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Varusschlacht: Neuer Blick auf alte Funde

23.02.2017

LMU-Archäologe Salvatore Ortisi forscht über die Varusschlacht zwischen Römern und Germanen vor 2000 Jahren. Die Volkswagen-Stiftung fördert nun ein Projekt, das zeigen soll, ob Kalkriese tatsächlich der Ort des Kampfes war.

Es gab eine Schlacht zwischen Römern und Germanen in Kalkriese vor etwa 2000 Jahren, so viel steht fest. Doch ob es die berühmte Varusschlacht war, soll in einem neuen Forschungsprojekt endlich geklärt werden. Die Varusschlacht gilt als Sinnbild des germanischen Freiheitskampfes gegen die Römer. Seit dem Humanismus wird ihr auch eine wichtige Rolle für das deutsche Selbstverständnis zugeschrieben. „Die Varusschlacht war das vorläufige Ende der römischen Expansionsbestrebungen“, sagt Salvatore Ortisi, Professor für Provinzialrömische Archäologie an der LMU und wissenschaftlicher Leiter des Projekts. Rom wollte damals das Gebiet östlich des Rheins bis zur Elbe zur römischen Provinz machen. Doch im Jahr 9 nach Christus geriet Varus, der römische Statthalter in Germanien, mit drei Legionen und Hilfstruppen, also bis zu 20.000 Soldaten, in einen Hinterhalt und wurde von germanischen Truppen geschlagen.

Historischen Berichten zufolge hatten die Römer keine Chancen, denn die Angreifer machten sich auch die topographischen Bedingungen und schlechtes Wetter zu nutze. So verirrten sich die römischen Soldaten im Wald und versanken bei Fluchtversuchen im Morast statt sich zu formieren und den Feind zurückzuschlagen. Wo die Schlacht wohl stattgefunden hat, darüber gab es über die Jahrhunderte viele Theorien. „Vieles spricht dafür, dass es in Kalkriese war. Auch die landschaftliche Beschreibung passt dazu“, sagt Ortisi, der dort seit zwei Jahren zwischen Hangterrassen und Moorflächen die archäologischen Ausgrabungen leitet. Die bisherigen Funde lassen auf eine Schlacht schließen, diese könnte allerdings auch einige Jahre später um 16 nach Christus stattgefunden haben. Damals fiel Germanicus im Auftrag des römischen Kaisers Tiberius in Germanien ein, um die Niederlage der Varusschlacht zu rächen. Einige Jahre später zogen sich die Römer schließlich an die Rheingrenze zurück.

Im Rahmen des Projekts „Kalkriese als Ort der Varusschlacht? – eine anhaltende Kontroverse“ wird Salvatore Ortisi das Fundmaterial zusammen mit seinen Kooperationspartnern in Kalkriese und Bochum mit neuen naturwissenschaftlichen Methoden analysieren, um es genauer einordnen zu können. Hoffnung setzt er insbesondere auf die spezifische Metallzusammensetzung der Ausrüstung, die Rückschlüsse auf ihre Herkunft zulassen sollte: Germanicus-Truppen kamen direkt vom Mittelmeer, während Varus Legionen schon länger in Germanien unterwegs waren, bevor sie fielen. Zudem sollen die bisherigen Fundorte erfasst und kartiert werden. Ziel ist es, den Schlachtverlauf nachzuvollziehen. „Es scheint, dass sich ein Teil der Römer ins Moor zurückgezogen hat, das lässt sich über eine Strecke von fünf, sechs Kilometern zurückverfolgen.“

Die Volkswagen Stiftung fördert das Projekt in den kommenden drei Jahren im Rahmen der Initiative „Forschung in Museen“. Beteiligt sind neben der LMU und dem Museum und Park Kalkriese das Deutsche Bergbau-Museum Bochum.

Mehr zum Projekt: Kalkriese als Ort der Varusschlacht?

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