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Wie Boni die Teamarbeit beeinflussen

28.05.2018

Mitglieder in Arbeitsgruppen, denen eine monetäre Belohnung in Aussicht gestellt wird, organisieren ihre Zusammenarbeit besser und sind erfolgreicher.

Teams, denen ein gemeinsamer Bonus in Aussicht gestellt wird, sind erfolgreicher. Dies scheint vor allem daran zu liegen, dass der monetäre Anreiz auch die Organisation der Zusammenarbeit im Team verändert. Das zeigt eine neue Studie des Forscherteams um Florian Englmaier, der das Seminar für Organisationsökonomik an der Volkswirtschaftlichen Fakultät der LMU leitet.

„Es gibt in der Literatur recht unterschiedliche Ansichten über die Wirkung von monetären Anreizen am Arbeitsplatz. Allerdings wurden dazu bislang vor allem einfache Routine-Aufgaben empirisch untersucht“, beschreibt Englmaier den Ausgangspunkt des Forschungsprojekts. In der heutigen Arbeitswelt sind Berufstätige aber häufig mit komplexen Aufgaben und neuen Problemstellungen konfrontiert, für die gemeinsam Lösungen gefunden werden müssen – sogenannten „non routine analytical tasks“. Um herauszufinden, welche Wirkung monetäre Anreize in solchen Situationen haben, haben sich die Forscher Florian Englmaier, Stefan Grimm und Simeon Schudy von der LMU und David Schindler von der Tilburg University mit dem Unternehmen „Exit the Room“ zusammengetan.

Exit the Room bietet ein Spiel für Gruppen an, die ihre logischen und kombinatorischen Fähigkeiten testen wollen. Dabei müssen Teammitglieder innerhalb einer Stunde in verschiedenen Szenarien Spuren entdecken und Zusammenhänge erkennen, um gemeinsam den Weg aus einem geschlossenen Raum zu finden. „Die Teams müssen also Informationen sammeln, versuchen, ihre Umgebung zu verstehen, und dann die gesammelten Informationen neu kombinieren, um auf eine Lösung zu kommen. Das sind eine ganze Reihe von Aspekten, die auch in der modernen Arbeitswelt immer prominenter werden“, sagt Stefan Grimm. In der Studie wurde einigen Teams ein Bonus in Höhe von 50 Euro in Aussicht gestellt, wenn sie innerhalb von 45 Minuten (statt 60 Minuten) die Aufgabe lösen, während die anderen Teams ohne diesen Anreiz an den Start gingen.

Der in der Studie gewählte Bonus für das gesamte Team spiegelt dabei aktuelle Entwicklungen in der Arbeitswelt wider: „Es gibt einen Trend, weg von individualisierten Boni zu gehen. Da sehr viel Arbeit in Teams abläuft, und häufig auch der Erfolg auf Team-Basis erhoben wird, ist es in vielen Berufen schwierig, den individuellen Anteil festzumachen“, ergänzt David Schindler.

Die Feldstudie erfasste die Leistung von insgesamt knapp 1000 Teams mit rund 4000 Teilnehmenden und zeigte: Das Boni-Modell funktioniert. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Team innerhalb einer Dreiviertelstunde fertig wurde, war für die Gruppen, denen ein monetärer Anreiz in Aussicht gestellt wurde, mehr als doppelt so hoch.

Gute Organisation und Teamerfolg gehen Hand in Hand

Um herauszufinden, woher dieser Effekt kommt, wurde ein Teil der Teammitglieder im Nachhinein um die Beantwortung eines Fragebogens gebeten. Bei den erfolgreichen Teams gaben die Mitglieder häufiger an, dass ihr Team gut organisiert war und eine Führungspersönlichkeit die Zusammenarbeit koordinierte. „Das legt den Schluss nahe, dass durch die Präsenz von Anreizen so etwas wie eine endogene Hierarchie entsteht, die von allen akzeptiert wird“, sagt Simeon Schudy.

Damit weist die Studie daraufhin, dass eine wichtige Herausforderung der modernen Arbeitswelt darin besteht, auch bei flachen Teamhierarchien eine gute Koordination zu erreichen. „Die Teamorganisation scheint besonders in Kontexten wichtig zu sein, in denen es um Aufgaben geht, die komplex sind und die Sammlung und Rekombination von Informationen beinhalten. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass monetäre Teamanreize möglicherweise dabei helfen können, dass sich solche Führungsstrukturen etablieren“, sagt Florian Englmaier.

Ein überraschendes und besonders interessantes Ergebnis der Studie ist, dass der Bonus auch dann die Teamleistung steigerte, wenn sich die Teams die Aufgabe selbst gesucht hatten. „Im Vorhinein haben manche Forscher vermutet, dass der Bonus keinen Effekt haben wird, wenn Teams dort freiwillig hingehen und somit daran interessiert sind, die Aufgabe zu lösen. Diese Teams sind ja bereits hochmotiviert,“ so Simeon Schudy.

Die Motivation macht‘s

„Es scheint jedoch einen positiven Zusammenhang zwischen der Freude an einer Aufgabe und der Wirksamkeit von Anreizen zu geben.“ Wie motiviert die Teams waren, die sich die Aufgabe selbst gesucht hatten, zeigte sich unter anderem daran, dass sie kaum Hilfe in Anspruch nahmen. „Sie wollten die Aufgabe gemeinsam selbst lösen“, sagt Englmaier. Das war bei der Vergleichsgruppe, die aus Studierenden bestand, denen die Aufgabe zugewiesen wurde, nicht der Fall: Um möglichst schnell auf die Lösung zu kommen, forderten diese Teams häufiger Tipps an, und zwar insbesondere dann, wenn ein Bonus in Aussicht gestellt wurde.

Ob mehr Euros die Teams noch erfolgreicher gemacht hätten, bezweifelt Englmaier. „Wir haben das zwar nicht getestet, aber andere Studien legen nahe, dass ein zu hoher Bonus auch einen gegenteiligen Effekt haben könnte. Möglicherweise kommt es dann zu mehr Konflikten, weil mehr auf dem Spiel steht, oder es wird nicht mehr an die Aufgabe, sondern nur noch ans Geld gedacht. Außerdem stellt sich die Frage, wie weit sich die Organisationsstrukturen in den Teams in diesem Kontext überhaupt noch verbessern lassen.“ Dennoch zeigt die Studie, wie wichtig das Belohnungselement des Bonus ist: Ein Hinweis an Teams im Vorhinein, dass es eine außergewöhnlich gute Teamleistung ist, wenn man die Aufgabe in 45 Minuten löst (ohne monetären Anreiz) veränderte die Teamleistung nicht. Ein Bonus für das Lösen der Aufgabe innerhalb von 60 Minuten bewirkte dagegen eine Leistungssteigerung.

Inwiefern sich Boni bei wiederholten Aufgaben und längerfristigen Tätigkeiten ähnlich erfolgreich einsetzen lassen, ist eine von vielen Fragen, die sich für das Forscherteam an die Studie anschließen. (CESifo Working Paper No. 6903)

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