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Stipendiaten vorgestellt: Kai-Paul Klama

01.05.2019

Gemeinsam für mehr Forschung

Kinder aus Nichtakademikerhaushalten oder mit Migrationshintergrund schneiden in der Schule in der Regel schlechter ab als ihre Mitschüler. Kai-Paul Klama wusste das nicht. Und macht jetzt seinen Master an der LMU. Sein Ziel: Forschungsdrang und Wissensdurst in den Menschen wecken. Das dürfte ganz im Sinne der verstorbenen Eheleute Romed und Heide Ebner sein. Die gleichnamige Stiftung unterstützt den Deutschlandstipendiaten.

Bildungserfolg hängt immer noch stark vom Elternhaus ab. Kinder aus einem Nichtakademikerhaushalt oder mit Migrationshintergrund schneiden in der Schule meist schlechter ab als ihre gleichaltrigen Mitschüler. Kai-Paul Klama wusste das nicht. Und macht jetzt seinen Master an der LMU. „Mir war nie bewusst, aus welchem Milieu ich komme“, sagt er. Als seine Eltern von Polen nach Deutschland gezogen sind, sprachen sie kein Wort Deutsch. Sie verdienten wenig Geld und das Leben war hart. „Aber meine Eltern haben mir immer vorgelebt, in Würde zu leben“, erinnert sich der heute 23-Jährige. Deswegen habe er sich nie als Nichtakademiker mit Migrationshintergrund gefühlt. Natürlich hatte er in Kindergarten und Grundschule sprachlich einen anderen Ausgangspunkt. Seine Eltern waren daher ängstlich, ob Gymnasium die richtige Wahl ist. Aber für Kai kam nichts anderes infrage.

Tja, und dann ging‘s los: Von der 5. bis zur 12. Klasse erhielt Kai insgesamt zwei Belobigungen und fünf schulinterne Preise als Anerkennung für seine sehr guten Leistungen. 2014 bekam er für seine hervorragenden Leistungen im Fach Physik den Abiturpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und für sein ausgezeichnetes Abitur das Online-Stipendium der efellows.net verliehen. Der gebürtige Allgäuer begann an der LMU Psychologie, Psychopathologie beziehungsweise Klinische Neuropsychologie zu studieren. Und schloss mit Bestnote ab. Jetzt macht der 23-Jährige seinen Master in klinischer Psychologie und kognitiver Neurowissenschaft. Der Studiengang will Studierende sowohl zu guten Wissenschaftlern als auch zu guten Klinikern ausbilden und ist sehr forschungslastig. Kai stört das nicht – ganz im Gegenteil.

Forschung und Lehre sind für Kai Grundlage für den Fortbestand der Menschheit. „Wir müssen in den Menschen 14 Stipendiaten vorgestellt: Kai-Paul Klama Gemeinsam für mehr Forschung Kai-Paul Klama, Klinische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaft Newsletter 1, 2019 15 wieder den Forschungsdrang auslösen und den Wissensdurst wecken“, mahnt er. Sonst würden wir wie die Motten um das künstliche Licht unserer Smartphones in unser Verderben kreisen. Das dürfte ganz im Sinne von Romed und Heide Ebner sein. Die Eheleute haben sich an der LMU kennengelernt und ihr Vermögen der LMU mit der Auflage hinterlassen, die Romed Ebner und Heide EbnerStiftung zu errichten. Sie fördert seitdem zahlreiche Studierende – auch im Rahmen eines Deutschlandstipendiums. „Das Hauptanliegen der Stipendienstiftungen an der LMU ist es, würdigen und bedürftigen Studierenden ihre Ausbildung finanziell zu erleichtern“, erklärt der Vizepräsident und Vertreter der Stiftungen an der LMU, Dr. Christoph Mülke. Und würdig ist Kai allemal.

Neben seinem Studium engagierte sich der Wahl-Münchner in der Fachschaft für Psychologie, gab Führungen im Rahmen des Deutschlandstipendiums und leitete unentgeltlich Lerngruppen. „Naja, unentgeltlich ist das nicht“, sagt er ernst. „Ich werde schon manchmal zum Kaffee eingeladen.“ Er hat den alten Newsletter „PsychoTicker“ für Studierende der Psychologie wieder ins Leben gerufen und half bei der „CampusZeitung“ der Studierendenvertretung. Zusätzlich belegte er Massive-Open-Online-Courses der Stanford University, studierte auf eigene Faust die Gödelschen Unvollständigkeitssätze oder Jean-Paul Sartres Existenzphilosophie. Und gab oder belegte Workshops zum Thema Programmierung. Zwischendurch unterstützte er Projekte an der Akademie der Bildenden Künste oder verfasste bei den „Münchner Schreierlingen“ prosaische Kurzgeschichten. Eigentlich wollte er noch Informatik studieren, aber jetzt werden es wohl die Computationalen Neurowissenschaften.

Ist das alles nicht ganz schön viel? „Das autodidaktische Studium würde ich jetzt mal unter Freizeit setzen“, antwortet er irritiert ob der Frage. Durch die Onlinekurse sei heutzutage alles recht flexibel. Möglich ist das laut Kai aber nur durch das Deutschlandstipendium. „Dadurch kann ich denken und mich entwickeln“, sagt er angelehnt an das Stipendienmotto „Zeit zum Denken schenken“. Dafür sei er „demütig und dankbar“. Zusätzlich habe er neben der finanziellen Unterstützung bei den Treffen mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten so viele angehende Philosophen, Physiker oder Evolutionsbiologen kennengelernt, die ihm alle neuen Gedanken mitgegeben haben. Nachteil: Kai kann sich gar nicht entscheiden, was er als nächstes erforschen soll. „Stand der Dinge aktuell“, sagt er und lacht, „Kai Klama wird nach dem Master hoffentlich erst mal promovieren und danach die Approbation machen.“

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