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Vom Spiel der Geschlechter

22.06.2015

LMU-Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken kuratiert im Rahmen der Münchner Opernfestspiele einen Kongress über Rollenbilder und Geschlechterverhältnisse – aus Sicht von Kunst und Wissenschaft.

Vor rund 600 Jahren schrieb die Pariser Gelehrte Christine de Pizan das „Buch von der Stadt der Frauen“ und entwarf darin eine Gesellschaft, in der Frauen die gleichen Rechte wie Männer haben. „Pizan hat parallel zu Augustinus Gottesstaat einen Frauenstaat vorgeschlagen. Sie war der Ansicht, dass Frauen mindestens genauso stark im Geist und in der Liebe seien wie Männer. La femme, c’est l’avenir de l’homme“, sagt Barbara Vinken, Professorin für Allgemeine und Französische Literaturwissenschaft an der LMU.

Im Rahmen der Münchner Opernfestspiele holt Barbara Vinken nun Pizans Vision in die heutige Wirklichkeit: Gemeinsam mit der Dramaturgie der Bayerischen Staatsoper kuratiert die Literaturwissenschaftlerin den Kongress „Stadt der Frauen“, auf dem Vertreterinnen und Vertreter aus Kunst und Wissenschaft das Verhältnis der Geschlechter im 21. Jahrhundert verhandeln.

Ideal oder Alptraum

Als der italienische Regisseur Federico Fellini Pizans Gesellschaftsmodell in seinem gleichnamigen Film aufgriff, der 1980 erschien, wurde daraus eine Tragikkomödie mit surrealen Zügen: Ein bürgerlicher Mann, gespielt von Marcello Mastrionanni, verirrt sich in einen Kongress militanter Feministinnen. „Fellini hat die Stadt der Frau aus der Perspektive des Mannes und als Alptraum und Angst erweckendes Phantasma gezeigt“, sagt Vinken.

Könnte eine Stadt der Frauen im 21. Jahrhundert eine Alternative zu einer männerdominierten Gesellschaft und ein Ort der Begegnung emanzipierter Geschlechter sein? Auf dem Kongress wird diesen Fragen in Vorträgen, Gesprächsrunden, Performances und Installationen nachgegangen. Dabei werden auch Parallelen gezogen zwischen den Beziehungsmustern auf der Opernbühne und denen im wirklichen Leben, etwa in dem Vortrag „Don Giovanni, Don Draper und die Kunst der Verführung“.

Zum Programm zählen Vorträge und Performances unter anderem von Mieke Bal, Elizabeth Bronfen, Cynthia Chase, Philipp Ekardt, Manuela Hartel, Ursula Pia Jauch, David J. Levin, Shoshana Liesman, Michaela Melián, Beate Söntgen, Klaus Theweleit, Barbara Vinken, Juliane Vogel, Klaus Walter und Cornelia Wild.

Mehr Informationen zum Programm auf den Seiten der Bayerischen Staatsoper.

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