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Paläobiologie: Erster erwachsener Fanghaft aus baltischem Bernstein

08.02.2022

Der LMU-Zoologe Viktor Baranov berichtet in Fossil Records.

Bild: V. Baranov

Sie ähneln auf den ersten Blick Gottesanbeterinnen, sind aber keine: Fanghafte (Mantispidae) gehören zur Ordnung der Netzflügler. Heute kommen sie weltweit mit etwa 400 Arten vor. Während aus der Kreidezeit zahlreiche fossile Überreste überdauert haben, sind Funde aus dem folgenden Erdzeitalter – dem Paläogen – sehr selten. Wissenschaftler um den LMU-Zoologen Viktor Baranov haben nun in baltischem Bernstein zum ersten Mal ein erwachsenes Exemplar aus dieser Zeit entdeckt.

„Dies ist umso erstaunlicher, weil es sich bei baltischem Bernstein um eine der am besten untersuchten Fossillagerstätten der Welt handelt, in der über 2000 Organismenarten beschrieben wurden“, sagt Baranov. „Das Exemplar ist mit 14 mm Länge relativ klein, liefert aber einen wichtigen Beitrag, um die Formenvielfalt fossiler und lebender Fanghafte zu analysieren.“ Fanghafte leben räuberisch und haben wie echte Gottesanbeterinnen Vorderbeine, mit denen sie Beutetiere aus dem Hinterhalt ergreifen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Formenvielfalt dieser Fangbeine seit der Kreidezeit bis heute stark abnahm. Die Autoren vermuten, dass dies auf drastische Veränderungen der Ökosysteme am Ende der Kreidezeit zurückzuführen ist.

Viktor Baranov, Ricardo Pérez-de la Fuente, Michael S. Engel, Jörg U. Hammel, Christine Kiesmüller, Marie K. Hörnig, Paula G. Pazinato, Corleone Stahlecker, Carolin Haug, Joachim T. Haug: The first adult mantis lacewing from Baltic amber, with an evaluation of the post-Cretaceous loss of morphological diversity of raptorial appendages in Mantispidae. Fossil Record 2022

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