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Signal für Forschung ohne Grenzen

25.04.2019

Die strategische Partnerschaft zwischen der University of Cambridge und der LMU wird heute mit einem Festakt offiziell eröffnet. Bereits 2018 haben die beiden Universitäten im Rahmen eines Memorandum of Understanding vereinbart, gemeinsame Forschung u...

„Forschungsstarke Universitäten stehen angesichts immer schnellerer wissenschaftlicher Entwicklungen zunehmend vor der Herausforderung, ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern flexible und zuverlässige Bedingungen für ihre Forschung zu bieten. Eine besondere Rolle spielen dabei Kooperation und internationaler Austausch. Forscherinnen und Forscher an der University of Cambridge und der LMU arbeiten in vielen Fachbereichen bereits seit Jahren erfolgreich und vertrauensvoll zusammen. Auch aktuell gibt es viele neue Ideen und Initiativen. Absehbar ist, dass sich die ungewissen Entwicklungen beim Brexit erheblich auf Gesellschaft, Wirtschaft und damit mittelbar auch auf die wissenschaftliche Zusammenarbeit auswirken werden. Mit der Strategischen Partnerschaft CAM-LMU bauen wir eine verlässliche Brücke für bestehende und zukünftige Kooperationen in Forschung und Lehre, um wissenschaftliche Innovationen zu ermöglichen und zu befördern – auch in unruhigen Zeiten.“

Professor Stephen J. Toope, Vice-Chancellor of the University of Cambridge und Prof. Dr. Bernd Huber, Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität München

Durch stellaren Staub und Gas entstehen neue Sterne, die aufgrund eines Drehimpulses aus demselben Material die sogenannte protoplanetarische Scheibe um sich formen. Protoplanetarisch deshalb, weil diese als Geburtsstätte der Planeten gilt – auch die Erde könnte so entstanden sein: durch Gegeneinanderstoßen und Verklumpen immer größerer und noch größerer Klumpen aus Materie innerhalb dieser Scheibe. Gleichzeitig verdampft diese sukzessive aufgrund der Strahlung des Muttersterns und verhindert so wirksam das Verglühen dieser neu entstehenden Klumpen.

So ist – in aller Kürze – die Theorie von Professor Barbara Ercolano von der Universitätssternwarte der LMU und ihrer Kollegen an der University of Cambridge umschrieben. Mit diesen arbeitet die LMU-Astrophysikerin schon seit ihrer Zeit als PostDoc und Fellow an der altehrwürdigen und renommierten britischen Universität. „Wir wollen verstehen, wie genau der Zerfall der Scheiben vor sich geht“, erklärt Ercolano. Das ist auch deswegen wichtig, weil eine US-Forschergruppe dasselbe Phänomen mit anderen Methoden und unterschiedlichen Ergebnissen untersucht hat. „Wir müssen jetzt herausfinden, wer recht hat und wer nicht“, sagt sie und lacht. „Und natürlich wollen wir Recht behalten.“

Die neue strategische Partnerschaft der LMU mit der University of Cambridge will sie deshalb auch nutzen, „um unsere Kräfte wieder stärker zu bündeln und der Lösung auf die Spur zu kommen“.

Bündelung der Kräfte Professor Thomas Ackermann von der Juristischen Fakultät der LMU und der Germanist Professor Chris Young aus Cambridge koordinieren als Direktoren die Kooperation. Ziel der Zusammenarbeit: gemeinsames Know-how in allen wichtigen Forschungsbereichen zu bündeln und den Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie die Identifikation neuer zukunftsweisender Forschungsfelder voranzutreiben.

2018 wurde die Absichtserklärung der Strategischen Partnerschaft, das sogenannte Memorandum of Understanding, unterzeichnet, und es wurden die ersten zu fördernden Projekte ausgewählt, die 2019 gestartet sind. „Aus elf Fakultäten haben wir insgesamt 65 Anträge bekommen“, freut sich Thomas Ackermann. „Davon haben wir relativ viele, nämlich 42, bewilligt.“ Die große Zahl zeige auch, sagt der Jurist, der selbst einen Teil seines akademischen Werdegangs in Cambridge absolviert hat, dass schon vor der Unterzeichnung ein reger wissenschaftlicher Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Cambridge und München im Gange war. „Wir haben nicht bei Null angefangen“, freut sich Ackermann, „und können nun mit den Mitteln der strategischen Partnerschaft das vorhandene Potenzial hervorragend nutzen und erweitern.“

Projekte sollen sich evolutiv ergeben Alle Fächer sowohl in Cambridge und an der LMU sind aufgerufen, sich für die nächsten Förderphasen mit ihren Projekten zu bewerben. Insgesamt stehen dafür für einen Zeitraum von fünf Jahren Mittel in Höhe von zwei Millionen Euro zur Verfügung – hälftig finanziert von beiden beteiligten Institutionen.

Förderformate werden beispielsweise gemeinsame Workshops oder Symposien sein, das Kennenlernen neuer Forschungstechniken, die die jeweilige Universität einsetzt, oder gemeinsame Veranstaltungen, wie etwa des Center for Advanced Studies der LMU, das, wie auch das Rachel Carson Center und die Universitätsbibliothek, mit einem Projekt vertreten ist.

Der wissenschaftliche Austausch und wechselseitige Besuche von Wissenschaftlern beider Universitäten stehen auch beim Forschungsprojekt von Barbara Ercolano auf dem Programm. Auch wollen die Astrophysiker gegenseitig von ihrer technischen Infrastruktur profitieren. Sogar ein PhD-Programm in diesem Bereich ist von der University of Cambridge angedacht – mit Beteiligung der deutschen Forscher.

Thomas Ackermann macht deutlich: „Wir wollen bewusst nicht steuernd eingreifen, sondern gehen davon aus, dass sich Projekte evolutiv ergeben.“ Ein mit acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besetzter Ausschuss wählt aus, welche Projekte gefördert werden. „Wir haben so viele gute Themen, dass der erste Auswahlprozess schon eine Herausforderung war“, sagt Thomas Ackermann.

Auch die Lehre soll Bestandteil der strategischen Kooperation sein, in dem etwa die Principle Investigator der beiden Universitäten Seminare zur ihren Forschungsthemen anbieten. Ackermann betont, dass eine gewisse Euphorie angesichts dieser Kooperation zu spüren sei. Auch persönlich freut er sich sehr: „Es war sehr schön, sich mit Repräsentanten der University of Cambridge zu treffen, bei denen ich früher Student war.“

LMU-Präsident Huber sieht vor allem im Hinblick auf die Exzellenzstrategie noch einen wichtigen Vorteil in der Kooperation. „Damit können wir die internationale Sichtbarkeit der LMU weiter erhöhen.“ Und einmal mehr deutlich machen, dass hervorragende Wissenschaft unabhängig von nationalen Grenzen oder politischen Entwicklungen funktioniert. cg

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