Die Diagramme der Studie sind von Schwarz, Rot, Grün und Hellblau dominiert. Für die einen ist das gut. Für die anderen eher weniger. Denn die Darstellung zeigt, welche Parteien in München Stimmen verloren haben und wo diese Wähler nun hin gewandert sind. In diesem Fall sind die Gewinner Grün und Hellblau und die Verlierer Schwarz und Rot. Nach den telefonischen Vorwahlbefragungen und den Exit Polls vor den Wahllokalen zeichnet sich ein nun vorläufiges Bild des tiefgehenden Wandels des bayerischen Parteiensystems.
Die SPD ist in München im freien Fall. Mehr als die Hälfte ihrer Wähler hat sich seit der letzten Landtagswahl 2013 verabschiedet. Ein Großteil von ihnen macht den Stimmenzuwachs der Grünen aus. Weitere Profiteure sind FDP, Linke, Freie Wähler und AfD. FDP und Linke erhalten rund die Hälfte ihres Zugangs von der SPD. Im Großen und Ganzen waren die Ergebnisse nicht unerwartet. Eine Überraschung gab es für Küchenhoff und Thurner doch: „Der Wahlausgang war zwar nahe an den Umfragen, die Größe der Bewegungen von der CSU zu den Grünen und die Verluste der AfD an die CSU im Vergleich zur letzten Bundestagswahl waren dann doch überraschend.“ Das Lehrforschungsprojekt wird als Kooperationsstudie von drei bayerischen Universitäten (LMU München, Universität Passau und Universität Regensburg) durchgeführt. Beteiligt sind von der LMU Professor Küchenhoff und Professor Thurner.
Der Vergleich mit der Bundestagswahl 2017 und der Landtagsswahl ist eine Besonderheit des Projektes. Die CSU gewinnt in dieser Perspektive bayernweit von der AfD (ca. 80.000 Stimmen), und verliert an Nichtwähler (ca. 200.000 Stimmen), Freie Wähler (ca. 200.000 Stimmen) und Grüne (ca. 150.000 Stimmen). Von Landtagswahl zu Landtagswahl zeigen die Befragungen allerdings durchaus einen bedeutenden Abstrom von der CSU zur AfD.
Die komplette Auswertung der ersten Daten der Universitätsstudie Bayernwahl 2018 (USBW18) mit Daten aus Passau und Regensburg gibt es auf der Webseite des Statistischen Beratungslabors (StaBLab) und des Lehrstuhls für Empirische Politikforschung zum Download.
Erhoben wurden bayernweit die Ergebnisse aus rund 17000 studentischen Befragungen unmittelbar nach der Wahl sowie 3800 Telefoninterviews, die in den Wochen vor dem Wahlsonntag durchgeführt wurden. „Wir haben über 1500 Telefoninterviews im Telefonlabor der LMU durchgeführt. Unsere Studierenden haben sich durch geringe Antwortbereitschaft nicht abschrecken lassen“, erzählt Küchenhoff und zeigt sich mit dem Ablauf zufrieden. Zurücklehnen kann sich am Institut für Statistik und am Lehrstuhl für Empirische Politikwissenschaft allerdings noch niemand: „Wir führen weitere Analysen mit Studierenden im Rahmen von Lehrveranstaltungen durch. Unser interdisziplinäres Seminar beginnt am Freitag. Die erste Gruppe von Studierenden arbeitet schon mit den Daten.“
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