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UN-Simulation in New York

18.06.2015

Beim National Model United Nations schlüpfen Studierende in die Rolle eines UN-Diplomaten. Und ihre Vorschläge werden manchmal sogar von der Politik aufgegriffen. Ein Interview mit LMU-Student Alexander Hobe und Stefan Jagdhuber, wissenschaftlicher Mi...

Worum geht es eigentlich beim National Model United Nations? Stefan Jagdhuber: Das National Model United Nations ist die älteste und die professionellste Simulation der Vereinten Nationen. Jedes Jahr nehmen ungefähr 414 Universitäten an der UN-Simulation teil: 4 000 bis 5 000 Studierende aus der ganzen Welt versammeln sich jedes Jahr in New York. Die Veranstalter, die National Collegiate Conference Association, haben sich zum Ziel gesetzt, das Wissen über die Vereinten Nationen zu verbreiten und bei den Studierenden Aufgaben, Ziele und Strukturen der UN bekannter zu machen.

Was machen die Studierenden in New York? Jagdhuber: Anfangs gibt es erstmal ein riesiges Chaos, wenn so viele Studierende aufeinandertreffen. Doch wir bereiten unsere Studierenden gut darauf vor. In unserem Vorbereitungskurs beschäftigen wir uns intensiv mit den Strukturen und Prozessen der Vereinten Nationen. Außerdem schlüpft jedes Uni-Team in die Rolle eines Landes, dessen Position sie bei der UN-Simulation vertreten. Alexander Hobe: In New York beginnen dann die langen Verhandlungsrunden: Fünf Tage lang haben wir jeden Tag von 8 Uhr morgens bis 11 Uhr abends in den unterschiedlichen Komitees der UN diskutiert, Berichte erarbeitet und für unsere Position geworben.

Was ist so spannend an der UN-Simulation? Hobe: Neben dem großen Lerneffekt bei der UN in New York ist vor allem der Vorbereitungskurs hier an der LMU spannend: Ich finde es faszinierend, dass man sich sehr intensiv mit einem konkreten Thema auseinandersetzt. Und man trifft mit vielen Personen zusammen, die sich für das Thema begeistern. Dadurch entstehen eine Dynamik und ein Teamgeist, den ich sehr schön und interessant finde. Man selbst ist motiviert und arbeitet mit anderen zusammen, die etwas erreichen wollen: Das macht großen Spaß. Und die Fahrt nach New York ist großartig.

Dieses Jahr waren Sie in der Rolle von Weißrussland beim Modell United Nations: Ist das eine besondere Herausforderung, die „letzte Diktatur Europas“ zu vertreten? Hobe: Ich persönlich fand es toll, dass man bei der Simulation eine Position einnehmen musste, mit der man nicht so vertraut ist. Gerade eine Rolle wie Weißrussland, die auf der Axis of evil steht, ist interessanter als beispielsweise die Position Deutschlands. Wenn man Positionen abseits des Mainstreams vertritt, muss man zudem viel geschickter verhandeln und vielleicht auch den einen oder anderen Konflikt überwinden. Jagdhuber: Wir haben uns auch explizit dafür beworben, Weißrussland zu vertreten! Wir wollen unsere Studenten sicherlich nicht dazu zwingen, die weißrussische Politik in allen Bereichen gut zu finden, aber sie sollen die Handlungen Weißrusslands nachvollziehen können. Zudem treffen wir in New York mit den jeweiligen UN-Vertretern zusammen: Und das ist bei Kuba oder Weißrussland einfach spannender.

Worum ging es in diesem Jahr? Hobe: Ich habe in diesem Jahr im Special Committee on Peacekeeping Operations mitgearbeitet. Dabei ging es um Regional Arrangements in Africa. Ein Thema, das auch in der echten UNO gerade auf der Tagesordnung steht.

Welche Position haben Sie bei der UN vertreten? Hobe: Das Thema hat sich für uns als sehr schwierig erwiesen, da Weißrusslands hier keine klare Position hat. Unser Ziel war es daher, die Kommunikation zwischen verschiedenen Peacekeeping-Organisationen der UNO und der Afrikanischen Union zu stärken. Denn Weißrussland würde nie eine konkretere Maßnahme fordern, da sie dem Peacekeeping sehr kritisch gegenüberstehen.

Können die Lösungen des NMUN ein Vorbild für die echte UN sein? Jagdhuber: Sehr überraschend war bei uns in diesem Jahr, dass eine Definition unserer Studenten von einem Think-Tank übernommen wurde: Zwei Delegierte der UN-Simulation haben die Definition eines Waffensystem erarbeitet, das derzeit auch in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Dass ein Think-Tank auf diese Definition unserer Studierender übernimmt, hat mich sehr überrascht.

Wer kann sich für National Model United Nations bewerben? Jagdhuber: Jeder LMU-Student, der motiviert ist und sich engagieren möchte. Viele Studenten haben Angst, nicht gut genug Englisch zu sprechen – aber das ist in der Regel nicht das Problem. Uns ist es wichtig, dass die Bewerber über ein gewisses Vorwissen verfügen und gut argumentieren können. Vor allem sind wir aber auf der Suche nach Leuten, die Lust haben, sich zu engagieren.

Die Auswahlklausur für das National Model United Nations findet am 25. Juni im Raum M018 im Hauptgebäude der LMU statt. Weitere Informationen: www.nmun-muenchen.de

Stefan Jagdhuber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen des Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaft.

Alexander Hobe studiert Geschichte und Politikwissenschaften an der LMU.

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