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Thrombose und Entzündung – eine gefährliche Liaison?

21.06.2021

LMU-Kardiologe Steffen Massberg erläutert im Rahmen der Health Lectures, wie die Kooperation von Entzündungen und Thrombosen zu gesundheitsbedrohlichen Komplikationen führen kann.

© LMU Klinikum

Entzündungen und Thrombosen wurden traditionell als zwei separate Prozesse betrachtet. Tatsächlich aber haben Wissenschaftler inzwischen gezeigt, dass beide Systeme eng kooperieren. Grundsätzlich sind sie natürliche Reaktionen des Körpers und für die Aufrechterhaltung der Gesundheit wichtig – aber sie können auch einen fatalen, sich selbst verstärkenden Kreislauf in Gang setzen.

Im Rahmen der „Health Lectures“ der LMU am 22. Juni 2021 zeigt Prof. Dr. med. Steffen Massberg, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am LMU Klinikum, in seinem Vortrag auf, wie diese beiden Prozesse miteinander verflochten sind. Entzündungen dienen primär dem Schutz vor Infektionen, aber auch der Reparatur nach sterilen Gewebeschädigungen, etwa durch Atherosklerose. Die physiologische Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) wiederum begrenzt den Blutverlust nach Verletzungen. Steffen Massberg skizziert, wie die beiden Prozesse interagieren und in welchen Situationen eine Fehlregulation der Kooperation zur Entstehung und Progression von Erkrankungen beiträgt.

Vortrag

Prof. Dr. med. Steffen Massberg

Thrombose und Entzündung – eine gefährliche Liaison?

Dienstag, 22. Juni 2021, 18.00-19.30 Uhr

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Drei Fragen an Professor Steffen Massberg

Thrombosen und Entzündungen können schwerwiegende Folgen haben, aber grundsätzlich dienen sie auch der Erhaltung der Gesundheit. Warum sind sie für den Körper wichtig?

Die Bildung von Thromben ist wichtig, um im Falle einer Verletzung Blutungen und damit einen gravierenden Blutverlust zu verhindern. Entzündungsprozesse dienen der Bekämpfung von Pathogenen und helfen, defektes Gewebe abzuräumen und die Defektheilung einzuleiten.

Wie sind die beiden Prozesse miteinander verknüpft?

Entzündungen können thrombotische Signalkaskaden aktivieren und fördern die Gerinnselbildung. Umgekehrt triggern thrombotische Prozesse gleichzeitig auch Entzündungsreaktionen. Diese Kooperation ist bei Verletzungen der Körperoberfläche von Vorteil, da sich die beiden Systeme (Thrombose und Entzündung) wechselseitig bei der Bekämpfung von pathogenen Eindringlingen wie auch bei der Verhinderung von Blutungen im Bereich der Verletzung unterstützen.

In welchen Fällen wird die Interaktion von Thrombose und Entzündung zum Problem?

Die Interaktion wird immer dann zum Problem, wenn sie zum falschen Zeitpunkt, am falschen Ort oder in inadäquatem Ausmaß stattfindet. Ein Beispiel sind Venenthrombosen: Hier führen überschießende Entzündungsprozesse in den Venen zu einer Aktivierung von Gerinnungskaskaden und zur Gerinnselbildung, ohne dass a priori eine Infektion oder eine Verletzung vorliegt (inadäquate Immunothrombose). In ähnlicher Weise spielt eine inadäquate oder überschießende, fehlregulierte Immunothrombose beim Herzinfarkt, beim Schlaganfall, aber auch bei thrombotischen Komplikationen infektiöser Erkrankungen (wie COVID-19) eine zentrale Rolle.

Prof. Dr. med. Steffen Massberg ist Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin/Kardiologie sowie Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am LMU Klinikum. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Immunantwort bei entzündlichen Erkrankungen.

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