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Stipendiaten vorgestellt: Isabel Paulus

01.05.2019

Gemeinsam für mehr interkulturelles Verständnis

Während in der Schule alle von den USA träumten, faszinierte Isabel Paulus die japanische Sprache. Nach ihrem ersten Besuch war sie verliebt ins Land der aufgehenden Sonne und begann, Japanologie zu studieren. Seitdem setzt sich die Deutschlandstipendiatin in München im Verein für Interkulturelle Verständigung und in Japan an der Gakushuin Joshi Universität für mehr Verständnis zwischen Deutschen und Japanern ein.

Treibeis – dieses Wort fasziniert Isabel Paulus. Es besteht im Japanischen aus den Zeichen für „Eis“ und „fließen“. „Ich finde es sehr schön, dass man die Bedeutung der Wörter aus den einzelnen Zeichen erkennen kann, ohne das Wort selbst zu kennen“, erzählt sie. Die japanische Sprache und die Kanji, die japanische Schrift, haben es ihr angetan. Aktuell studiert die LMU-Studentin an der Gakushuin Joshi Universität in Tokio – einer reinen Mädchenuniversität.

Das Japan-Zentrum an der Fakultät für Kulturwissenschaften vergibt jedes Jahr Austauschplätze – und Isabel hatte das Glück, einen zu ergattern. Ziel des Austauschs: natürlich die Sprache lernen. Dafür reiste sie durch viele Präfekturen, um auch die unterschiedlichen Dialekte zu hören. „Ich kann mich inzwischen problemlos unterhalten“, sagt die 22-Jährige. Nur bei Keigo, der japanischen Höflichkeitssprache in Behörden oder teuren Geschäften, werde es manchmal noch schwierig. Bald möchte sie den offiziellen japanischen Sprachtest ablegen, um in japanischen Firmen arbeiten zu dürfen.

Isabel interessiert sich schon lange für die japanische Kultur. Während ihre Klassenkameraden in die USA oder nach Australien wollten, belegte sie mit ihrem Vater und ihrer Schwester einen Japanisch-Volkshochschulkurs – um danach zum ersten Mal selbst nach Japan zu reisen. Danach war sie verliebt in Nippon. Nach dem Abitur reiste sie wieder ein halbes Jahr ins Land der aufgehenden Sonne, um dort einen Sprachkurs zu absolvieren. 2016 schrieb sie sich an der LMU ein, um endlich Japanologie zu studieren. Parallel engagierte sie sich beim Verein für Interkulturelle Verständigung, wo sie bis heute unter anderem japanische Austauschstudierende betreut. Dazu gehört zum Beispiel die Organisation von Sightseeing-Touren oder Fußballtickets. Was am besten ankommt: das gemeinsame Kochen. „Beim letzten Mal haben wir Käsespätzle und Fleischpflanzerl mit ihnen gemacht“, sagt Isabel und lacht. Außerdem engagiert sich die 22-Jährige in der Fachschaft Japanologie und hilft bei Events, Infoveranstaltungen für Erstsemester oder bei der Bewerbung für ein Auslandssemester.

Isabels unermüdlicher Einsatz für Sprache, Geschichte und Kultur in Deutschland und Japan fiel auch Dietrich Krach auf. Er ist Stifter und Stiftungsvorstandsvorsitzender der Sachiko Shioda-Krach Stipendien-Stiftung Japan. Seine verstorbene Frau, Sachiko Shioda-Krach, war Japanerin. Sein Ziel ist es daher, das gegenseitige Verständnis von Land und Leuten zwischen Japan und Deutschland durch Stipendien für Auslandsaufenthalte geeigneter Studierender zu fördern.

Beim Deutschlandstipendium fiel seine Wahl auf Isabel. „Ihre Leistungen und Beiträge zeugen von beeindruckendem Fleiß, Intellekt und Wissbegierde“, lobt er. Besonders beeindruckt hat Herrn Krach auch, dass sie sich mit viel Eigeninitiative an Sprachschulen in Tokio auf ihr Studium vorbereitet hat. Isabel ist für die Unterstützung extrem dankbar, da Japan teuer ist und sich die Suche nach einem Nebenjob ohne Sprachtest schwierig gestaltet. Sie hat sich zwar in Deutschland als Versicherungsmaklerin neben dem Studium noch ein wenig Geld dazuverdient. Aber durch die Unterstützung müsse sie jetzt keine Angst vor der nächsten Wasser- oder Stromrechnung haben, sagt sie und lacht. In Deutschland und in Japan wirbt sie für gegenseitiges Verständnis.

Um das kulturelle Verständnis zwischen Deutschen und Japanern zu verbessern, hält Isabel in ihren internationalen Uni-Kursen kurze Referate über Deutschland. Denn Japaner können viel von uns lernen – zum Beispiel beim Thema Umweltschutz. „Man kann sich gar nicht gegen die vielen unnötigen Plastiktüten wehren, die man einfach überall bekommt.“ Auch seien Ausländer noch nicht in jedem Stadtviertel willkommene Gäste. Auf der anderen Seite sollten sich die Deutschen ein bisschen vom freundlichen Service und den modernen Bezahlfunktionen abschauen, mahnt Isabel. Und bitte nicht so laut Reden. „Ich schäme mich jetzt schon, wenn sich im Zug wieder alle zu den Touristen umdrehen“, sagt sie und lacht. Um den gegenseitigen Austausch zu intensivieren, will sie bald in einem sogenannten Eikaiwa arbeiten. Das sind Cafés, wo Japaner Englisch oder eine andere Sprache üben können – aber nicht mit Büchern, sondern durch direkte Konversation. Was sie nach ihrer Rückkehr am meisten vermissen wird, weiß sie jetzt schon: die Auswahl an innovativen Schreibwaren. „Es gibt dort Druckbleistifte“, sagt sie mit aufgeregter Stimme, „die drehen sich automatisch – damit die Mine immer spitz bleibt.“

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