„Das Interesse an der Physik habe ich meinem Lehrer zu verdanken.“ Es ist kaum ein größeres Lob vorstellbar, als dieser Satz von Professor Theodor Hänsch. Wenn er spricht, könnte man im Großen Physikhörsaal eine Nadel fallen hören. Außer es wird gerade gelacht. Denn der Nobelpreisträger schafft es, ein komplexes Thema mit Witz an den Mann zu bringen. In diesem Fall an Studierende, Lehrkräfte und Schüler. Sie befinden sich nicht in einer regulären Vorlesung, sondern in einer Veranstaltung von mzlFOKUS. Das heißt: Auch wenn die Besucher inhaltlich erstmal nicht alles verstehen, macht das nichts. Denn anschließend wird das Ganze von Didaktikern in leicht verdauliche und im Unterricht verwendbare Bausteine aufbereitet.
„Es geht nicht darum, eine inhaltliche Lücke zu füllen, sondern vielmehr auch darum, sich am Beispiel eines Spitzenforschers ein wenig von der Begeisterung für sein Fachgebiet abzuschauen“, erzählt Professor Joachim Kahlert, ehemaliger Lehrer und jetziger Direktor des MZL. „Mit mzlFOKUS wollen wir genau das, unabhängig vom Fachbereich, umsetzen.“ Im letzten Semester stellten Historiker der LMU und des Instituts für Zeitgeschichte die von ihnen herausgegebene kritische Ausgabe von „Mein Kampf“ vor und haben gezeigt, wie man sie im Unterricht behandeln kann. Motivation entscheidet über den Erfolg – Bei Lehrern und bei Schülern
Die Theorie: Motivierte Schüler erhält man am besten durch motiviertes Lehrpersonal. Und gerade an dieser Stelle ist es wichtig, mit aktueller Forschung anzuknüpfen. „Lehrpläne können einfach nicht so aktuell sein, dass sie immer auf dem Stand der Forschung sind“, so Kahlert. „Deswegen wollen wir die Lehrkräfte und Studenten auf dem Laufenden halten, was in der Forschung passiert.“ Am Ende sollen dann die Schüler gewinnen. „Aus der Unterrichtsforschung wissen wir, dass Schüler am meisten profitieren, wenn ihre Lehrer nicht nur pädagogisch, sondern auch fachlich was drauf haben“, erklärt Kahlert. Denn fachlich kompetente Lehrer sind flexibler und hinterlassen einen bleibenden Eindruck bei Schülern. „Man muss allerdings auch zeigen, was der Stoff mit der Gesellschaft, der Welt und dem Leben zu tun hat.“ Dafür ist es wichtig, auch mal über den Tellerrand des eigenen Fachbereichs hinauszublicken. Interdisziplinäres Unterrichten ist hier das Stichwort. Denn Biologie hängt mit Chemie zusammen, Geschichte mit Politik und Mathematik mit so ziemlich allem.
„Es ist ein wichtiger Fortschritt, dass die Vernetzung zwischen Fachdidaktik und Fachwissenschaft, aber auch den verschiedenen Fächern, in den letzten Jahren stärker geworden ist.“ In Zukunft wünscht sich Professor Kahlert mehr davon. Mehr Spitzenforscher bei mzlFOKUS, mehr aktuelle Forschung im Unterricht und mehr Begeisterung bei Lehrern und Schülern. Denn auch wenn er Lehrern erst einmal Begeisterung für ihr Gebiet unterstellt – ein bisschen mehr schadet nie.
mzlFOKUS und weitere Veranstaltungen rund um das Lehramtsstudium und den Lehrerberuf finden Sie auf der Webseite des Münchner Zentrums für Lehrerbildung.
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