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Schwer geprägt

28.06.2018

Sechsjährige, die als Säuglinge Nahrung mit vergleichsweise hohem Proteingehalt erhielten, haben ein erhöhtes Risiko, übermäßig Körperfett anzureichern. Der BMI spiegelt dabei den Körperfettgehalt der Kinder nur unzureichend wider, wie LMU-Wissenschaf...

Die Ernährung von Kindern im ersten Lebensjahr hat Folgen für das ganze Leben: Sie beeinflusst den Stoffwechsel und damit das Risiko, später an Übergewicht und Adipositas und deren gesundheitlichen Folgen zu leiden. Ein Risikofaktor ist dabei eine hohe Gewichtszunahme, aber auch der Körperfettanteil, der nicht unbedingt mit dem Gewicht korreliert. Deshalb hat Professor Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel und Ernährung am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU, mit seinem Team nun untersucht, welchen Einfluss der Proteingehalt von Säuglingsnahrung auf den Körperfettanteil hat. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Obesity.

Frühere Studien Koletzkos zeigten bereits, wie der Proteingehalt der Säuglingsnahrung die Gewichtszunahme von Kindern beeinflusst. „Im Rahmen eines internationalen Projekts haben wir nachgewiesen, dass Säuglinge, die Nahrung mit hohen Proteingehalten erhielten, im ersten Lebensjahr mehr Gewicht zulegten und im Alter von sechs Jahren einen höheren Körpermasseindex (BMI) hatten als Säuglinge, die Nahrung mit einem geringeren Proteingehalt erhielten“, sagt Koletzko. Eine hohe Gewichtszunahme im Säuglingsalter ist ein Risikofaktor für späteres Übergewicht und Adipositas. Allerdings könnte überschüssiges Körperfett für die spätere Gesundheit eine wichtigere Rolle spielen als das reine Gewicht.

Deshalb bestimmten die Wissenschaftler in der aktuellen Studie mithilfe von Hautfalten-Messungen das Körperfett der Kinder. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die im ersten Lebensjahr eine sehr proteinreiche Nahrung bekamen, sowohl im Alter von zwei Jahren als auch mit sechs Jahren einen höheren Körperfettgehalt aufwiesen als solche, die proteinärmer ernährt wurden. Insgesamt verdoppelte eine hohe Proteinzufuhr im Säuglingsalter das Risiko für eine exzessive Anreicherung von Körperfett bei den sechsjährigen Kindern. „Dabei hatte die Hälfte der Kinder mit exzessiver Körperverfettung keinen über die Norm erhöhten BMI-Wert“, sagt Koletzko.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass es klinisch sinnvoller sein kann, Kinder mit überschüssigem Körperfett zu identifizieren, als sich allein auf den BMI zu konzentrieren. Um einen frühzeitigen Aufbau von überschüssigem Körperfett zu verhindern, sollten nach Ansicht der Wissenschaftler ungestillte Kinder eine Säuglingsnahrung erhalten, deren Proteingehalt dem von Muttermilch entspricht.Obesity 2018

Mehr zur Forschung von Professor Koletzko:Frühkindliche Ernährung: Das Erbe des Anfangs

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