb-Kurse, die von Lehrenden der LMU erstellt wurden.

Wie läuft die Antragstellung für einen Kurs bei der vhb ab?

Um einen Classic-vhb-Kurs genehmigt zu bekommen, müssen mindestens zwei bayerische Hochschulen beteiligt sein. An der LMU beraten meine Kollegin Corinna Friedl und ich bei der Antragstellung. Die internen Fristen zur Antragstellung sind jeweils der 12. April und 12. Oktober. Seit 2012 wurden allein an der LMU bisher 58 Classic-vhb-Kurse entwickelt. Damit ist die LMU unter den Top Drei der sogenannten konsortialführenden Hochschulen. Eine Förderung gibt es übrigens auch für Verbesserungsanträge, um die bisherigen Kurse zu aktualisieren.

Worauf ist bei der Erstellung von Kursinhalten zu achten?

Die Content-Entwicklung ist zeitintensiv. Allein für zwei Semesterwochenstunden müssen Inhalte für rund 30 Lernstunden entwickelt werden. Die vhb ist sehr daran interessiert, dass Anträge erfolgreich eingereicht werden, was sonst bei Förderanträgen oft ungewöhnlich ist. Es gibt auch die Möglichkeit, sich von der Projektmanagerin oder dem Projektmanager der vhb vorher beraten zu lassen. Zusätzlich empfehlen wir die kostenlosen Workshops oder E-Tutorien der vhb.

Setzen manche Dozierende auch auf Online-Kurse, um sich bei der Lehre Zeit zu sparen?

Das bezweifle ich sehr, da der Aufwand nicht weniger groß ist. In der Regel sind Lehrende, die Online-Kurse anbieten, eher besonders engagierte Dozierende. Studierende schätzen es, im Selbststudium ganz in ihrem Tempo zu lernen. Anschließend kann in Präsenzveranstaltungen über das vorher Erlernte gemeinsam diskutiert werden – Stichwort „Flipped Classroom“. Viele Dozierende sind einfach in der Pandemie auf den Geschmack gekommen und haben festgestellt, dass E-Learning eine interessante Ergänzung sein kann. Gerade die kompakten Smart-vhb-Kurse sind für den Einstieg ins E-Learning sehr beliebt.

(Dieses Interview wurde am 19.7.22 veröffentlicht und am 26.7. aktualisiert und ergänzt.)

Dieses Interview ist der neuen Ausgabe der MUM, dem MünchnerUni Magazin entnommen.

Die MUM gibt es auch im Abo: MUM abonnieren

Virtuelle Hochschule Bayern: OPEN vhb

Wonach suchen Sie?