LMU Forschungspreis für exzellente Studierende

Hier finden Sie eine Übersicht der bisher mit dem LMU Forschungspreis für exzellente Studierende ausgezeichneten Projekte. Auf im Rahmen von ausgezeichneten Forschungsprojekten entstandene Publikationen wird am Ende der jeweiligen Projektbeschreibung verwiesen.

2023

Wolfgang Brezina, Daniel Bursian und Filip Milojevic (Volkswirtschaftliche Fakultät), "What is the impact of a Carbon Tax on Innovation? Suggestive Evidence from Sweden": In ihrer empischen Forschungsarbeit befassten sich Wolfgang Brezina, Daniel Bursian und Filip Milojevic mit dem Einfluss einer CO2-Steuer auf Innovationen. Dabei untersuchten sie den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Implementierung der CO2-Steuer bereits 1991 in Schweden und der Entstehung innovativer Technologien. Letztere zielen darauf ab, Effizienz zu steigern und die CO2-Intensität in energieintensiven Industriezweigen zu verringern. Als Indikator für die abhängige Variable "Innovation" verwendeten die Studierenden die Anzahl der Patentanmeldungen in verschiedenen Sektoren Schwedens. Sie wandten die "Synthetic Control"-Methode an, die umfangreiches statistisches Wissen erfordert und genutzt wird, wenn sich nur schwer eine vergleichbare Kontrollgruppe finden lässt, um etwa die Auswirkungen politischer Maßnahmen zu bewerten. Stattdessen wird eine synthetische Kontrollgruppe auf Basis anderer Länder erstellt, die Schweden ähneln. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Einführung einer CO2-Steuer zu einer Steigerung der Innovation, gemessen an den Patentanmeldungen in energieintensiven Branchen wie dem Transportsektor, führte. Dies deutet darauf hin, dass die Steuer durch Technologiewandel auch indirekte Auswirkungen auf die Verringerung des CO2-Ausstoßes hat.

Sylvia Rose Burgess-Tate (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften): "Fürstenabfindungen in der Weimarer Republik – Die juristische Argumentation": Sylvia Burgess‐Tate untersuchte in ihrer Bachelorarbeit ein bedeutendes Thema der Weimarer Republik: die juristischen Debatten um Entschädigungen und Enteignungen der deutschen Fürsten. Ihre umfangreiche Arbeit beleuchtet die Veränderungen der juristischen Argumente und deren Auswirkungen auf die Haltung von Juristen gegenüber dem demokratischen Staat. Durch die intensive Analyse von Gesetzen, Verordnungen sowie juristischen und gerichtlichen Gutachten zu vermögensrechtlichen Auseinandersetzungen gelang es der Autorin, die vernachlässigten juristischen Debatten angemessen zu würdigen und damit neue Impulse für die Forschung zu setzen. Die Arbeit von Sylvia Burgess‐Tate bietet großes Potenzial für weiterführende Projekte, die eine umfassende Untersuchung juristischer Argumente in den einzelstaatlichen Entschädigungsdebatten ermöglichen und somit zu einer rechtshistorischen Tiefenschärfe in aktuellen Diskussionen beitragen können.

Constanze Albrecht (Fakultät für Psychologie und Pädagogik), "Investigating intracranial vasculature changes to monitor and predict brain pathologies": In ihrer Bachelorarbeit analysierte Constanze Albrecht die Interaktionen zwischen den Schädelknochen, den Hirnhäuten und dem Gehirn über sehr feine Knochenkanäle. Über diese Interaktion soll eine direkte Beeinflussung des Nervengewebes, moduliert durch die Beschaffenheit des Schädelknochens, möglich sein. In enger Zusammenarbeit mit dem Labor von Prof. Ali Ertürk am Helmholtz Zentrum München untersuchte Albrecht an Mäusen, ob strukturelle Veränderungen des Schädelknochens Rückschlüsse auf pathologische Veränderungen im Nervengewebe zulassen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für die Frühdiagnose von Schlaganfällen und die Evaluierung des Rehabilitationspotenzials bei den Patienten. Albrecht zeigte, dass die Dichte der Schädel-Hirnhaut-Kanäle bei Mäusen mit ischämischem Schlaganfall im Vergleich zu gesunden Mäusen zunimmt, was einen wichtigen Kompensationsmechanismus bei Schlaganfällen darstellen könnte. Da es bereits jetzt möglich ist, auch beim Menschen non-invasiv die Dichte der Schädel-Hirnhaut-Kanäle zu messen, könnten Albrechts Erkenntnisse zu einer früheren Diagnose von Schlaganfällen führen und somit die Behandlungsmöglichkeiten verbessern und Folgeschäden reduzieren. Albrecht kombinierte datenanalytische Ansätze und Machine-Learning-Anwendungen mit neurowissenschaftlichen Methoden und psychologischer Forschung.

Silas Leon Alberti (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik), "Approximation Theory of Efficient Transformer Architectures": Bei diesem Projekt steht die mathematische Analyse der Approximationseigenschaften sogenannter Transformers im Mittelpunkt, einer bestimmten KI-Modell-Architektur, die auch großen Sprachmodellen wie ChatGPT zugrunde liegt. Diese Transformers sind eine kürzlich entstandene Weiterentwicklung von klassischen künstlichen neuronalen Netzen, die speziell für die Verarbeitung natürlicher Sprache eingeführt wurde. Ihre mathematische Untersuchung steht gerade erst am Anfang. Silas Alberti leitete zum einen ein neuartiges universelles Approximationstheorem für Transformer ab. Bei dieser Approximation nähert man sich einem sehr komplizierten Objekt über einfachere an, mit dem Ziel eines minimal möglichen Abstands zwischen beiden. Zudem führte Alberti selbst eine neuartige KI-Modell-Architektur ein – den, wie er ihn nennt, "Sumformer". Damit leistete er einen signifikanten und umfassenden Beitrag zu einer mathematischen Theorie und einem tiefen Verständnis der Transformers und damit auch Anwendungen wie ChatGPT.

Selin Gürkan (Fakultät für Biologie), "Bulges at the back: The strange morphology of Peridinium aff. cinctum": Dinoflagellaten (Panzergeißler) sind einzellige Algen, die sowohl im Süß- als auch im Salzwasser heimisch sind. Bekannt sind sie den meisten Menschen als Auslöser von "Algenblüten", die im Fall von Toxin-haltigen Arten zu weiträumigen Badeverboten im betroffenen Gewässer führen. Die Untersuchung der Artenzusammensetzung von Dinoflagellaten-Gemeinschaften und das Verständnis ihrer Ökologie ist daher von großer Relevanz. Allerdings ist die taxonomische Zuordnung aufgrund der starken morphologischen Variabilität innerhalb einer Art noch sehr unausgereift. Ziel der Arbeit von Selin Gürkan war die Klärung des taxonomischen Status bestimmter Stämme von Dinoflagellaten anhand von licht- und rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen ihrer Morphologie. Gürkan wendete modernste mikroskopische sowie molekularbiologische Techniken an und trug entscheidend zu einer Publikation in diesem Themenbereich bei.

Daniela M. R. Lurz (Juristische Fakultät), "Das Verbot der Eizellspende – ein unverhältnismäßiger Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht der Frau?": Eizellspenden sind verboten und werden strafrechtlich sanktioniert – Samenspenden sind hingegen ohne weiteres erlaubt. Warum wird das eine als "missbräuchliche Anwendung von Fortpflanzungstechniken" kategorisiert, während das andere völlig akzeptiert ist? Diese Ungleichbehandlung ist der Ausgangspunkt für die Überlegungen von Daniela M. R. Lurz. Sie stellte die Frage, ob die Differenzierung rechtlich heute noch überzeugen kann – und kommt zu dem Ergebnis, dass das Verbot der Eizellspende auf überholten Annahmen beruht und deshalb eine gesetzliche Änderung angezeigt ist. Ihre Arbeit wurde bereits in einer juristischen Fachzeitschrift publiziert.

Amelie Grosenick (Volkswirtschaftliche Fakultät), "The Political Economy of Health Epidemics: Evidence from the Covid-19 Pandemic": Die Master-Arbeit untersucht am Beispiel von Italien, ob bestimmte nationale Corona-Hilfsgelder tatsächlich den Gemeinden zugutekamen, die die Hilfe am nötigsten hatten, oder ob bei der Verteilung politische Gesichtspunkte eine Rolle spielten. Sie sammelte und analysierte dazu einen großen Datensatz, in dem Kennzahlen für jede Gemeinde in Bezug auf die Verbreitung der Pandemie, die geflossenen Hilfsleistungen, die sozioökonomische Struktur sowie die anstehenden Wahlen enthalten sind. Als Anknüpfungspunkt für die Beurteilung einer eventuellen politischen Einflussnahme wählte Amelie Grosenick die Kommunalwahlen, die im Referenzjahr 2020 nur in einem Teil der italienischen Gemeinden abgehalten wurden. Für die verschiedenen Hilfsmaßnahmen kam sie dabei zu einem differenzierten Ergebnis.

Ruth Maria Grünmeier (Medizinische Fakultät), "Einzelzell-Transkriptom-Atlas-geführte Entwicklung von CAR-T-Zellen zur Behandlung von akuter myeloischer Leukämie": Für die personalisierte zelluläre Immuntherapie von Krebserkrankungen werden bestimmte patienteneigene Immunzellen mit einem synthetischen, tumorspezifischen Antigenrezeptor ausgestattet und dem Patienten reinfundiert. Dank der genetischen Modifikation richtet sich die so veränderte Immunzelle, nach der genetischen Veränderung als CAR-T-Zelle bezeichnet, spezifisch gegen anvisierte Oberflächenproteine des Tumors. Die große Herausforderung für die Zukunft besteht also darin, selektive Tumormarker zu finden, welche ein möglichst geringes Expressionsmuster in gesunden Geweben aufweisen. Im Rahmen der Forschungszeit von Ruth Grünmeier im Labor und in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz Zentrum München konnte ein innovativer Screening-Algorithmus entwickelt werden. Mit dessen Hilfe konnte Ruth Grünmeier mit ihren Kolleginnen und Kollegen neue, geeignetere Zielstrukturen für die Behandlung von Blutkrebs identifizieren. Im Fokus ihrer Arbeit stand die experimentelle Etablierung und Validierung der Wirksamkeit der neuen Zelltherapien. Neben den Experimenten zur Untersuchung der anti-tumorösen Wirkung wurden umfassende Experimente zur Analyse der Nebenwirkungsprofile in immunkompetenten Organismen entwickelt und umgesetzt. Damit konnte ein Grundstein für weiterführende Untersuchungen zu einer Vielzahl von Krebserkrankungen gelegt werden.

Sarah Blöchinger (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften), "Diagnostik von kognitiv-linguistischen Fähigkeiten: Entwicklung und Erprobung einer deutschsprachigen Adapation des ,Brief Executive Language Screen'": Nach einem Schlaganfall oder einem Schädel-Hirn-Trauma kann es zur Beeinträchtigung des Exekutivsystems kommen, das kommunikative Handlungen mittels mentaler Prozesse steuert. Für die Diagnose dieser Störung fehlte im deutschsprachigen Raum bislang ein evidenzbasiertes, psychometrisches Verfahren. Die klinische Linguistin Sarah Blöchinger adaptierte in ihrer Masterarbeit das englischsprachige Diagnoseverfahren "Brief Executive Language Screen" (BELS) für den deutschsprachigen Raum. Sie führte eigenständig mehrere Testungen mit einer repräsentativen Gruppe von Betroffenen sowie einer Kontrollgruppe durch und evaluierte die Ergebnisse umfassend. Ihre Arbeit verknüpft so empirisches und theoretisches Arbeiten. Das von ihr entwickelte Diagnoseverfahren verspricht, die Versorgungssituation der Betroffenen im klinischen Alltag künftig entscheidend zu verbessern.

Julian Trapp (Fakultät für Physik), "Telecom-band single photon source with cavity-enhanced indistinguishability at room temperature": Julian Trapp entwickelte im Rahmen seiner Masterarbeit eine neuartige Quelle von nichtklassischem Licht, die einzelne ununterscheidbare Photonen im Telekom-Wellenlängenbereich bei Raumtemperatur emittiert. Diese Entwicklung verspricht bahnbrechende quantentechnologische Anwendungen in faserbasierter Quantenkommunikation und Quantenkryptographie. Für die skalierbare Entwicklung des Quanteninternets sind gerade solche Quellen unabdingbar, und ihre Optimierung in Nachfolgeprojekten wird weitere Meilensteine auf dem Weg zur glasfaserbasierten, verlustarmen Quantentelekommunikation ermöglichen. Die Ergebnisse wurden auf der Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft im September vergangenen Jahres in Regensburg mit dem Preis "Bestes Poster" in der Kategorie Halbleiterphysik prämiert.

2022

Miriam Müller (Volkswirtschaftliche Fakultät), „Monitoring Refugees: Requirements and Repercussions“: „Start with a friend“ ist eine nicht-staatliche Organisation, die in mehreren deutschen Städten Geflüchtete mit Freiwilligen zusammenführt, um ihnen den Start in Deutschland zu erleichtern und sie bei der Integration zu unterstützen. Im Rahmen eines randomisierten, kontrollierten Experiments wurden Daten zu diesem Programm erhoben, auf die LMU-Studentin Miriam Müller für ihre Bachelorarbeit zugreifen konnte. Sie untersuchte darin, wie sich der Start in Deutschland mit einem Mentor oder einer Mentorin auf die Einstellung der Geflüchteten – insbesondere ihre Integrationsbemühungen und -erfolge – auswirkt. Eine zentrale Erkenntnis ihrer Studie war es, dass das Mentoring einen signifikanten und positiven Effekt auf die Bildungsbestrebungen von Geflüchteten hat.

Leonie Thea Daumer (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften): "Im Dienste der Wissenschaft? Kritische Untersuchungen zu Rudolf Virchows Wirken als Anthropologe vor dem Hintergrund kolonialer Aufarbeitung": In ihrer Bachelorarbeit befasste sich Leonie Thea Daumer mit dem Mediziner, Anthropologen und Anatomen Rudolf Virchow und legte den Schwerpunkt auf eine Schattenseite des als Begründer der modernen Sozialhygiene gefeierten Professors: seine Rolle bei rassistisch motivierten Kolonialverbrechen, insbesondere der Organisation und Durchführung von Völkerschauen und dem Aufbau einer Sammlung von menschlichen Überresten indigener Bevölkerungsgruppen. Leonie Thea Daumer konnte zeigen, wie Virchow eng mit bekannten Schaustellern zusammenarbeitete und koloniale Machtstrukturen und -netzwerke nutzte, um Angehörige von Völkern aus Übersee illegal nach Europa zu verschiffen, wo sie gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt waren und als lebende Ausstellungsstücke krank wurden oder starben. In Daumers Arbeit geht es nicht nur um die Verarbeitung der deutschen kolonialen Vergangenheit, um Zwangsmigration, die Restitution von geraubten Kulturgütern und den Verbleib menschlicher Überreste, sondern auch um den öffentlichen Umgang mit Virchows Nachlass und seiner Rolle im deutschen Kolonialismus.

Kevin Fink (Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft), „Leiden als Kriterium psychiatrischer Erkrankungen”: Fink analysierte in seiner Bachelorarbeit die Rolle des Leidens für die psychiatrische Diagnostik. Hierzu arbeitete er mit zwei Modellen, dem „Medical Model“ und dem „Two-Stage-Pictures Model“. Er unterschied klar zwischen objektiven Diagnosekriterien und dem subjektiven Empfinden von Leiden. Das Besondere an Finks Arbeit ist die Interdisziplinarität – sowohl philosophische als auch psychiatrisch-medizinische Literatur wurde sorgfältig analysiert und interpretiert. Mithilfe dieses weiten Blickwinkels entwickelte er Vorschläge, wie der bislang eingesetzte Diagnostikkatalog DSM-5 an das wissenschaftliche „Medical Model“ angeglichen werden kann, um bessere Therapieempfehlungen für Patienten zu erstellen.

Julius Girbig (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik), „Automated Facial Rig Registration for Motion Capture”: In seiner Bachelorarbeit befasste sich Julius Girbig damit, wie Gesichtsbewegungen eines Schauspielers mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) auf eine dreidimensional animierte Figur in Filmen oder Videospielen übertragen werden können. Dabei setzte er auf die „Deepfakes“-Technik, die ein bewegtes Bild synthetisiert, das die Gesichtsbewegungen einer realen Person nachahmt. Julius Girbig schlug in seiner Arbeit eine vollautomatische Lösung vor und entwickelte einen auf dem sogenannten „Unüberwachten maschinellen Lernen“ basierenden Algorithmus, der den Gesichtsausdruck eines Einzelbildes aus einem Video vollständig auf eine 3D-Figur überträgt. Die Benutzung eines Deepfake-Algorithmus macht die entwickelte Methode unabhängig von Merkmalen wie der Beleuchtung oder dem Video-Hintergrund.

Reja H. Wilke (Fakultät für Physik), „Analytical Properties of the Bose-Hubbard Wheel from a Ladder of Spinless Fermions”: Reja Wilke beschäftigte sich in ihrer Bachelorarbeit in Physik mit einem Thema der Quantenwissenschaften und -technologien. Sie beleuchtete Ensembles bestimmter Teilchen – die sogenannten Bose-Einstein-Kondensate (BECs) – und führte ein neues Modellsystem ein, um diese theoretisch untersuchen zu können. Mithilfe eines kreativen geometrischen Ansatzes fand sie dabei eine Lösung für ein Modell, das eigentlich als unlösbar galt. Unter anderem zeigte Wilke, dass und wie die Stabilität des BEC durch die experimentelle „Geometrie“ kontrolliert werden kann – eine bemerkenswerte Eigenschaft, die die experimentelle Realisierung und Kontrolle erheblich vereinfacht. Reja Wilkes kreativer Ansatz erlaubt darüber hinaus die analytische Lösung einer ganzen Klasse von Modellen.

Lukas Brechtken (Juristische Fakultät), "Die Psychiatrische Patientenverfügung und die Odysseus-Problematik": Odysseus lässt sich, während er an der Insel der Sirenen vorüberfährt, an den Mast seines Schiffes binden und befiehlt seiner Mannschaft, ihn nicht zu befreien, egal wie sehr er es verlangen sollte. Mit diesem Bild werden Patientenverfügungen beschrieben, bei denen eine Person vorab in eine psychiatrische Behandlung einwilligt und dabei explizit anordnet, dass ihr künftig geäußerter entgegenstehender Wille nicht beachtet werden soll. Der schwierigen Frage, inwieweit solche „Odysseus-Verfügungen“ rechtlich zulässig sein können, ging der Jurist Lukas Brechtken in seiner Schwerpunktseminararbeit nach. Er entwickelte einen detaillierten und überzeugenden Vorschlag zur Regelung der besonders heiklen „Odysseus-Verfügung“ für den Fall, dass der Betroffene in einer künftigen Krankheitsphase einwilligungsfähig sein sollte.

Marco Mandic (Medizinische Fakultät), „Underestimation of the relationship of overweight and obesity with colorectal cancer: evidence from an umbrella review and a large population-based study: Marko Mandic zeigte in seiner Arbeit, dass Übergewicht und Adipositas als Risikofaktoren eine viel größere Rolle für die Entstehung von Darmkrebs spielen als bislang angenommen. Er wendete verschiedene Forschungsansätze an und führte bei einer großen Fall-Kontroll-Studie im Rahmen einer Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) umfassende eigene Analysen durch. Das Thema ist aus klinischer wie epidemiologischer Sicht hochrelevant – vor allem für eine effektivere Prävention von Übergewicht und Adipositas.

Frederick Kukla und Vanessa Reichel (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften), „MFCC-Plotter: Bei der gemeinsamen Arbeit von Vanessa Reichel und Frederick Kukla handelt es sich nicht um eine Abschlussarbeit, sondern um ein aus Eigeninitiative entwickeltes Software-Projekt. Mel-Frequenz-Cepstrum-Koeffizienten (MFCCs), in der Sprachtechnologie zur automatischen Spracherkennung eingesetzt, stellen eine Ansammlung numerischer Werte dar, die für den Menschen nicht intuitiv verständlich sind. Hauptziel des Projekts war es, die abstrakten MFCCs durch eine visuelle Darstellung greifbar zu machen. Vanessa Reichel und Frederick Kukla entwickelten dafür ein Software-Programm, das diverse Optionen zur Visualisierung bietet und den Vergleich verschiedener Aufnahmen erlaubt. Sie entwarfen und programmierten ein originelles Software-Tool, das sich einfach bedienen lässt. Es kann für Studierende und Lehrende der Geisteswissenschaften, aber auch Entwickler von Sprachtechnologie nützlich sein.

Lucas Kimmig (Fakultät für Physik), „Are You Bound or Just Projected? The Behavior of Substructures from Expansion to Galaxy Clusters”: Zwei der großen Fragen der modernen Physik betreffen Natur und Eigenschaften der dunklen Komponenten unseres Universums: der Dunklen Energie und der Dunklen Materie. Die Forschungsarbeit von Lucas Kimmig widmete sich beiden Rätseln in zwei eigenständigen Studien, die zum Verständnis der Eigenschaften der Dunklen Komponenten des Universums beitragen. In der bisherigen Forschung zur Dunklen Materie besteht eine ungeklärte Diskrepanz bezüglich der Substrukturmasse zwischen den Messungen bei der Beobachtung des Universums und den Ergebnissen numerischer Simulationen auf Basis aktueller kosmologischer Modelle. Lucas Kimmig konnte zeigen, dass die Art der Messung nicht mit allen Grundannahmen der Simulationen übereinstimmte. Außerdem bewies er, dass die Diskrepanz in der Substrukturmasse zwischen Beobachtungen und Simulationen nicht etwa einem Fehler im Standardmodell der Kosmologie geschuldet war, sondern der unterschiedlichen Methodik.

Andrea Herbert Mainero (Fakultät für Geowissenschaften), „Killifish palaeodiversity in a middle Miocene Lake in the Bugojno Basin, Bosnia and Herzegovina“: Andrea Herbert Mainero untersuchte in ihrer Masterarbeit neu entdeckte Fossilien aus der Familie der „Killifische“, auch „Zahnkarpfen“ genannt. Diese Fossilien sind außergewöhnlich gut erhalten, was eine detaillierte Analyse und systematische Zuordnung ermöglicht. Neben der Laborarbeit bei der Präparation der Fossilien bediente sie sich modernster Bildgebungsmethoden wie der Rasterelektronenmikroskopie sowie der Statistik. Ebenso fertigte sie osteologische Zeichnungen an, die die Grundlage für eine künftige Publikation bilden. Auf Basis sorgfältigen Literaturstudiums und komparativer Analyse konnte sie die Präparate nicht nur eindeutig bekannten Familien zuordnen, sondern auch neue Spezies definieren. Mit ihrer Arbeit hat Andrea Herbert Mainero zu einem besseren Verständnis der Evolution von Zahnkarpfen beigetragen, die in einem auf ihren Daten basierenden DFG-geförderten Projekt weiter untersucht werden soll.

2021

Moritz Fenske und Maximilian Schattauer (Volkswirtschaftliche Fakultät), „Potentials of Financial Market-based Industrial Clustering“: Die Arbeit „Potentials of Financial Market-based Industrial Clustering“ von Moritz Fenske und Tobias Maximilian Schattauer entwickelt ein neues, dynamisches Klassifizierungssystem für Industrien und Branchen. Der technologische Wandel führt dazu, dass das bestehende Klassifizierungssystem, das Firmen statisch verschiedenen Branchen zuordnet, nicht immer trennscharf bleibt. Die von Moritz Fenske und Tobias Maximilian Schattauer entwickelten Clustering-Methoden bilden nun eine wertvolle Ergänzung und können für Kartellbehörden, Gesetzgeber sowie für ein Portfoliomanagement von Pensionsfonds von großer Bedeutung sein. Die innovative und exzellente Leistung der Studierenden ist nicht zuletzt ein außergewöhnliches Beispiel gelungener Interdisziplinarität: Die Perspektive der Volkswirtschaftslehre wird durch Kenntnisse und Kompetenzen aus der Informatik und Physik bereichert.

Felicia H. A. Kuckertz (Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft), „Der automatisierte Tod: Militärroboter und Verantwortung”: Wer beziehungsweise welche Instanz trägt die moralische und rechtliche Verantwortung, wenn Militärroboter oder autonome Waffensysteme technisch versagen und zufällig, illegitim töten? Diese höchst aktuelle Frage wird in der Bachelor-Arbeit „Der automatisierte Tod: Militärroboter und Verantwortung" von Felicia Kuckertz aus moralphilosophischer Perspektive diskutiert. Dazu entwickelt die Studentin verschiedene bestehende philosophische Ansätze weiter. Dabei geht es etwa um die Verantwortung, die Personen – wie zum Beispiel Eltern – für Menschen oder auch Dinge tragen, die selbst – wie zum Beispiel Kinder – keine Verantwortung übernehmen können. Die Arbeit an der Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft kann nachweisen, dass im oben geschilderten Fall moralphilosophisch keine Verantwortungslücke, jedoch eine Verantwortungsdiffusion zwischen verschiedenen Instanzen besteht.

Lukas Beise (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik), „Rubin’s Construction and Urn Models”: Das Thema der Abschlussarbeit von Lukas Beise ist die mathematische Modellierung und streng formale Behandlung des berühmten sozialen, ökonomischen und politischen Phänomens „The rich get richer (and the poor get poorer)”. In der wirtschafts- und politikwissenschaftlichen Literatur gibt es zahlreiche Quellen, die dieses jahrhundertealte Phänomen untersuchen: die überproportionale Anhäufung von Reichtum von Personen oder Institutionen, die bereits wohlhabend sind. In der Mathematik stellt sich die fundamentale Frage nach den grundlegenden Mechanismen, die solche Phänomene hervorrufen können. Abstrakt wird Vermögen durch Kugeln dargestellt; eine Kugel ist in gewisser Weise die kleinste Einheit, die man besitzen kann. Durch einen zufälligen Prozess gelangen diese Kugeln in verschiedene Urnen; eine Urne stellt eine Person oder eine Institution dar. Die Analyse solcher Urnenmodelle ist eine wichtige mathematische Herausforderung. In der Arbeit von Lukas Beise wurden bekannte Modelle und Analysemethoden erweitert und ausdrucksstärker gemacht, analysiert und simuliert. Die Arbeit ist mathematisch exzellent, originell, mit klaren Bezügen zu soziologischen und politischen Themen und zahlreichen Anknüpfungsmöglichkeiten.

Vivian Meier (Fakultät für Chemie und Pharmazie), „Lithium Imidazolate Covalent Organic Frameworks as Solid State Electrolytes for Lithium-Ion Batteries”: Vivian Meier hat in ihrer herausragenden Bachelorarbeit mit dem Titel „Lithium Imidazolate Covalent Organic Frameworks as Solid State Electrolytes for Lithium-Ion Batteries" einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Batterieforschung geleistet. Die Weiterentwicklung von Lithium-Ionen-Akkumulatoren bezüglich ihrer Kapazität, Stabilität und Sicherheit steht dabei im Fokus. In den meisten handelsüblichen Akkus werden flüssige Elektrolyte verwendet, die aus einem Lithiumsalz in organischen Carbonatlösemitteln bestehen. Die Entflammbarkeit dieser Elektrolyte wirft erhebliche Sicherheitsbedenken auf. Eine mögliche Alternative bieten ionische „Covalent Organic Frameworks" (COFs) welche mittels eines kristallinen und porösen Netzwerkes eine Lithium-Ionenleitung als Festkörperelektrolyt möglich machen. In ihrer Bachelorarbeit hat Vivian Meier erfolgreich die Synthese verschiedener potentieller lithiumleitender COFs etabliert und weiterentwickelt.

Gergana Petrova Gyuleva (Fakultät für Geowissenschaften), „The effects of climate change and deforestation on precipitation recycling in the Amazon basin – an Earth Model analysis”: Der Regenwald des Amazonas ist durch Entwaldung und Klimawandel stark gefährdet und die Frage, wie sich die Niederschlagsverhältnisse dort ändern, auch global höchst relevant. Denn der Regenwald ist nicht nur als Kohlenstoffspeicher von größter Bedeutung, sondern auch als Heimat indigener Völker und Region herausragender Biodiversität. Gergana Gyuleva verwendete Daten basierend auf den neuesten Erdsystem-Modellen (ESM) für verschiedene sozioökonomische Entwicklungspfade mit entsprechend unterschiedlich starkem Landnutzungs- und Klimawandel. In ihrer Arbeit analysierte sie diese Simulationen mit akkurater Statistik und herausragender Kenntnis der relevanten Themenfelder, von Atmosphärendynamik bis hin zu Ökosystemfunktionalität und -dynamik. Die Studie lag auf höchstem wissenschaftlichem Niveau, nicht nur hinsichtlich wissenschaftlicher Herangehensweise und Einbettung in den größeren Kontext, sondern auch in Bezug auf Umfang, analytische Tiefe und nicht zuletzt ihre höchst spannenden Ergebnisse.

Stefan Haider (Medizinische Fakultät), „Radiomics and Artificial Intelligence for Molecular and Prognostic Characterization of Malignant Neoplasms of the Head and Neck: Stefan Haider hat mit seiner Arbeit „Radiomics and Artificial Intelligence for Molecular and Prognostic Characterization of Malignant Neoplasms of the Head and Neck" eindrucksvoll moderne bildgebende Verfahren eingesetzt, und damit die Ergebnisse molekularer diagnostischer Verfahren unter Einbeziehung von Machine-Learning-Algorithmen vorhersagen können. Er kombiniert damit moderne methodische Ansätze zur Verbesserung der Diagnostik bösartiger Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Die Fülle der aus seiner Forschungsarbeit hervorgegangenen internationalen Kongressbeiträge und Publikationen ist ebenso außergewöhnlich wie die mit hoher Eigenaktivität gestaltete internationale Forschungszusammenarbeit mit hoch renommierten US-amerikanischen Universitäten.

Alexander Leunig (Medizinische Fakultät), „(Immuno-)Thrombose in COVID-19: Der Medizinstudent Alexander Leunig hat durch seine Forschungsarbeit „(Immuno-)Thrombose in COVID-19" bereits sehr früh in der COVID-19-Pandemie einen entscheidenden wissenschaftlichen Beitrag zum Verständnis dieser neuartigen Krankheit geliefert. Dazu nutzte er umfangreiche innovative Methoden: einerseits die Analyse von Daten der multi-dimensionalen Durchflusszytometrie, in der Zellen an einer elektrischen Spannung oder einem Lichtstrahl vorbeifließen, andererseits die computergestützte Analyse von Datensätzen aus der Einzelzell-RNA-Sequenzierung. Einen Großteil der Methoden konnte Alexander Leunig eigenständig etablieren oder weiterentwickeln und außerdem hochkarätig publizieren. Inzwischen gelang es ihm, die Methoden auch auf neue Fragestellungen in Bezug auf COVID-19 zu übertragen, woraus sich weitere, international beachtete Publikationen ergeben könnten.

Camilla Lopez (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften), „Bildnarrative der Samtenen Revolution. Tschechische Dokumentarfotografie als Akteur in der Erinnerungskultur”: Die Studentin Camilla Lopez untersucht in ihrer Masterarbeit „Bildnarrative der Samtenen Revolution. Tschechische Dokumentarfotografie als Akteur in der Erinnerungskultur” Fotografien aus dieser politisch bedeutsamen Zeit in der Tschechoslowakei. Der Begriff „Samtene Revolution” bezeichnet dabei den Systemwechsel des Landes vom Realsozialismus zur Demokratie Ende des Jahres 1989 und spielt darauf an, dass der Wechsel sich binnen weniger Wochen und weitgehend gewaltfrei vollzog. Wie Camilla Lopez in ihrer Arbeit zeigen kann, entwickeln die Fotos und Fotozusammenstellungen aus jener Zeit eine erzählerische Qualität und prägen so die kollektive Erinnerung. Da die Disziplin der Geschichtswissenschaften sich bisher stark auf Texte konzentrierte, ist diese Herangehensweise methodisch innovativ.

Helena Daçil Margot Held (Fakultät für Kulturwissenschaften), „Atmosphäre und Sensorik im ethnologischen Dokumentarfilm: Generierung von körperlichem Wissen und sensorischer Erfahrungen durch audiovisuelle Techniken“: Die Arbeit „Atmosphäre und Sensorik im ethnologischen Dokumentarfilm: Generierung von körperlichem Wissen und sensorischer Erfahrungen durch audiovisuelle Techniken“ von Helena Held legt eine ethnographische, multisensuale Analyse der Schafzucht und Wollproduktion in Shetland vor. Sie kommentiert dabei einen mit zwei Kommilitoninnen produzierten Dokumentarfilm namens „Shetlands Common Thread“. Dieser Film dokumentiert die lokale Wirtschaftskultur; er vermittelt eine komplexe Mensch-Umwelt-Beziehung, bei der „Wetterlichkeit“ als tragender Aspekt eines aktiven Naturraums begriffen wird. Helena Helds Forschungsfrage, wie mit audiovisuellen Mitteln sensorische Wahrnehmung jenseits des Hörens beziehungsweise Sehens vermittelt werden kann, sowie ihre Blickwinkel auf traditionelles Handwerk liefern eine innovative, originelle und damit vorbildliche Form von Public Science.

Johannes Sylupp (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik), „EyePiano: An Assistive System for Piano Players Leveraging Gaze Input": Der Student Johannes Sylupp untersucht in seiner Masterarbeit „EyePiano: An Assistive System for Piano Players Leveraging Gaze Input" das Potenzial intelligenter Assistenzsysteme exemplarisch am Beispiel der musikalischen Ausbildung. In einem iterativen und mensch-zentrierten Prozess entwickelt Sylupp Algorithmen Künstlicher Intelligenz, die individuelle Schwachstellen von Klavierschülerinnen und -schülern anhand ihrer Blickbewegungen erkennen und Rückmeldungen zu diesen geben können. Integriert in sein schon bestehendes Assistenzsystem „EyePiano”, welches aufgrund von Blickbewegungen das Umblättern digitaler Musikpartituren ermöglichte, zeigt Johannes Sylupp in seiner Masterarbeit das Potenzial für eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Lehrenden, Lernenden und intelligenten Assistenzsystemen.

Joschka Herteux (Fakultät für Physik), „The Influence of the Activation Function on Reservoir Computers”: Im Bereich der komplexen statistischen Verfahren ist Reservoir Computing ein wichtiges Werkzeug in der nichtlinearen Zeitserienanalyse, wobei der Einfluss der Aktivierungsfunktion und ihrer Symmetrieeigenschaften auf die Möglichkeiten der Vorhersage nichtlinearer Systeme bisher unbekannt war. Joschka Herteux konnte eine neues Potenzgesetz erarbeiten, das bereits Eingang in eine Publikation fand. Des Weiteren lieferte er den analytischen Beweis, dass das Auftreten von Spiegelattraktoren bei Standardvorhersagen auf intrinsische Symmetrieeigenschaften der Reservoirgleichungen zurückzuführen ist. Auch dieses Ergebnis wurde hochrangig veröffentlicht. Die Entdeckung der Multifunktionalität von Reservoir Computing eröffnet Möglichkeiten der Applikation in neurobiologischen Fragestellungen sowie bei technischen Anwendungen in Raumfahrt und Energieforschung. Das Projekt soll im Rahmen einer Dissertation in Kooperation mit der University of Cork weitergeführt werden.

2020

Raffaela Martina Maria Böswald (Fakultät für Psychologie und Pädagogik), „Side-specific Implicit Training of Endogenous Attentional Orienting“: Visuell-räumlicher Neglect – eine neuropsychologische Aufmerksamkeitsstörung – ist eine häufige Schlaganfallfolge mit schlechter Prognose für die Rehabilitation. Trotzdem gibt es noch keine hinreichend erprobte, allgemein befürwortete Intervention. Ein Hauptsymptom von Neglect ist die mangelnde Hinwendung zu sogenannten kontraläsionalen, auf der gegenüberliegenden Seite der Schädigung befindlichen Reizen. Eine Theorie führt dies darauf zurück, dass die Aufmerksamkeit sich nicht von ipsiläsionalen, die gleiche Seite wie die geschädigte Hirnhälfte betreffenden Reizen lösen kann („disengagement“). Raffaela Böswalds Bachelorprojekt befasst sich mit der Entwicklung einer hier ansetzenden Intervention und ist aufgrund der potenziellen Bedeutung in der neuropsychologischen Behandlung von Neglect als auch für die Aufmerksamkeitsforschung im Allgemeinen höchst relevant. Durch ihre exzellenten Literaturrecherchen konnte sie maßgeblich dazu beitragen, das Paradigma zu verbessern. Zudem führte sie die Messungen, auf denen die Arbeit beruht, sehr selbstständig, extrem gewissenhaft, verlässlich und genau durch. Ein Paper zu ihrem Thema wird in Kürze beim „Journal of Experimental Psychology: General“ eingereicht.

Zofia Falkowska (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften), „Soziale Kognition und Diskursproduktion nach Schädel-Hirn-Trauma“: Die Bachelorarbeit „Soziale Kognition und Diskursproduktion nach Schädel-Hirn-Trauma“ von Zofia Falkowska untersucht kommunikative Fähigkeiten von Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma. Durch Störungen neuronaler Netzwerke sind deren Diskursverhalten und Ausdrucksfähigkeit beeinträchtigt. Zofia Falkowska schließt mit ihrer beeindruckenden Arbeit eine Forschungslücke, denn jene Langzeitfolgen eines Schädel-Hirn-Traumas sind hierzulande bisher kaum untersucht. Konzise und souverän verbindet die Autorin die Forschungsdebatten verschiedener Disziplinen zu dem Thema und verfolgt sodann eine eigenständige empirische Studie zu diesen Beeinträchtigungen. Ihrer linguistischen Analyse gelingt es, auf nachvollziehbare und methodisch klare Weise zu zeigen, wie sich Störungen der sozialen Kognition auf die Organisation von Texten und Gesprächen als auch auf das Gesprächsverhalten auswirken. Damit liefert Zofia Falkowska nicht nur ein besonders anerkennenswertes Forschungsergebnis, sondern eröffnet der Forschung mit ihrer vorbildlichen wissenschaftlichen Vorgehensweise auch zahlreiche Anschlussmöglichkeiten.

Matthias Kettl (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik), „Fault Localization for Formal Verification: An Implementation and Evaluation of Algorithms based on Error Invariants and UNSAT-cores“: Softwareentwickler verbringen durchschnittlich 50 Prozent ihrer Entwicklungszeit mit dem Finden und Beheben von Fehlern in Software. Das Testen von Software und formale Verifikation erlauben es zwar, automatisch und relativ kostengünstig festzustellen, ob Fehler in Softwaresystemen existieren. Anschließend muss der Entwickler bisher jedoch manuell und zeitaufwendig nach der konkreten Fehlerstelle suchen. Matthias Kettl betrachtet in seiner Arbeit zwei existierende Algorithmen, die diese Suche mit formalen Methoden unterstützen: Fehler-Invarianten und Fehlersuche mit UNSAT-cores. Er vereint beide Algorithmen in einem gemeinsamen formalen Konzept und implementiert dieses für C-Programme im Analyse-Framework CPAchecker. Matthias Kettl führte sowohl eine experimentelle Evaluation als auch eine Fallstudie unter Studierenden und berufstätigen Programmiererinnen und Programmierern durch, um die Wirksamkeit sowie Vor- und Nachteile der Algorithmen zu evaluieren. Damit stellt die Arbeit den ersten formalen, quantitativen und qualitativen Vergleich der betrachteten Algorithmen dar und identifiziert wichtige Herausforderungen für ihre Anwendbarkeit in der Praxis. Diese exzellente vorbereitende Forschungsarbeit bildet die Grundlage für weitere Erforschung der automatischen Fehlersuche in Softwaresystemen an der LMU.

Sarah Christ (Fakultät für Chemie und Pharmazie), „Untersuchungen der mechanochemischen Zuckersynthese unter präbiotischen Bedingungen“: Sarah Christ hat in ihrer Arbeit eine bei der Entstehung des Lebens zentrale Frage aufgeworfen: Wie entstehen Zucker unter wasserfreien Bedingungen auf Meteoriten im Weltall? Durch experimentelle Simulation mechanochemischer Kräfte gelang es ihr, Antworten zu finden. So konnte sie beim Mahlen von Mineralien mit Vorläufern von Zuckermolekülen die Bildung wichtiger Zucker wie Ribose nachweisen. Ribose kommt in der informationsspeichernden Ribonukleinsäure (RNA) des menschlichen Erbguts vor. Darüber hinaus gelang es Sarah Christ, kleine organische Katalysatoren herzustellen, mit denen die ersten elementaren Schritte dieser zuckerbildenden Reaktion eingeleitet werden können. Ihre Arbeit hat bereits Eingang in eine hochrangige Publikation gefunden.

Marie-Sophie Anna Katharina Graf, Zoé Victoria Hentschel, Helen Anna Krause (Fakultät für Biologie), „High Honeybee Abundances reduce Wild Bee Abundances on Flowers in the City of Munich“: Gerade im urbanen Umfeld nimmt die Imkerei in den letzten Jahren deutlich zu. Kommt es durch diese Entwicklung zu einer Verdrängung von Wildbienen? Mit dieser Frage beschäftigten sich drei Arbeiten an der Fakultät für Biologie der LMU. Die Studentinnen Marie-Sophie Graf, Zoé Hentschel und Helen Krause stellten dafür Untersuchungen im Nymphenburger Park an. Dabei gelang ihnen ein erster statistischer Nachweis, dass Honig- und Wildbienen bei zahlreichen Typen von Blüten tatsächlich verstärkt um Pollen und Nektar konkurrieren. Die aufsehenerregenden Ergebnisse der drei Studentinnen ermöglichen nun eine fundierte Diskussion um den Erhalt der Biodiversität. Sie könnten zudem einen wertvollen Beitrag dazu leisten, diese auch im urbanen Raum zu erhalten.

Manuel Menkhoff (Volkswirtschaftliche Fakultät), „Supply or Demand? Price Adjustment during the Covid-19 Pandemic“: Manuel Menkhoff analysiert in seiner Masterarbeit die Preisanpassung deutscher Unternehmen während der Covid-19-Krise. Er widmet sich damit einer hochgradig aktuellen und gesellschaftlich relevanten Thematik. Mit beeindruckender ökonometrischer Kompetenz und analytischer Schärfe gelingt es Manuel Menkhoff nachzuweisen, dass die Krise signifikante Effekte auf die Preissetzung von Unternehmen hatte. Der Gesamteffekt der Pandemie, so eine seiner zentralen Erkenntnisse, war deflationär, da zu Beginn der Krise negative Auswirkungen auf die Nachfrage überwogen. Insgesamt zeugt die Masterarbeit von den hervorragenden analytischen, methodischen und wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnissen des Autors. Manuel Menkhoff gelingt es zudem, seine komplexe Analyse nachvollziehbar und verständlich zu vermitteln. Schließlich bietet seine besonders anerkennenswerte Forschungsleistung gerade aufgrund ihrer Aktualität zahlreiche Möglichkeiten, in weiteren, womöglich auch komparativen Studien anzuknüpfen.

Christina Kockerd (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften), „‚Erstmal geht es um Theater‘ – Gegenwärtige organisatorische und ästhetische Auseinandersetzungen mit Inklusion an Münchner Theatern“: Wie steht es in der Münchner Theaterszene um die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) und des darauf aufbauenden Münchner „Aktionsplans Inklusion“? Dieser brisanten Frage nach Inklusion im Theater geht die Verfasserin Christina Kockerd in ihrer Masterarbeit exemplarisch für fünf Münchner Kulturinstitutionen nach. Dabei untersucht sie sowohl den „Aktionsplan Inklusion“ der Stadt München, die Zielgruppenansprache der jeweiligen Theater sowie die Auseinandersetzung mit Inklusion in einzelnen Bühneninszenierungen. Mit dieser vielschichtigen und interdisziplinären Betrachtungsweise gelangt Christina Kockerd zu einer differenzierten Antwort auf die Frage, welche Inklusionsleistungen verschieden ausgerichtete Theaterinstitutionen vor, auf und hinter der Bühne vollbringen.

Corinna Elisabeth Mairhanser (Fakultät für Kulturwissenschaften), „Velatio – Ostentatio – Revelatio. Die Rolle der Vorhänge bei der Inszenierung von Sphären und in der menschlichen Wahrnehmung in Spätantike, Byzanz und Mittelalter“: In der Arbeit von Corinna Elisabeth Mairhanser wird die Funktion von Vorhängen in ganz unterschiedlichen Quellengattungen und Kontexten untersucht. Die Studentin befasst sich mit ihnen im sepulkralen, also Grabmal oder Begräbnis betreffenden, wie im liturgischen Kontext, bei Heiligen- und Herrscherdarstellungen. Dabei verknüpft sie auf innovative Weise kunsthistorische, theaterwissenschaftliche und kognitionswissenschaftliche Methoden. Die Verfasserin kann dabei zeigen, wie durch Vorhänge Seinssphären getrennt oder Erhabenheit und Verehrungswürdigkeit inszeniert werden, aber auch, wie durch sie Herrschaft legitimiert wird. Corinna Elisabeth Mairhanser analysiert mit großer Präzision das Spannungsverhältnis von Enthüllen und Verhüllen in seiner historischen, medialen und kulturellen Vielschichtigkeit.

Sebastian Baur (Fakultät für Physik), „Prediction of High Dimensional Complex Systems by Means of Generalized Local States“: Sebastian Baur erweitert mit seiner Arbeit das Verständnis nichtlinearer Zeitserien-Analysen. Er erreicht dies, indem er das Konzept der lokalen Zustände generalisiert und zudem Ähnlichkeitsmaße verwendet, die sich aus einem direkten Vergleich der Zeitserien untereinander ergeben. Baur leitet daraus ein Abstandsmaß ab, auf dessen Basis sich die generalisierten lokalen Zustände (sogenannte GLS = generalized local states) definieren lassen. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse eröffnen neue Möglichkeiten für die Prädiktion sehr heterogener, hoch dimensionaler Datensätze, bei denen die Ortsinformationen der Zeitserien nicht oder nur teilweise bekannt sind. Ein Patent zu Sebastian Baurs Arbeit wurde bereits angemeldet, eine Publikation ist in Vorbereitung.

Johanna Knechtel (Fakultät für Biologie), „Effects of DOC Enrichment on Biotic Interactions in Marine Plankton Communities“: Mit dem Klimawandel und dadurch vermehrten Starkregen-Ereignissen verstärkt sich der Eintrag von gelöstem terrestrischen Material (Dissolved Organic Carbon, DOC) in aquatische Ökosysteme. Johanna Knechtel hat in ihrer Masterarbeit untersucht, welche Auswirkungen dieser Eintrag für Planktonnahrungsnetze hat. DOC-Einträge haben gleichzeitig verschiedene Effekte auf aquatische Ökosysteme; Abschätzungen, wie wichtig einzelne DOC-Effekte für Nahrungsnetzdynamiken sind, sind allein durch Beobachtungen nicht möglich. Johanna Knechtel hat in einem experimentellen Ansatz die durch DOC veränderten Faktoren Lichtverfügbarkeit und Lichtspektrum für die Photosynthese des Phytoplanktons kausal separiert. Dazu hat sie große schwimmende Versuchseinheiten in einer norwegischen Bucht im Nordatlantik etabliert. Sie konnte zeigen, dass vor allem die Verschiebung des Lichtspektrums durch DOC starke Auswirkungen auf das Phytoplankton hat und damit die gesamte Nahrungskette beeinflusst. Dabei hat sie sich nicht nur in ihrer Masterarbeit mit ökologischen Aspekten von Phytoplankton beschäftigt, sondern parallel auch Arbeiten zur Taxonomie von Phytoplanktonarten durchgeführt, die bereits publiziert sind.

2019

Frederic Jonas Kuhwald, Bastian Beck, Leonie Wellié (Volkswirtschaftliche Fakultät), "Between the poles of the Cinderella Complex and discrimination – an evaluation of the gender wage gap in Germany": Verdienen Frauen in Deutschland weniger als Männer und welchen Einfluss hat dies auf die Lohnzufriedenheit? Die vorliegende Arbeit untersucht empirisch den Einfluss der Lohnhöhe auf die Lohnzufriedenheit von Männern und Frauen und gleichzeitig den Einfluss der Lohnzufriedenheit auf die Lücke zwischen den Löhnen von Männern und Frauen (gender wage gap). Mit Rückgriff auf einen repräsentativen Datensatz für die deutsche Bevölkerung und mit Hilfe eines neuen Machine Learning Ansatzes wurde ein "objektiver" Marktwert des Arbeitsangebots von Erwerbstätigen generiert und mit dem tatsächlich erhaltenen Lohn verglichen. Das so sichtbare Lohndifferential (= tatsächlicher Lohn minus objektiver Lohn) wurde mit den enthaltenen Angaben zur Lohnzufriedenheit verglichen. So kann die Arbeit u.a. zeigen, dass Männer einen signifikant höheren Nutzengewinn in Form einer höheren Lohnzufriedenheit aus einem positiven Lohndifferential ziehen als Frauen.

Anna-Kristina Klüver (Medizinische Fakultät), "Immunzellaktivierung und extrazelluläre Nukleinsäuren in der Arteriogenese": Frau Klüver hat sich schon sehr früh im Studium in ihrer Forschung in einer Arbeitsgruppe mit der Arteriogenese beschäftigt, also Prozessen, die dazu führen können, das verengte oder verschlossene Blutgefäße durch andere funktionell ersetzt werden können. Sie hat dabei herausgefunden, dass im Zusammenwirken mit dem Komplementsystem die Gefäßneubildung über die Rekrutierung von speziellen Immunzellen, den sogenannten M2-Fresszellen, gefördert werden kann. Diese Befunde sind von großer Bedeutung für ein besseres Verständnis und für neue Therapien zu Erkrankungen des Gefäßsystems. Frau Klüver hat exzellente praktische Laborarbeit geleistet und sich in hochkomplexe molekulare Mechanismen eingearbeitet. Die Tatsache, dass Frau Klüver eine Übersichtsarbeit und ein Editorial als Erstautorin in einer internationalen Fachzeitschrift publiziert hat und Koautorin einer weiteren Übersichtsarbeit ist, unterstricht ihre exzeptionelle Leistung in der Forschung in dieser frühen Phase ihres Medizinstudiums.

Fundstellen der Publikationen:

Lisa Oberberger (Tierärztliche Fakultät), "Durchflusszytometrische Analyse des Milch-Differentialzellbildes in vivo und post mortem": Die Euterentzündung beim Milchrind ist eine der bedeutendsten Erkrankungen, mit denen sich Landwirte und Tierärzte in diesem Bereich täglich konfrontiert sehen. Ein Großteil der Antibiotika, die im Milchviehbereich eingesetzt werden, sind auf entzündliche Erkrankungen der Milchdrüse zurückzuführen. Die vorliegende Arbeit widmet sich gezielt der Untersuchung der zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen in der Milchdrüse; sie ist für die Entwicklung alternativer Therapiemethoden und prophylaktische Maßnahmen unabdingbar. In ihrem VETResearch Projekt hat sich Frau Oberberger auf pathophysiologische Vorgänge verschiedener Gewebeverbünde im Euter konzentriert und mittels durchflusszytometrischer Analyse von Milchproben untersucht, ob sich das Milch-Differentialzellbild von in-vivo entnommener Milch und post mortem entnommener Milch unterscheidet. Übergeordnete Ziele einer solchen Arbeit sind somit einerseits die Reduktion des Einsatzes von Antibiotika und damit die Sicherheit von Lebensmitteln tierischen Ursprunges für den Verbraucher und andererseits nicht zuletzt die Verbesserung des tierischen Wohlbefindens durch Verbesserungsmaßnahmen für die Eutergesundheit.

Marlene Försterling, Laura Hainke, Anna Redkina (Fakultät für Psychologie und Pädagogik), "Bilingualism and executive functioning in a Stroop task: An EEG approach taking immersion and similarity into account": Es wird vermutet, dass sich Bilingualismus positiv auf kognitive Kontrolle auswirkt. Grund dafür dürfte sein, dass ein häufiges Hin- und Herswitchen zwischen zwei Sprachen die mentale Flexibilität erhöht, und dass zu jedem Zeitpunkt eine der beiden beherrschten Sprachen kontextabhängig willentlich unterdrückt werden muss. Diese Befunde sind jedoch strittig. Die vorliegende Arbeit geht von der Frage aus, woran es liegen könnte, dass dieser bilinguale Vorteil kognitiver Kontrolle nicht besonders konsistent gefunden wird. Die Vermutung und dabei absolut hervorragende Idee der drei Autorinnen war, dass der überwiegende Teil der Teilnehmer in Bilinguistikstudien zwar zweisprachig ist, aber eher nur in jeweils einer Sprachkultur eingebunden ist. Die daraus resultierenden Befunde sind von großer Trageweite für die psychologische Forschung, aber auch für die Sprachwissenschaften und die Neuropsychologie (so stellt z.B. Bilingualismus einen der stärksten protektiven Faktoren bei Demenz dar). Nachdem wir aber immer stärker in multikulturellen Gesellschaften leben und arbeiten, wo starke räumliche und auch sprachliche Flexibilität gefordert wird, ist diese umfassende Studie auch von großer gesellschaftlicher Bedeutung.

Carolin Schäfer (Fakultät für Kulturwissenschaften), "Lalibela als Ausdruck des Verständnisses der äthiopischen Kirche von Jerusalem": In ihrer Bachelorarbeit "Lalibela als Ausdruck des Verständnisses der äthiopischen Kirche von Jerusalem" analysiert Carolin Schäfer auf innovative Art und Weise ein Kirchenensemble im äthiopischen Lalibela. In ihrer stringent aufgebauten, methodisch versierten und lesenswerten Analyse rekonstruiert die Autorin den Versuch, ein äthiopisches Jerusalem zu modellieren und greift hierbei mitunter auf das methodische Instrumentarium der Oral History, auf Deutungen und Legenden zu Lalibela zurück. Dank ihres beeindruckenden interdisziplinären Zugangs an ihre Forschungsfrage, die Perspektiven aus Archäologie, Kunstgeschichte und Ethnologie zusammenbringt, erarbeitet die Studie eine fundierte und konzise Befundaufnahme der Kirchen in einem durchaus schwierigen Umfeld Äthiopiens, mit dem sich Frau Schäfer durch wissenschaftlich motivierte Exkursionen vertraut gemacht hat.

Lisa Stephan (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik), "Linear Correlation Clustering auf Basis der nächsten Nachbarn": Clustering Verfahren helfen bei der Erkennung von Zusammenhängen in großen Datenmengen. Sie benötigen wiederum eine mathematische Beschreibung der Distanz zwischen zwei Datenelementen. Frau Stephan hat in ihrer Bachelorarbeit in der Informatik ein solches Distanzmaß entwickelt, das erkennt, ob zwei Elemente zur gleichen linearen Korrelation gehören. Falls mehrere lineare Korrelationen im gesamten Datensatz vorliegen, können diese sogar unterschieden werden, auch wenn sie sich überschneiden. Frau Stephan hat dieses Distanzmaß in zwei Clustering-Algorithmen verwendet und damit echte Grundlagenarbeit im Bereich Datenanalyse geleistet. Ihre Arbeiten wurden auf einer peer-reviewten A-Konferenz des Gebiets publiziert und bieten vielfältige Anschlussmöglichkeiten und das Potenzial, auch andere Analyseverfahren maßgeblich zu verbessern, die in allen datengetriebenen Wissenschaftsbereichen Anwendung finden.

Björn Stolte (Medizinische Fakultät), "Druggable dependencies in TP53 wild type Ewing sarcoma": Herr Stolte hat sich mit neuen chemischen und genomweiten Screeningverfahren zu bösartigen Tumorerkrankungen bei Kindern beschäftigt – insbesondere dem Ewing-Sarkom. Diese Tumorart ist schwer zu therapieren, weil sie häufig nicht gut auf die verfügbare Chemotherapie anspricht. Herr Stolte hat sich in außergewöhnlicher Weise durch hohes persönliches Engagement in den USA in diesem hochkompetitiven Forschungsfeld eingearbeitet und behauptet. Er hat mit seinen Arbeiten erfolgreich dazu beigetragen, Schwachstellen der Tumorzellen zu identifizieren und daraus neue Therapiestrategien zu entwickeln. Dies drückt sich in einer Erstautorenschaft und zwei Koautorenschaften in renommierten internationalen Fachzeitschriften aus. Herr Stolte hat sich neben der Forschung auch erfolgreich in der Lehre engagiert und u.a. die International Clinical Case Discussion Summer School (ICDSS) organisiert und als studentischer Lehrender mitgestaltet.

Fundstellen der Publikationen:

Annika Ramsaier (Fakultät für Kulturwissenschaften), "Dating amid the Conflict. An Ethnography of Jewish-Palestinian Couples in Israel": Wie leben jüdisch-palästinensische Paare in einer Umgebung, die von Konflikt, von Ethno-Nationalismus, Vorurteilen und Ressentiments geprägt ist? In ihrer innovativen Masterarbeit "Dating amid the Conflict. An Ethnography of Jewish-Palestinian Couples in Israel" untersucht Annika Ramsaier ein tabubehaftetes Thema. In qualitativen Interviews befragte sie Paare in Israel, die heimlich eine Liebesbeziehung führen müssen und stellt dabei eine seltene akademische Sensibilität und wissenschaftliche Reflektiertheit unter Beweis. Frau Ramsaier gelingt es, die Auswirkungen sozialer, politischer und religiöser Konflikte und Spaltungen auf konkrete private Beziehungen aufzuzeigen und dabei doch immer wieder individualistische sowie kulturalistische Kurzschlüsse zu vermeiden. So gelingt ihr eine sozialwissenschaftliche und ethnologische Analyse, die das Gutachten zu Recht als "ethnographische Pionierarbeit" lobt.

Dr. Franz Michael Josef Pfister (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik), "Wisdom of Expert Crowds": Komplexe Bewertungen in Datenbeständen sind oft schwer oder noch gar nicht maschinell zu berechnen. Stattdessen werden sie durch Menschen, meist Laien im jeweiligen Thema, vorgenommen (crowdsourcing). Die so erhobenen Bewertungen ("labels") können wiederum als Trainingsdaten für maschinelle Lernverfahren verwendet werden, um in Zukunft einer automatischen Berechnung näher zu kommen. Herr Dr. Pfister zeigt in seiner Masterarbeit im Studiengang Data Science, wie medizinische Beurteilungen von medizinischen Experten gesammelt werden können. Dabei untersucht er die Qualität der labels in Abhängigkeit von deren Expertise, Zuverlässigkeit und der Schwierigkeit der Aufgabe. Mithilfe statistischer Methoden zeigt er, dass diese Qualität - entgegen einer verbreiteten Annahme - nicht unbedingt mit der Zahl der beitragenden Experten wächst, sondern einem Gesetz des sinkenden Grenzertrags folgt. In diese hochgradig interdisziplinäre Arbeit fließen Erkenntnisse aus Medizin, Statistik und Informatik ein, die Herr Dr. Pfister neben dem Data Science Studiengang aus einem abgeschlossenen Medizinstudium einbringt.

Christian Hanauer (Fakultät für Physik), "Theory of Active Transport by DNA-relaying": Herr Hanauer hat seine Arbeit im Bereich der molekularen Biophysik sowie statistischen Physik erstellt. Sie befasst sich mit dem DNA Relay-Mechanismus als aktivem Transportmechanismus in Bakterien. Als Ausgangspunkt für seine Arbeit entwickelte und erprobte Herr Hanauer zunächst ein Berechnungsmodell, mit dem die bisher aus den USA vorliegenden Daten bestätigt werden konnten. In seiner Masterarbeit setzte er hier an und entwickelte eine noch fehlende Theorie zur Erklärung des vermuteten Mechanismus. Mit dieser eigenständig entwickelten Theorie gelang es ihm, mit Hilfe seiner theoretischen Annahmen Bedingungen zu identifizieren, die den DNA-Relay-Mechanismus optimal unterstützen. Herr Hanauer hat einen hohen Grad an Eigenständigkeit und ein beachtliches Maß an Kreativität bei seiner Erforschung des DNA-Relay-Mechanismus an den Tag gelegt. Ein Manuskript dazu ist fast fertiggestellt und wird demnächst bei einer renommierten Fachzeitschrift eingereicht.

Fundstelle der Publikation:

2018

Sarah Hübner (Fakultät für Chemie und Pharmazie), "Synthesis and Characterization of Alkoxy-Functionalized Wurster-Type Covalent Organic Frameworks": Die mit Bestnote bewertete Bachelorarbeit von Sarah Hübner entstammt der Arbeitsgruppe von Professor Thomas Bein. Sie beschäftigt sich mit sogenannten Covalent Organic Frameworks (COFs). Das sind neuartige Materialien aus organischen Bausteinen, die sich durch Selbstorganisation zu hochgeordneten, porösen Schichtmaterialien zusammenfügen. Neben Anwendungen wie Gasspeicherung erlaubt die Verwendung dieser neuen Materialien eine Vielzahl von optoelektronischen Anwendungen. In ihrer anspruchsvollen Arbeit hat Hübner eine Reihe neuartiger COFs synthetisiert und charakterisiert. Sie zeigte während ihrer Arbeit große Einsatzbereitschaft für ihr Projekt und führte die Aufgaben, die die Aneignung einer ganzen Reihe von Methoden und Konzepten erforderte, selbstständig mit viel Eigeninitiative durch.

Charlotte Marleen Schilling (Fakultät für Chemie und Pharmazie), "Various Phyllobilins in Plant-Based Food and Their Effects on Cells": Das Ziel der im Arbeitskreis von Professor Angelika Vollmar erarbeiteten und von Dr. Simone Moser angeleiteten Bachelorarbeit von Charlotte Marleen Schilling war es, Phyllobiline – Naturstoffe, die durch Abbau von Chlorophyll entstehen – aus Pflanzenblättern zu isolieren, zu charakterisieren und ihre Wirkung auf Tumorzellen zu testen. Dafür musste zuerst eine geeignete pflanzliche Quelle gefunden und Verfahren zur Isolierung und Aufreinigung erprobt werden. Dies gelang Frau Schilling in bemerkenswerter Weise eigenständig und zeitnah – was auch für die weiteren Arbeiten der zugehörigen Forschergruppe einen großen Fortschritt darstellte. Die Arbeit von Frau Schilling wird bald in einem peer-reviewed Journal publiziert werden und eröffnet neue Möglichkeiten, die Naturstoffklasse der Phyllobiline hinsichtlich ihres Potentials als mögliche Antitumor-Stoffe zu untersuchen.

Katherina Schimani (Fakultät für Biologie), "Analysis of the food web structure in wetland ponds at the Seychelles for endemic terrapin conservation": Katherina Schimani hat sich in ihrem im Rahmen eines freiwilligen Naturschutzpraktikums in Zusammenarbeit mit der Marine Conservation Society Seychelles durchgeführten Projekt mit der Ökologie auf den Seychellen endemischer Sumpfschildkröten beschäftigt. Die Untersuchungen von Frau Schimani repräsentieren eine erstmalige ökologische Zustandsanalyse der Lebensräume von Sumpfschildkröten in den analysierten Feuchtgebieten. Ihre Datenanalyse inklusive statistischer Überprüfung zeigt, dass der Artenreichtum der Standorte z. B. hinsichtlich des Planktons und der Wirbellosen mit einem höheren Vorkommen an Schildkröten verbunden ist. Dies ist sowohl bei hoher als auch geringer Nährstofffracht der Fall, was darauf schließen lässt, dass die Sumpfschildkröten einen wichtigen Faktor im ökologischen Gleichgewicht der Feuchtgebiete darstellen. Mit ihrem von Dr. Sabine Schultaus betreutem Forschungsprojekt konnte Katherina Schimani erste Grundlagen für die ökologische Zustandsanalyse der untersuchten Habitate legen. Ihre Arbeit stellt einen wichtigen Schritt für das Verständnis der Struktur des Nahrungsnetzes der untersuchten aquatischen Ökosysteme auf den Seychellen dar und ist insofern richtungsweisend für zukünftiges Umweltmonitoring und den Schutz der Schildkröten.

Tobias Benedikt Gumpp (Juristische Fakultät), "Beteiligungstransparenz und Informationseffizienz – eine kritische Analyse unter rechtstheoretischen und rechtsökonomischen Gesichtspunkten": Tobias Benedikt Gumpp analysiert in seinem von Professor Rüdiger Veil betreuten Projekt präzise und kritisch die rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte der Mitteilungspflichten nach dem Wertpapierhandelsgesetz. Dabei werden mit hohem ökonomischen Verständnis und logischem Tiefgang auch die politischen und sozialen Hintergründe des Gesetzes beleuchtet. Beeindruckend ist, dass die nicht zuletzt rechtsvergleichende Arbeit hochkomplexe wirtschaftliche und rechtliche Problemstellungen souverän und pointiert zusammenfasst. Durch die exzellente juristisch-methodische sowie wirtschaftspolitische Aufarbeitung wird die Tauglichkeit der angesprochenen Finanzregulierungsinstrumente wissenschaftlich einwandfrei analysiert. Die Arbeit stellt eine überzeugende wissenschaftliche Publikation mit ausgereiften rechtspolitischen Lösungs- bzw. Verbesserungsansätzen dar. Die vorliegende Arbeit ist Zeugnis eines überdurchschnittlichen Sachverstands und empfiehlt Herrn Gumpp als begabten Nachwuchswissenschaftler.

Bettina Anselm, Hedwig Grella, Simone Hüttner, Johanna Krusche, Alexander Neuner, Tatjana Nicklas, Elisabeth Nowak, Katharina Johanne Rehbach, Kim Susanne Schultis, Julia Valeria Stefanie Schüßling, Elif Turan, Vanessa Isabella Vogelsang (Medizinische Fakultät), "Identifikation von neuen immunologischen Mechanismen bei kindlichem Asthma bronchiale": Dieses mit Unterstützung der Münchener Universitätsgesellschaft ausgezeichnete Forschungsprojekt zwölf Studierender aus der Arbeitsgruppe von PD Dr. Bianca Schaub untersuchte erfolgreich auf experimentellem Wege immunologische Mechanismen, die bei der Entwicklung von Asthma im Kindesalter eine Rolle spielen. Insbesondere stand dabei im Fokus, inwieweit umwelt-vermittelte Mechanismen zu einem Schutz vor Allergien führen können. Sowohl der Umfang der Arbeiten, als auch deren Originalität sind beeindruckend: Die Studierenden haben von der Rekrutierung der Kinder, über die Etablierung der experimentellen Protokolle für kleine Kinder, bis zur Durchführung der Messprotokolle und der statistischen Auswertung hervorragende Arbeit geleistet und neue, wegweisende Ergebnisse erzielt. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden bereits in diversen Publikationen dargestellt. Sie sind von großer Bedeutung für die Vorbeugung von kindlichem Asthma und bieten gute Anschlussmöglichkeiten für weitere Forschungsprojekte.

Daniela Angelika Lilli (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften), "Alchemisten, ‚[die] den leuten das gelt zimlicher massen abschwetzen könden‘ – Münchner Alchemisten unter Herzog Wilhelm V. von Bayern": Daniela Angelika Lilli widmet sich in ihrer von Dr. Hubertus Seibert betreuten Masterarbeit der Bedeutung der Alchemie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und führt dies am Beispiel von sieben Alchemisten aus, die am München Hof tätig waren. Durch intensive Forschungsarbeit in Archiven im In- und Ausland gelang es ihr, bisher unbekannte Quellen zu erschließen. Die Auswertung der Quellen ergibt einerseits einen bislang unbekannten Einblick in das berufliche und soziale Umfeld der sieben Protagonisten sowie eine Gesamtschau auf die Alchemie als Wissenschaft dieser Zeit, indem auch soziokulturelle Fragestellungen miteinbezogen In ihrer Arbeit verbindet Frau Lilli daher biographisches Skizzieren mit einer Überblicksdarstellung und leistet somit einen wesentlichen Beitrag zu einem noch jungen Forschungsfeld.

Philipp Kreyenmeier (Fakultät für Psychologie und Pädagogik), "Attention Capacity During Coordinated Eye-Hand Tasks": Philipp Kreyenmeier hat im Elite-Masterprogramm Neuro-cognitive Psychology (NCP) im Rahmen eines von der DFG geförderten Projekts seine von Professor Heiner Deubel betreute Masterarbeit im Bereich der Kopplung von visueller Aufmerksamkeit mit Blick- und Zeigebewegungen angefertigt. Er analysierte in der experimentellen Untersuchung die Verlagerung und räumliche Verteilung von Aufmerksamkeit vor zielgerichteten, kombinierten Blick- und Handbewegungen. Dabei verwendete er einen in diesem Zusammenhang bisher nicht genutzten theoretischen und methodischen Ansatz und verband diesen mit der Interpretation der experimentellen Daten. Kreyenmeier ist es gelungen, die gesamte Verarbeitungskapazität sowie die Arbeitsgedächtniskapazität des visuellen Systems bei diesen sensomotorischen Aufgaben zu bestimmen. Diese umfangreiche experimentelle Untersuchung wurde mit der Bestnote bewertet. Kreyenmeier setzt seine Arbeit im Rahmen eines Ph.D-Projektes an der University of British Columbia, Vancouver, im Labor von Prof. Miriam Spering fort.

Nepomuk Amberger (Fakultät für Kulturwissenschaften), "Grabmanipulationen im Reihengräberfeld von Altenerding/Klettham. Analyse und Typologisierung der Grabmanipulationen": Reihengräber der Merowingerzeit gehören seit dem 19. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Forschungsfelder der frühgeschichtlichen Archäologie. Eines der größten dieser Felder in Europa befindet sich mit ca. 1.500 Gräbern in Altenerding/Klettham. In einer neuen Analyse und Typologisierung des bereits in den 60er und 70er Jahren untersuchten Felds konnte Nepomuk Amberger den Stand der Forschung bedeutend voranbringen: Durch eine bereits aufgrund ihres Umfangs beeindruckende empirische Untersuchung, aber auch durch die Gestaltung einer neuartigen Datenbank war es Amberger möglich, unterschiedlichste Formen der Grabmanipulation, die bislang nur als Grabfrevel erkannt wurden, neu zu klassifizieren und zu bewerten. Anhand von über 6.300 Datensätzen, darunter über 1.000 von ihm digitalisierte Grabzeichnungen, konnte Amberger zeigen, dass es ganz unterschiedliche Grabmanipulationen gab, die jeweils auf bestimmte, kulturhistorisch äußerst interessante Kontexte zurückgeführt werden müssen. Die von Professor Bernd Päffgen betreute Arbeit verbindet auf exemplarische Weise den Einsatz neuer digitaler Möglichkeiten in der Forschung mit der Entwicklung neuer Forschungsfragen und Forschungsmethoden.

Eduard Maximilian Unterauer (Fakultät für Physik), "Mapping the Extreme Mechanostability of Pathogenic Adhesion Proteins to a Calcium Dependent Molecular Mechanism": In seiner von Professor Hermann Gaub betreuten Masterarbeit erforschte Eduard Maximilian Unterauer die Mechanik einzelner Proteindomänen, die für die Adhäsion pathogener Staphylokokken Bakterien an menschliche Wirte verantwortlich sind. Angesichts der weltweit dramatisch wachsenden Antibiotika-Resistenz pathogener Keime ist dies ein Thema von größter Dringlichkeit. Dazu nutzte Unterauer einen interdisziplinären Forschungsansatz mit modernsten biophysikalischen Methoden. Neben der Messung der extrem großen auftretenden Kräfte gelang es Unterauer, die mechanischen Stabilitätseigenschaften auf die Anordnung von Kalziumionen innerhalb der beteiligten Proteine zurückzuführen. Seine Arbeit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Verständnis der physikalischen Wirkungsweise von Staphylokokken, der entscheidend zur Entwicklung neuer Heilverfahren für bakterielle Erkrankungen beitragen könnte. Die Ergebnisse seiner Arbeit erscheinen in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“.

Sabrina Elizabeth Duncan (Fakultät für Biologie), "Zooplankton biomass and stoichiometry in Bavarian pre-alpine lakes and their influence in whitefish (Coregonus sp.) growth": Die von Professor Herwig Stibor und Dr. Gertrud Spörl betreute Studie von Sabrina Elizabeth Duncan beschäftigt sich mit der Frage, ob rückgehende Erträge in der Renkenbefischung in bayerischen Seen auf den durch effiziente Klärtechniken bedingten Rückgang des Phosphorgehaltes in Gewässern zurückzuführen sind. Sabrina Duncan hat dabei in einer Langzeitstudie fünf fischereiwirtschaftlich genutzte Seen des bayerischen Voralpenlandes – Bodensee, Chiemsee, Königssee, Riegsee und Starberger See – beprobt und auf die Zusammensetzung und Qualität des Zooplanktons hin untersucht. Frau Duncan konnte nachweisen, dass sich die untersuchten Seen, nicht nur in Menge und Zusammensetzung, sondern auch bezüglich der Qualität ihrer jeweiligen Zooplankton-Gesellschaften variieren. Die Qualität des vorhandenen Zooplanktons erklärt deutlich besser die beobachteten Unterschiede im Fischwachstum als die Menge des vorhandenen Phosphors. Ein monokausaler Rückschluss auf Phosphormengen kann daher nicht als ursächliche Erklärung für die Variation der Fangerträge bei Renken dienen. Das Forschungsprojekt von Frau Duncan zeigt auch, dass das Monitoring von Zooplankton als eine Möglichkeit zur Überwachung aquatischer Ökosysteme bietet. Gleichzeitig vermittelt es einen Eindruck davon, wie wichtig Langzeituntersuchungen für deren nachhaltige ökologische und ökonomische Betreuung und Bewirtschaftung sind.

Elsa Girard und Magdalena Wilde (Fakultät für Geowissenschaften), "Have a snack of trash: Polystyrene uptake by marine sponges": Elsa Girard und Magdalena Wilde haben dieses preiswürdige Projekt im Rahmen ihres englischsprachigen Masterstudiums Geobiologie und Paläobiologie in Eigeninitiative entwickelt, geplant und durchgeführt. Das von Professor Gert Wörheide begleitete Projekt beschäftigt sich mit einem hochaktuellem Thema: der Verschmutzung der Ozeane durch Plastikabfälle. Im Speziellen geht es dabei um den Effekt kleiner Plastikpartikel, dem so genannten Mikroplastik. Dieses Mikroplastik gefährdet Meeresorganismen wie z.B. Korallenriffe in vielfältiger Weise. Girard und Wilde haben in den Mittelpunkt ihrer Arbeit sogenannte Schwämme gestellt, die mit ihrer Filterfunktion in Zusammenhang mit Mikroplastik bislang wenig erforscht sind. Mittels Experimenten in Aquarien konnten sie nachweisen, dass Mikroplastik in bzw. auf Schwämmen entdeckt werden kann. Schwämme können also als Indikator für die Höhe der Mikroplastikverschmutzung in einer bestimmten Region angesehen werden. In Kooperation mit einer Universität in Indonesien soll die Arbeit fortgeführt werden, um dieses Thema weiter zu verfolgen.

Florian Babl, Oksana Budurova, Florian Landes, Matthias Lindinger, Ines Röhrer, Azada Rustamova, Stefan Schweter, Sebastian Still und Sabine Ullrich (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften), "*AST – Advanced Search Tools for Wittgenstein, History and more": Die mit Unterstützung der Münchener Universitätsgesellschaft ausgezeichnete Gruppe von insgesamt neun Bachelor- und Master-Studierenden bzw. -Absolventen hat unter Betreuung von Dr. Maximilian Hadersbeck maßgeblich an der Erweiterung an der FinderApp WiTTFind sowie an der Entwicklung des WiTTReaders, OdysseeReaders und der HistoFinder App mitgewirkt. Die Apps, mit denen sich z.B. der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobene Nachlass von Ludwig Wittgenstein durchsuchen lässt, basieren auf neuartigen Verfahren der Computerlinguistik wie Machine-Learning und semantischen Suchmethoden. Als ein herausragendes Anwendungsbeispiel hat die Gruppe den schwierigen und komplexen Schreibprozess eines der wichtigsten philosophischen Werke des 20. Jahrhunderts, Ludwig Wittgensteins Tractatus, auf neuartige Weise zugänglich gemacht. Das Projekt hat somit nicht nur einen absolut innovativen Beitrag zur editionsphilologischen Arbeit geleistet, sondern editorische Grundsatzfragen der Philologie mit neuester Digitaltechnik verknüpft.

2017

Veronika Böhm (Juristische Fakultät), „Fördern und Fordern“ – Ein Integrationskonzept auf dem verfassungsrechtlichen Prüfstand: Das Projekt zeigt exemplarisch, dass viele unserer Alltagserfahrungen eine wissenschaftliche Tiefendimension aufweisen, die der Laie nur selten durchschaut. Dass sich hinter der Debatte um die Integration von Migranten eine verfassungsrechtliche Problematik verbirgt, zeigt auf eindrucksvolle Weise die Arbeit von Veronika Böhm, die mittlerweile prominent veröffentlicht wurde. Böhm hat sich bereits in ihren Anfangssemestern intensiv in das Ausländergesetz und in das Asylbewerberleistungsgesetz eingearbeitet, obwohl diese Rechtsmaterien weit jenseits dessen liegen, was im juristischen Studium gelehrt und vermittelt wird. Trotz der trocken-technischen Materie dieser Spezialrechtsgebiete gelingt es, mit Hilfe der auf den Soziologen Lockwood zurückgeführten Unterscheidung von Sozialintegration und Systemintegration das Thema schlüssig einzugrenzen und nicht zuletzt für den hochaktuellen Diskurs zum Thema der Geflüchteten mit nüchtern rechtsstaatlichem Blick juristische Grenzen (womöglich zu weit gehender) Integrationsanforderungen aufzuzeigen.

Maria Waldleitner (Fakultät für Psychologie und Pädagogik), "Erfassung von mathematischer Argumentationskompetenz: Überprüfung von Kompetenzstrukturmodellen in der Teilbarkeitslehre": Maria Waldleitner hat sich in ihrer Zulassungsarbeit für das Erste Staatsexamen (Lehramt Gymnasium Mathematik/Schulpsychologie) mit der mathematischen Argumentationskompetenz – konkret mit einem Test dazu – bei Studienanfängerinnen und -anfängern befasst. Die Arbeit war in ein größeres Projekt eingebettet. Daher hatte die Studentin die Möglichkeit, die Tests vorheriger Jahrgänge zusammenzufassen und in ihrer Zulassungsarbeit zu überprüfen, ob sich die anfangs angenommene theoretische Kompetenzstruktur des mathematischen Argumentierens tatsächlich in den Daten finden lässt. Sie hat dabei die Schwierigkeit überwunden, ursprünglich unabhängige Studien so zusammenzuführen, dass eine bemerkenswerte Stichprobengröße von über 1000 Studierenden entstand. Nach einem herausragenden theoretischen Teil überprüfte sie im empirischen Teil der Arbeit anhand von Faktorenanalysen, welches Modell die Struktur mathematischen Argumentierens am besten abbildet. Die LMU-Studentin kommt zu dem Schluss, dass das Modell zwei unabhängige Teilfähigkeiten darstellen könnte, beim Argumentieren Definitionen oder aber mathematische Sätze anzuwenden. Diese Zulassungsarbeit ist auf einem außergewöhnlichen Niveau. Ihre Ergebnisse bilden einen neuartigen und relevanten Beitrag zur Forschung über die Struktur mathematischer Argumentationskompetenz, der die Erwartungen an eine Abschlussarbeit weit übertrifft.

Erik Daxberger (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik), "Distributed Batch Gaussian Process Optimization": In seiner Bachelorarbeit beschäftigt sich Erik Daxberger mit Optimierungsproblemen: Für eine gegebene Funktion f sollen diejenigen x1, ..., xn aus einem diskreten Eingabebereich gefunden werden, für die der Wert f(x1,…,xn) maximiert oder minimiert wird. Dazu hat er einen neuen Algorithmus entwickelt und implementiert, der in einer empirischen Evaluation besser abschneidet als bisher bekannte Verfahren. Außerdem nahm der Student die Eigenschaften seines Algorithmus unter die Lupe. Er hat theoretische Garantien für die Performanz seines Algorithmus bewiesen und gezeigt, dass dessen Ausführung durch Parallelisierung weiter beschleunigt werden kann. Seine herausragende Arbeit wurde in einem hochkompetitiven Verfahren zur Veröffentlichung auf der weltbesten Konferenz zum Maschinellen Lernen, der 34th International Conference on Machine Learning (ICML 2017) in Sydney, angenommen. Dank der Förderung von Lehre@LMU konnte er seine Ergebnisse auch dort vorstellen.

Sophie Gutenthaler (Fakultät für Chemie und Pharmazie), "Studien zur Reaktivität von Perfluorpinakolatomanganverbindungen": Sophie Gutenthaler beschäftigt sich in ihrer herausragenden Arbeit mit Stickstoffmonoxid (NO), einem derzeit viel diskutierten gesundheitsschädigenden Luftschadstoff, der vor allem in Zusammenhang mit Dieselmotoren gebracht wird. Dazu wollte sie zunächst eine mögliche Komplexbildung des NO näher untersuchen. Im Laufe dieser Experimente eröffnete sich dann jedoch ein vollkommen neues Feld: Sie konnte zeigen, dass in einer Reaktion NO oxidiert als Nitrit vorliegen kann, was bisher so noch nie beschrieben wurde. Die LMU-Studentin konnte dieses erstaunliche Ergebnis schließlich durch Kristallisation und Röntgenstrukturanalysen weiter belegen. Die Arbeit trägt nun wesentlich dazu bei, dass völlig neue Wege und Möglichkeiten in ihrem Feld erschlossen werden können.

Lisa Ketzer (Fakultät für Geowissenschaften), "Agricultural Risk Management: Climate Change and Socio-economic Risks of Smallholder Coffee Production at Mt. Kilimanjaro and Tea Production as an Adoption Strategy": Lisa Ketzer befasst sich in ihrer ausgezeichneten und durch Lehre@LMU geförderten Bachelorarbeit mit den Bedingungen der Kaffee- und Teeproduktion in Tansania. Ihre Arbeit ist aus einem interdisziplinären, vom DAAD geförderten Workshop zum Thema "Water, Food and Energy" hervorgegangen. Während des Workshops besuchte sie auch eine Reihe von Stakeholdern der Kaffee- und Teeproduktion vor Ort und konnte mit der Universität in Dar-es Salaam zusammenarbeiten. Mit einem hohen Maß an Eigeninitiative erarbeitete sie in einer mehrwöchigen Feldstudie ihre eindrucksvolle Bachelorarbeit. Die Arbeit besticht durch hervorragende konzeptionelle Planung und Durchführung einer ganzen Reihe von Interviews zur Wertschöpfungskette der Kaffee- und Teeproduktion und interessanten Ergebnissen zu diesem komplexen soziokulturellen und ökonomischen Thema.

Cordula Bauer (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften), "Die diplomatische Karriere zwischen Selbstprofilierung und Organisationsselektion: Hubert de Folard als envoyé extraordinaire am Münchner Hof (1756-1776)": Cordula Bauer untersuchte in ihrer Masterarbeit des deutsch-französischen Masterstudiengangs Geschichte in Kooperation mit der Université Panthéon-Sorbonne (Paris I) die zwanzigjährige Dienstzeit (1756-1776) des französischen Diplomaten Hubert de Folard am Münchner Hof. Dabei nimmt sie vor allem die Karrierebestrebungen des Gesandten ins Visier und widmet sich den sich daraus ergebenden Allianzen, Spannungen und Interaktionen innerhalb des Staatsdienstes. Der LMU-Studentin gelingt es anhand der Aufzeichnungen und Schreiben Hubert de Folards, die Funktionsweise einer frühneuzeitlichen Organisation zu durchdringen und anschaulich darzustellen. Ihre Erkenntnisse basieren auf außerordentlich intensiven Archivrecherchen in Deutschland und Frankreich sowie Auswertungen, in deren Verlauf disparate Quellenmaterialien erkenntnisfördernd zueinander in Beziehung gesetzt wurden. Die Arbeit leistet wesentliche Beiträge zur Erforschung der Sozial- und Alltagsgeschichte des Politischen, insbesondere zur Erforschung frühneuzeitlicher Einrichtungen und Behörden sowie der Karrierewege und -planungen einzelner Amtsträger. Ein Anschlussprojekt zum Thema ist bereits in Planung. Cordula hat in einem hochkompetitiven Auswahlverfahren einen contrat doctoral an der Sorbonne (Paris I) erhalten.

Sarah Akgül (Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft), "Who is a Poverty Migrant?": Sarah Akgül hat sich in ihrer exzellenten Arbeit mit der hochaktuellen Frage, wer als Armutsmigrant angesehen werden kann, auf philosophischer Basis auseinandergesetzt. Die Arbeit zeichnet sich durch Kreativität aus, da sie sich einem klassischen Thema der Ethik der Migration – nämlich der Frage, wer das Recht auf Asyl haben sollte – mit den Mitteln der conceptual ethics nähert. Dadurch bezieht sie nicht nur zur genannten Frage Stellung, sondern macht gleichzeitig deutlich, dass unser gegenwärtiger politischer Diskurs eine bestimmte unterprivilegierte Personengruppe – nämlich Armutsmigrantinnen und -migranten – systematisch verdeckt, so dass dieser kaum Gerechtigkeit widerfahren kann. Die Relevanz der Themenstellung zeigt sich im politischen Diskurs auf europäischer Ebene, zu dem ihre Arbeit einen informativen und neuen Beitrag leistet.

Laura Kuen (Fakultät für Kulturwissenschaften), "Unsere Freiheit – Ein ethnologischer Film über Selbstbestimmung, Umweltbeziehungen und Gemeinschaft im ländlichen Russland": Auf der Suche nach der Freiheit im postsozialistischen Russland verschlug es Laura Kuen zu einer Feldstudie nach Kirov, das sich ungefähr 900 Kilometer nordöstlich von Moskau befindet. Weitab von ihrem herkömmlichen Alltag lernte sie für anderthalb Monate das relativ einfache, aber dennoch erfüllende Leben der Bewohner Kirovs kennen. Von der Arbeit auf dem Feld bis hin zur mehrtägigen Jagd im Wald begleitete sie ihre Gastfamilie durch das tägliche Leben und erforschte so eine autarke Lebensweise, in der die Verbundenheit zu Geld eine geringere Rolle spielt, der Einklang mit der Natur aber umso mehr in den Vordergrund rückt. Die Selbstversorgung ist daher nicht nur überlebenswichtig, sondern auch eine Form von Freiheit, die von den Einheimischen gelebt wird. Während der gesamten Feldstudie dokumentierte die Studentin ihre Erlebnisse mit einer Kamera und produzierte in Eigenregie den Film „Unsere Freiheit“. In Do-it-yourself-Manier wurde so der Inhalt ihrer Forschung jenseits des wissenschaftlichen Diskurses verständlich dargestellt. Zudem entstand aus dem Feldtagebuch auch ein lesenswerter Artikel im Forschungsjournal 2016 des Instituts für Ethnologie.

Rong Yang (Fakultät für Physik), "Development of an Energy Spectrometer based on Thermoacoustics for Laser Accelerated Ions (I-BEAT)": Rong Yang stammt aus China und hat den Masterstudiengang Physik mit sehr guten Studienleistungen abgeschlossen. Derzeit studiert sie als eine der ersten Doktorandinnen im neu etablierten Graduiertenkolleg „Fortgeschrittene Medizinische Physik für bildgeführte Krebstherapie" an der LMU München. In ihrer ausgezeichneten Masterarbeit entwickelte Rong einen komplett neuartigen Ansatz zur Bestimmung der Energieverteilung eines Protonenpulses. Das Verfahren gelingt bereits mit einem überraschend einfachen Versuchsaufbau und konnte von ihr an einer Laser-getriebenen Ionen-Quelle erfolgreich demonstriert werden. Die Ergebnisse ihrer herausragenden Abschlussarbeit sind für die Veröffentlichung in der Zeitschrift Nature Physics vorbereitet. Sie bieten Anlass zu weiteren Forschungsarbeiten und haben in der Ionentomographie eine zukunftsweisende Anwendung. Für die patientenschonende Strahlentherapie von Krebspatienten mit Ionen erhofft man sich kompaktere und potenziell kostengünstigere Beschleunigertechnologien.

Anže Žerdoner Čalasan (Fakultät für Biologie), "Epitypification of selected dinoflagellate species – a promising method to get us out of this taxonomic mess": In der Arbeit mit dem Titel „Epitypification of selected dinoflagellate species – a promising method to get us out of this taxonomic mess“ verbindet Anže Žerdoner Čalasan verschiedene Teilbereiche der Biologie, um einige bisher wenig untersuchte und nicht näher miteinander verwandte Algenarten näher zu untersuchen. Dazu musste er die Taxonomie, Morphologie, Ökologie, Evolution und Phylogenie dieser Arten charakterisieren und vergleichen, was mit einem hohen methodischen Aufwand einherging. So hat er mit seinen Arbeiten maßgeblich zur Diversität und Evolution von Dinoflagellaten und Eugleniden beigetragen. Diese methodische Vielfalt von molekularen bis hin zu bioinformatischen Methoden meisterte der LMU-Student mit beeindruckendem Engagement und außergewöhnlicher wissenschaftlicher Selbstständigkeit hervorragend. Dies wird nicht zuletzt deutlich an einer, für dieses junge Stadium der wissenschaftlichen Karriere, beeindruckenden Publikationsliste.

Fundstellen der Publikationen:

2012–2016

Tilman Graff, Felix Samy Soliman, Fabio Schmidt-Fischbach und Maximilian Wühr (Volkswirtschaftliche Fakultät), "Can Reciprocity Endure Everyday Toil? Evidence from a Real Effort Experiment": Zahlt sich gute Arbeit aus? Diese hervorragende Forschungsarbeit und die darin durchgeführten Experimente gehen dieser Frage nach und bestätigen die Bedeutung der Reziprozität im Arbeitsmarktkontext. Reziprozität ist im Rahmen der Arbeit so zu verstehen, dass Individuen das Bedürfnis haben, Menschen zu bestrafen, die unfair zu ihnen waren (negative Reziprozität), und Menschen zu belohnen, die großzügig waren oder sich „fair” verhalten haben. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts: arbeitsame Arbeitnehmer werden tatsächlich auch mit höheren Löhnen belohnt. Diese Lohnerhöhungen fallen jedoch, verglichen mit dem größeren Arbeitseinsatz der Arbeitnehmer, offenbar deutlich bescheidener aus. Arbeitnehmer müssen also möglicherweise einen hohen Aufwand auf sich nehmen, um dem Arbeitgeber ihre Leistungsbereitschaft zu signalisieren.

Anitha Pitchika (Medizinische Fakultät), "Long-Term Effects of Objective and Subjective Measures of Exposure to Air Pollution and Noise at Residence on Prevalent Hypertension and Blood Pressure": Dicke Luft und viel Lärm: Straßenverkehr als Quelle sowohl der Luftschadstoffbelastung als auch der Lärmbelastung ist eine wichtige Ursache kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität. Nur wenige Studien bezogen sich bisher auf die Wahrnehmung der Luftqualität und die Belästigung durch intensive Verkehrsbelastung. Hier setzt die hervorragende Arbeit von Anitha Pitchika an: Sie untersucht Langzeiteffekte subjektiver und objektiver Luftschadstoffbelastungen und der verkehrsbedingten Lärmbelastung auf den Blutdruck. Kernerkenntnisse der Arbeit sind, dass innerstädtische, großenteils verkehrsbedingte Partikel- und Lärmbelastung die Häufigkeit von Bluthochdruck erhöht. Damit trägt die Arbeit inhaltlich zur Beantwortung zentraler Public Health Fragestellungen bei und weist zudem eine hohe methodische Qualität auf. Zudem soll die Arbeit in einem umweltmedizinischen Journal publiziert werden.

Juliane Schrott (Tierärztliche Fakultät), "Vergleichende Erfassung der Knochenmineralisierung beim Schwein": Schwein gehabt: Frau Schrott hat als Studentin im 5. Semester eine hervorragende Forschungsarbeit zur Knochenmineralisierung beim Schwein vergleichend für diverse Körperregionen und vier Geschlechtervarianten (Eber, „Immunokastrat“, Kastrat und Sau) an über 3000 Proben ausgewertet, wodurch die Entwicklung der Knochenmineralisierung während der Mast besser nachvollzogen werden konnte. Insbesondere der Vergleich der Geschlechtervarianten ist von großem wissenschaftlichem Interesse: Die Arbeit trägt grundlegend dazu bei, wichtige Rückschlüsse für die Verbesserung der Tierhaltung und damit auch des Tierwohls zu gewinnen. Die Arbeit weist eine hohe methodische Kompetenz und forscherische Eigenleistung auf – eine Publikation ist in Vorbereitung.

Hannes Pichler (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften), "Freundschaft der mutigen Tat: Franz Josef Strauß und Israel. Eine biographische Studie zur Frühphase der deutsch-israelischen Beziehungen": 1957 kam es in der bayerischen Provinz zu einem geheimen Aufeinandertreffen zweier Persönlichkeiten, das die Beziehung der Bundesrepublik Deutschland zum Staat Israel entscheidend verändern sollte. Shimon Peres (1923 – 2016) war an den damaligen Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß (1915-1988) herangetreten, um Hilfe für den jungen israelischen Staat zu erbitten. Hannes Pichler gelingt es in seiner herausragenden Abschlussarbeit, neue Aspekte der deutsch-israelischen Beziehungen und der bundesdeutschen Israel- und Nahostpolitik aufzuzeigen. Die Erkenntnisse basieren vorwiegend auf ehemals klassifizierten Dokumenten, im Zuge von durch Lehre@LMU geförderten, mehrwöchigen Archivaufenthalten in Berlin und Freiburg im Breisgau. Die Sperrfrist der Akten lief exakt zu Beginn der Recherchen ab, was bahnbrechende neue Erkenntnisse ermöglichte. Hannes Pichler erhielt auf der Grundlage seiner mit diesem Projekt gewonnen Erkenntnisse bereits ein Anschlussstipendium des Israel Institute, Washington D.C., welches ihm gegenwärtig einen einjährigen Forschungsaufenthalt am Institute for National Security Studies (INSS) in Tel Aviv ermöglicht.

Ricarda Lübke (Fakultät für Psychologie und Pädagogik), "Motives and Personality Traits as Antecedents of Intercultural Competence": Interkulturelle Kompetenz transparent gemacht: Ricarda Lübke hat in ihrer ausgezeichneten Arbeit untersucht, welche Persönlichkeitseigenschaften die interkulturelle Kompetenz von Arbeitnehmern fördern oder behindern. Sie erhob eine Stichprobe von über 400 Probanden zu deren tatsächlichen Auslandserfahrungen. Ihre Ergebnisse haben praktische Implikationen für das Training und die Auswahl von Mitarbeitern in internationalen Kontexten. Ricarda Lübke hat die Forschung zum Thema interkulturelle Kompetenz um eine völlig neue Facette ergänzt, indem sie die Rolle der Motive der Arbeitnehmer beleuchtet hat. Eine Publikation ihrer Arbeit ist in Vorbereitung.

Annette Antoniol, Debora Francione, Stefanie Gorzolka, Eva Kaesbauer, Anne Faßbender, Pia Scheiblhuber, Sandra Stickler und Stephanie Wagner (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften), "Pasolini-Alphabet": Italienisch-mediales Alphabet: Im Rahmen eines Seminars näherte sich die ausgezeichnete Studierendengruppe mit ihren Hausarbeiten Pier Paolo Pasolinis Werk. Die Studierenden haben auf einer multimedialen Webseite Hörbeispiele, Filmausschnitte und Interviews bereitgestellt. Diese Webseite, die wissenschaftliche Vertiefung mit breitenwirksamer Vermittlung verbindet, ist zugleich künstlerisch gestaltet. Besonderen Wert legte die Gruppe dabei auf die öffentliche Wirksamkeit, die Internationalisierung und die Vermittlung von Theorie und Wissenschaft durch künstlerische und gestalterische Arbeit. Für jeden Beitrag haben die Studentinnen aus dem komplexen Werk des italienischen Schriftstellers, Regisseurs und Künstlers Pier Paolo Pasolini einen Begriff ausgewählt – aus diesen Begriffen entstand dann das Pasolini Alphabet. Beeindruckend ist die Vielzahl an Themen, die über das Seminar hinaus von den Studierenden in ihren Beiträgen eingebracht wurden. Geplant ist, die Website mit möglichst vielen Institutionen zu vernetzen. Aus dem Projekt sind sehr gute wissenschaftliche Hausarbeiten hervorgegangen, die Erweiterungen zur Masterarbeit erwarten lassen.

Pauline Kolbeck (Fakultät für Physik), "DNA Branching and Its Effects on Retroviral Integration Kinetics": Unwillkommene Gäste: Pauline Kolbeck wurde für ihre hervorragende Arbeit zu grundlegenden Fragen der Topologie von DNA und dem Prozess der viralen Integration ausgezeichnet. Virale Integration beschreibt den Prozess, bei dem ein Virus seine genetische Information in das DNA-Erbgut des Wirtes einbaut. Dies ist ein kritischer Schritt im viralen Lebenszyklus, da sich der Virus ohne Integration in das Wirtsgenom nicht vervielfältigen kann. Gleichzeitig hat dieser Schritt auch für den Wirt einschneidende Konsequenzen; so ist etwa die Tatsache, dass das virale Genom in die DNA des humanen Wirts eingebaut wird der Grund, warum sich HIV zwar behandeln, aber aktuell nicht heilen lässt. Die grundlegende Fragestellung der Arbeit war, ob und wie die Topologie der Wirts-DNA einen Einfluss auf die Effizienz und Kinetik der Integration des Virusgenoms hat. Mit ihren methodisch sehr aufwändig gewonnenen Ergebnissen konnte sie eine anspruchsvolle biophysikalische Fragestellung beantworten und hat dabei alle Schritte von der molekularbiologischen Probeherstellung über biophysikalische Messungen, bis hin zur quantitativen Analyse und Auswertung der Daten gemeistert. Ihre Ergebnisse sind durchweg von hoher Qualität und werden Teil mehrerer Publikationen sein.

Carla Zoe Cremer (Fakultät für Biologie), "Investigations into Hippocampal Memory Formation in Behaving Mice Using Electrochemical Biosensor Detection of Nanoscale Cholinergic Dynamics": Erleuchtete Mäuse: Carla Cremer wird für eine hervorragende neurowissenschaftliche Forschungsarbeit im Bachelorstudium ausgezeichnet. Sie beschäftigte sich anhand komplexer in vivo-Experimente am Gehirn von Mäusen mit der Untersuchung grundlegender Prozesse bei der Gedächtnisausbildung. Die Untersuchungen fanden im Bereich des Hippocampus statt, einer Gehirnregion, der fundamentale Bedeutung für die Gedächtnisfunktion beim Menschen und anderen Vertebraten zukommt. Der Hippocampus ist von sogenannten cholinergen Neuronen innerviert, die den Neuromodulator Acetylcholin u.a. für die Regulation der Gedächtnisformierung freisetzen. Cholinerge Dysfunktionen spielen nach heutigem Kenntnisstand eine wichtige Rolle bei der Entstehung psychiatrischer Störungen und Demenzerkrankungen wie z.B. Alzheimer. Über die Mechanismen der Regulierung der Gedächtnisformierung und der Beeinflussung anderer Neuromodulatoren durch Acetylcholin bestehen bisher nur begrenzte Kenntnisse. Das Forschungsprojekt setzte genau an dieser Stelle an: Carla Cremer will zum besseren Verständnis der funktionellen Dynamik von Acetylcholin beitragen und neue Ansätze zur parallelen Messung von Neuromodulatoren testen. Dabei wurde erfolgreich ein Modell entwickelt, das das Messen spontaner Veränderungen in der cholinergen Aktivität im Gehirn der Maus in Abhängigkeit vom jeweiligen Verhalten erlaubt. Die Ergebnisse sollen die Grundlage für eine spätere Publikation bilden.

Felix Fürgut (Fakultät für Geowissenschaften), "Geological Mapping on the Basis of Multispectral Remote Sensing Data in Olorgesailie, Kenya": Wegweiser an der Wiege der Menschheit: Felix Fürgut brauchte für sein ausgezeichnetes Projekt Kenntnisse aus Geologie, Tektonik, Bodenkunde und Fernerkundung sowie ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz und Sorgfalt, um neue geologischer Karten im kenianischen Rift Valley zu erstellen. Diese Region ist durch ein hohes Maß an geologischer Komplexität durch zahlreiche Vulkanausbrüche gekennzeichnet. Herr Fürgut hat Daten eines Erdbeobachtungssatelliten ausgewertet, um die Zusammenhänge zwischen der Verfügbarkeit von Nährstoffen, den Wanderbewegungen von Tieren auf der Suche nach diesen Nährstoffen und anthropologischen Fundstellen an den Nadelöhren der historischen Migrationsrouten aufzuzeigen. Mithilfe moderner Software konnten Inkonsistenzen der bisherigen geologischen Karten aufgedeckt und die Verteilung spezifischer Mineralien dargestellt werden. Diese neuen geologischen Karten bilden u.a. die Voraussetzung für die gezielte Sammlung von Bodenproben. Felix Fürgut wird seine Ergebnisse auf einer internationalen Konferenz in Addis Abeba im März 2017 präsentieren und seine Forschung als PhD fortsetzen.

Barbara Baum, Florian Büttner, Christine Hauptkorn, Claudia Mühlbacher, Christine Müller, Juliane Muth-Schultz, Marie-Christin Noller, Ann-Kathrin Schaub, Thomas Schultheiß und Lena Wilckens (Evangelisch-Theologische Fakultät), "Die Maxvorstadt - protestantisch gesehen": Die Studierenden haben mit ihrer Arbeit eine ganze Reihe von relevanten Themen der Kirchengeschichte dargestellt. Diese wurden schließlich in einer Ausstellung in der "U-Bahn-Galerie" des Bezirksausschusses Maxvorstadt präsentiert. Das Projekt ist in hohem Ausmaß anschlussfähig an weitere Projekte der praktischen Theologie und darüber hinaus. Insgesamt geht die Ausstellung weit über das hinaus, was durchschnittlich von Studierenden an Engagement, Kreativität und erarbeitetem Wissen erwartet werden kann. Zugleich ist die Ausstellung ein Musterbeispiel für kompetenzorientiertes Lehren und Forschen. Inzwischen liegt die Ausstellung der Studierenden zusammen mit Begleitvorträgen der LMU-Reihe "Maxvorstädter Vorlesungen" auch als Buch vor (K. Bäumler u.a., Die Maxvorstadt, München 2014).

Sarah Bischof, Maria Holbl, Johanna Hympendahl, Matthäus Koik, Anna Mayer-Köbel, Laura Mokrohs, Lisa Scherbaum, Ursula Skusa und Stefanie Schwanzer (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften), "Literarisches Leben in der Maxvorstadt'; Studierende der deutschen Philologie erforschen die Literaturgeschichte in der Maxvorstadt": Die Studierenden haben ihren Preis für das Projekt "Literarisches Leben in der Maxvorstadt" erhalten. Zwölf Themen des Forschungsprojektes wurden ebenfalls in der oben bereits erwähnten Ausstellung der Studierenden der Evangelisch-Theologischen Fakultät präsentiert. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählen Präzisierungen im kolportierten Bild der Münchner Literaturgeschichte. Vieles von dem, was zur Schwabinger Bohème gezählt wird, hat sich in der Maxvorstadt ereignet; die Rolle der Maxvorstadt ist aber in diesem Punkt kaum ins kulturelle Gedächtnis der Stadt eingegangen, obwohl sie allgemein als der "Geist Münchens"gilt. Aufschlussreich ist auch die anti-universitäre Geste der Bohème.

Lisa Marie Orgeldinger (Juristische Fakultät), "Willensfreiheit und Verantwortung: Das Prinzip des Andershandelnkönnens": Die herausragende Seminararbeit beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Willensfreiheit und moralischer wie rechtlicher Freiheit - einem der schwierigsten und komplexesten Probleme der Moral- und Rechtsphilosophie. Im Mittelpunkt steht dabei das Prinzip des Andershandelnkönnens (PAP) als Bedingung der Verantwortungszuschreibung. Die Arbeit wurde auf eine sehr überzeugende, informative und klug argumentierende Weise zu einem außerordentlich schwierigen und komplexen Thema verfasst und bewegt sich auf hohem sprachlichem Niveau.

Kilian Wolf (Juristische Fakultät), "Gewalt gegen alte Menschen in Pflegebeziehungen: Forschung, Befunde, Erklärungsansätze": Kilian Wolf erhält den Preis für seine Seminararbeit zum brisanten Thema "Gewalt gegen alte Menschen in Pflegebeziehungen", die er mit hoher Sorgfalt und Qualität angefertigt hat. Die Arbeit fokussiert auf die Prävalenz des Gewaltphänomens und thematisiert Täter-Opfer-Beziehungen und Risikofaktoren. Bemerkenswert ist die Argumentation und Anwendung einiger allgemeiner kriminologischer Theorien und die präzise Zusammenfassung der Befunde mit Vorschlägen für Präventionsmaßnahmen.

Dr. med. Florian E. M. Herrmann, Markus Lenski und Julius Steffen (Medizinische Fakultät), "A survey study on student preferences regarding pathology teaching in Germany: a call for curricular modernization": Florian Herrmann und seine Kollegen erhalten den Preis für ein Projekt zur medizinischen Curriculumsverbesserung in der pathologischen Lehre im Rahmen des MeCuM StEP - Studierenden Exzellenz Programm, aus dem die Publikation "A survey study on student preferences regarding pathology teaching in Germany: a call for curricular modernization" in BMC Medical Education hervorgegangen ist. In der insgesamt elfköpfigen studentischen StEP-Gruppe wurden die Fragestellungen zur Analyse der Lehrsituation in der Pathologie an der LMU und in Brisbane ´(Australien) ausgearbeitet, die durch die Studie beantwortet werden sollten. Nach einer Fokusgruppenanalyse wurde eine Online-Umfrage unter Medizinstudierenden der LMU durchgeführt. Anhand der so gewonnenen Daten wurde schließlich, unter Einbeziehung von Pathologen und Medizindidaktikern aus Australien, Deutschland und den USA, ein konkretes Konzept zur Verbesserung der Lehre entwickelt. Die Arbeit ist aufgrund der internationalen Perspektive und dem hohen Engagement bei der Sammlung und Aufbereitung der Daten bemerkenswert.

Magdalena März (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften), "(Bau-)Geschichte von Schloss Zellereit bei Wasserburg am Inn": Die Arbeit wurde als Bachelorarbeit im Fach Kunstgeschichte verfasst und behandelt die Baugeschichte und Geschichte von Schloss Zellereit bei Wasserburg am Inn mit einem besonderen Fokus auf der Epoche der Spätrenaissance. Die Arbeit glänzt mit einer in diesem Rahmen leider sonst eher unüblichen interdisziplinären Breite unter Einbeziehung vor allem geschichtswissenschaftlicher und bauarchäologischer Kontexte und wurde mit dem Geschichtspreis der Stadt Wasserburg ausgezeichnet. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse in der renommierten fachrelevanten Zeitschrift "Burgen und Schlösser" wurde angeregt, weitere Veröffentlichungen sind geplant.

Timo Loewe und Lukas Ziegler (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik), "LMU Navigator": Wo geht es lang an der LMU? Die beiden Studierenden haben im Rahmen eines Forschungsprojekts mit Unterstützung des Dezernates für Liegenschaften und Technik eine App entwickelt, die unter Nutzung des jeweiligen Standortes das Auffinden von Räumen erleichtert. Dazu wurden die Raumpläne der LMU erfasst und in die App integriert – ebenso wie Fotos von Gebäuden und Räumen. Der Applikation liegt eine umfangreiche und erweiterbare Datenbank zugrunde, die sich jederzeit erweitern lässt. Die Arbeit zeichnet sich durch großes Engagement und solide informatische Umsetzung aus.

Matthias Würl (Fakultät für Physik), "PET activation studies at a cyclotron-based proton therapy facility - Experiments and Monte Carlo simulations": Die innovative und herausragende Masterarbeit beschäftigt sich mit der akkuraten Modellierung der Strahlführung des "Munich Proton Therapy Center". Matthias Würl konnte mit einem originellen Ansatz zeigen, dass das analytische Instrument zur klinischen Behandlungsplanung zu akkuraten und korrekten Resultaten führt. Das Resultat seiner Arbeit hat zu weiteren studentischen Qualifizierungsarbeiten geführt. Ebenso wurde die Arbeit ins Verlagsprogramm von Springer Spektrum als "BestMaster"-Titel aufgenommen. Ein Artikel zu seiner Arbeit wurde kürzlich bei "Physics in Medicine and Biology" eingereicht.

Mathias Turberg (Fakultät für Chemie und Pharmazie), "Synthese von Kupfer-Komplexen und Untersuchung des Elektronentransfers von Kupfer-Guanidinochinolin-Systemen": Matthias Turberg hat für seine ausgezeichnete Bachelorarbeit äußerst selbstständig und sorgfältig gearbeitet und eigenständig neue chemische Synthesewege gesucht und gefunden. Die Arbeit gibt eine gelungene Einführung in die Thematik des Elektronentransfers und die Bestimmung der Selbstaustauschkonstante. Sie dient als Ausgangspunkt weiterer Studien zum Elektronentransfer und wurde bereits als Poster auf einer internationalen Konferenz präsentiert. Eine Publikation ist in Vorbereitung.

Helena Hager (Fakultät für Biologie), "The Effects of Sunscreen on the Microphytobenthos": Helena Hager wird für ihre umfangreichen Forschungsarbeiten an aquatischen Ökosystemen ausgezeichnet. Im Rahmen ihres mit dem Lehre@LMU-Förderpreis der Fakultät für Biologie unterstützten Forschungsprojektes beschäftigte sie sich dabei in Labor- und Freilandexperimenten mit den Effekten von Sonnencreme auf das Mikrophytobenthos, also auf Mikroalgen in der Grenzschicht zwischen Sediment und Wasser. Zum Schutz vor schädlicher UV-Strahlung ist der Griff zur Sonnencreme beim Strandbesuch mittlerweile zur Routine geworden. In küstennahen Zonen und in Strandnähe sind die Mikroalgen des Sandlückensystems für den Großteil der Primärproduktion verantwortlich. Gerade dort ist der Eintrag von Sonnencreme ins Wasser erheblich. Mit Laborkulturen von benthischen Kieselalgen konnte Helena Hager nachweisen, dass die Beweglichkeit und das Wachstum der Algen durch die Verschmutzung des Wassers mit Sonnencreme verändert werden. Dabei zeigten sich – überraschenderweise – vor allem wachstumsfördernde Effekte! Die Originalität der Arbeiten von Helena Hager liegt in der Kombination einer toxikologischen Fragestellung mit einer ökologischen Herangehensweise anhand der Untersuchung des komplexen Umweltschadstoffes Sonnencreme. Die Ergebnisse der Forschung bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte zu weiteren Arbeiten über die Auswirkungen von komplexen Schadstoffen in der aquatischen Umwelt und zur Funktion von Lebensgemeinschaften an der Basis des wichtigen Ökosystems Meer.

Juliane Eckstein (Katholisch-Theologische Fakultät), "Kurz- oder Langvorlage? Anwendung des Idiolekttest auf die in der griechischen Textüberlieferung asterisierten Passagen des Ijobbuches": Juliane Eckstein hat in innovativer Weise die hebräische und deutlich kürzere griechische Fassung der Ijobexegese miteinander verglichen. Ergebnis dieser Analyse ist, dass die griechische Fassung nicht die ältere, sondern eine nachträglich gekürzte Fassung ist. Ihre Diplomarbeit wurde zur Veröffentlichung angenommen und befindet sich im Druck, was eine höchst seltene Auszeichnung in der Theologie ist.

Markus Alexander Gerz (Juristische Fakultät), "Verfassungsfragen vor dem Reichskammergericht": Markus Gerz hat im Rahmen des Seminars "Verfassungsgeschichte der Frühen Neuzeit – zwischen Reichsrechtspraxis und Wissenschaft vom öffentlichen Recht" eine herausragende Schwerpunktseminararbeit zum Thema "Verfassungsfragen vor dem Reichskammergericht" angefertigt, die in überarbeiteter Form auch in der studentischen Rechts-Zeitschrift "Rescriptum" erschienen ist.

Hannah Braun, Xueqian Chen, Carl-Christian Groh, Jonas Sommer und Malte Welling (Volkswirtschaftliche Fakultät), "Peer Effects under Time Pressure - An Experimental Approach": Die Arbeit entstand im Rahmen eines Lehre@LMU-Projektes als Teil der Veranstaltung "Colloquium: Research in Experimental Economics". Die Studierenden beschäftigten sich damit, wie sich Zeitdruck und Informationen über die Entscheidungen anderer auf Entscheidungen unter Risiko auswirken, also wie sich Menschen beim Abwägen zwischen zwei Möglichkeiten verhalten, die in unterschiedlichem Maße vom Zufall abhängen. Sie wandten dabei experimentelle Methoden in innovativer Weise an.

Laura Busert (Medizinische Fakultät), "Dietary diversity is associated with child conditional growth in rural Nepal": Laura Busert führte ihr Forschungsprojekt im Rahmen des Masters of Public Health weitgehend selbstständig in Zusammenarbeit mit dem University College London und einer nepalesischen Forschungsorganisation vor Ort in Jumla, Nepal, durch. Sie bearbeitete die Forschungsfrage, welche Faktoren bestimmen, ob Kinder mit chronischer Unterernährung im Wachstum aufholen können, eigenständig und mit großer Sorgfalt. Für ihre Masterthese erhielt sie bereits den Global Public Health Award der Else Kröner-Fresenius-Stiftung 2014.

Lilly Maier (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften), "Ein Leben nach dem Kindertransport - Eine Betrachtung von längerfristigen Nachwirkungen der Kindertransporte unter Einsatz von Zeitzeugen-Interviews mit amerikanischen Holocaust-Überlebenden": Die Bachelorarbeit von Lilly Maier beschäftigt sich mit den Kindertransporten, die in der Holocaust-Forschung lange unbeachtet geblieben sind. Sie stellt die Folgen und Nachwirkungen dieser Transporte in den Mittelpunkt ihrer Arbeit und hat dazu 13 Zeitzeugen interviewt. Sie konnte dabei bis heute nachwirkende Loyalitätskonflikte zwischen Pflegefamilien und leiblichen Familienmitgliedern finden sowie eine „Traumaübertragung“ von den Eltern auf ihre Kinder feststellen.

Ferdinand Heimerl (Fakultät für Kulturwissenschaften), "Nordafrikanische Sigillata, Küchenkeramik und Lampen aus Augusta Vindelicum/Augsburg": Ferdinand Heimerl hat in seiner Magisterarbeit die ausgewählte Keramik sehr systematisch und effizient dokumentiert, katalogisiert und untersucht. Die vorliegende Untersuchung stellt erstmals einen vollständigen wissenschaftlichen Katalog mit Darstellung und Dokumentation von wichtigen mediterranen Keramikgruppen wie die nordafrikanische Sigillata, Küchenkeramik und Lampen dar. Er hat die Arbeit mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit erstellt. Sie wurde in "Münchner Beiträge zur Provinzialrömischen Archäologie" publiziert.

Aeneas Rekkas (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik), "Serlo": Aeneas Rekkas studiert im Bachelorstudium Medieninformatik und ist maßgeblich an der Entwicklung einer der inzwischen größten kostenlosen Mathematiklernseiten für Schüler in Deutschland beteiligt (www.serlo.org). Es gibt darin inzwischen über 8.500 Lerninhalte, die Seite verzeichnet bis zu 350.000 Besucher im Monat. Das durch Lehre@LMU unterstützte technische Konzept hat er eigenständig ausgearbeitet, implementiert und dokumentiert.

Juliane Kretschmann (Fakultät für Biologie), "Taxonomic clarification of Gymnodium limnecticum WOŁOSZ. and resurrection of Melodinium KENT (Gymnodiniaceae, Dinophyceae)": Juliane Kretschmann beschäftigt sich in ihrer Masterarbeit mit Taxonomie, Morphologie, Ökologie, Evolution und Phylogenie einzelliger Dinoflagellaten (Panzergeißlern) – einer eigenständigen, in limnischen und marinen Ökosystemen weit verbreiteten Entwicklungslinie der Algen, die in der Ökosystem-Modellierung von großer Bedeutung sind. Methodisch ist sie dabei äußerst vielseitig und innovativ. Sie hat aus Ihrer Masterarbeit drei Publikationen auf den Weg gebracht und setzt ihre wissenschaftliche Arbeit zu diesem Themenbereich in einer Promotion fort.

Patricia Velado Lobato (Fakultät für Biologie), "Frequency of deception in the spider Pisaura mirabilis in a natural population": Patricia Velado Lobato studiert im Rahmen des Erasmus Mundus-Programms im Masterstudiengang Ecology, Evolution and Systematics. Ihre im Rahmen von Lehre@LMU geförderte Forschungsarbeit aus dem Bereich der Verhaltensökologie beschäftigt sich mit den ökologischen Faktoren, die die Paarungsstrategien bei Männchen von Pisaura mirabilis beeinflussen – einer Spinnenart, die für ihre Brautgeschenke bekannt ist. Ihre Ergebnisse zeigen, dass das beschriebene Täuschungsverhalten bei Pisaura mirabilis möglicherweise eine Strategie der Männchen ist, die in Konkurrenz um zur Paarung zur Verfügung stehende Weibchen stehen. Die Arbeit ist sehr innovativ und eröffnet neue Forschungsperspektiven. Sie wird als Poster auf dem European Congress of Arachnology präsentiert.

Lena Welbergen (Medizinische Fakultät): Im Projekt „Das Facharzt-Duell – innovative Karriereplanung durch moderierte Diskussionsrunden“ birgt die agonistische Konfrontation von Positionen in elementaren Fragen der Medizinerausbildung einen erheblichen Lern- und Erkenntnisgewinn.

Katharina Kistler (Tierärztliche Fakultät): Das Projekt „Immunhistochemische und histologische Untersuchungen zum Einfluss einer anti-inflammatorischen Strategie auf die zellulären Konsequenzen eines Status epilepticus“ erklärt die Ausgangslage der Forschungsfrage in der Epilepsieforschung sehr anschaulich und macht somit seinen eigenen Lösungsansatz besonders deutlich.

Lea Himmer (Fakultät für Psychologie und Pädagogik): Dass der Schlaf nicht nur Passivität bedeutet, ist eine Binsenweisheit. Doch welche aktiven Prozesse der Erkenntnis tatsächlich ablaufen und inwiefern sie in den situativen Kontext des Schlafs eingebettet sind, zeigte das Projekt „Einfluss des Schlafs auf Erkenntnisprozesse“ sehr anschaulich.

Sebastian Balmes (Fakultät für Kulturwissenschaften): Im Projekt „Ein Opferritual zur Rettung von Murasaki Shikibu und seine Spuren in der japanischen Kulturgeschichte“ wurde an einem konkreten kulturellen Prozess, der Literatur und Religion, Fiktionalität und Buddhismus ins Verhältnis setzt, gezeigt, dass der Preisträger eine genuine Forschungsfrage in der Japanologie entwickeln kann.

Alena Mikhaylova (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften): Im Projekt „Automatische Alignierung verschiedener deutscher Übersetzungen von ‚Verbrechen und Strafe‘ mit dem russischen Originalwerk von F.M. Dostjewskij“ wurden slawistische Literaturwissenschaft und Computerphilologie, philologische Sensibilität und literaturwissenschaftliche Kompetenz verbunden. Zudem wurde gezeigt, welche Parameter Übersetzungen von Literatur (hier: Übersetzungen von Dostojewski ins Deutsche) auszeichnet.

Benjamin Lipp (Sozialwissenschaftliche Fakultät): Das Projekt „Wenn Liebe zum Leiden wird. Pädophilie im Kontext sexualmedizinischer Primärprävention“ ist hochaktuell und gesellschaftspolitisch brisant, gleichzeitig wurde bei der Bearbeitung sehr darauf geachtet, eine wissenschaftliche Forschungsfrage zu konzipieren und zu beantworten.

Hannes Erdmann (Fakultät für Chemie und Pharmazie): Das Thema „Katalytische Aktivität der Substanzklasse der Pyrrolidine“ ist für die Organische Chemie von grundlegender Bedeutung. Dieses Themenfeld wurde hier eigenständig erschlossen und entwickelt, und die Ergebnisse wurden bereits prominent publiziert.

Elisabeth Schmidtmann (Fakultät für Biologie): Im Projekt „Untersuchung der Redoxregulation der mitochondriellen Citrat-Synthase aus Arabidopsis thaliana“ wurde gezeigt, wie, indem wichtige Bausteine und Parameter in hochkomplexen Prozessen identifiziert wurden, ein lebenswichtiges, beispielsweise für die Atmung entscheidendes Enzym reguliert wird.

Tanya Reymann (Tierärztliche Fakultät) erhielt den LMU Forschungspreis für exzellente Studierende für ihr Projekt „Spielend Lernen. Immunologie leicht gemacht“. Für das Fach Immunologie wurde ein Spiel entwickelt, das spielerisch über verschiedene Frageformen aus allen Themengebieten der Immunologie Wissen vermittelt. Es soll schließlich auf dem Studienportal allen Studierenden zur Verfügung gestellt werden. Das studentische Konzept wurde ausgewählt, da es über eine sehr originelle didaktische Ausrichtung verfügt.

Yvette Michelfelder (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften) wurde für ihr Projekt „Im ewigen Kreislauf. Differenz, Wiederholung, Simulacrum. Evolutionsbiologische und philosophische Aspekte in René Polleschs Ping Pong d‘Amour“ ausgezeichnet. Mit ihrem interdisziplinären Ansatz in dieser Bachelorarbeit wagt sich die Studentin über tradierte Konzepte und Analysemethoden in der Theaterwissenschaft hinaus. Ein originelles Thema wurde so mit innovativen Methoden behandelt, zudem können interdisziplinäre Anschlussprojekte avisiert werden.

Christina Reimer (Fakultät für Psychologie und Pädagogik) bekam den LMU Forschungspreis für exzellente Studierende für ihr Projekt „Investigating capacity limitations in visual attention and action selection in a multi-tasking situation using behavioral and psychophysiological methods“. Das Manuskript wurde bereits in einem Fachjournal eingereicht und in Poster-Präsentationen auf Konferenzen vorgestellt. Die Arbeit wurde in einem studentischen Praktikum erstellt, als konzeptionell überzeugend bewertet und erbrachte einen klaren Forschungsertrag.

Felix Bader (Sozialwissenschaftliche Fakultät) erhielt den LMU Forschungspreis für exzellente Studierende für sein Projekt „Die Auswirkungen von sozialer Ungleichheit auf die wirtschaftliche Entwicklung. Eine Paneldatenanalyse im internationalen Vergleich". Die Kombination von historischer und soziologischer Analyse zu einem gesellschaftspolitisch hochrelevanten Thema hat die Jury beeindruckt und stellt eine hohe Eigenleistung dar.

Fabian Gundlach (Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik) bekam den LMU Forschungspreis für exzellente Studierende für sein Projekt „Brauer-Manin obstructions for sums of two squares and a power". Die Forschungsarbeit soll in einer internationalen Fachzeitschrift publiziert werden. Besonders hervorgehoben wurde auch, dass das Projekt bereits sehr früh im Studium durchgeführt wurde.

Laura Sellmer (Fakultät für Chemie und Pharmazie) wurde für ihr Projekt „Salinomycin – A silver bullet against migrating colon cancer cells?“ mit dem LMU Forschungspreis für exzellente Studierende ausgezeichnet. Das Projekt stellt eine beeindruckende Forschungsleistung dar und soll auch publiziert werden. Die Experimente wurden eigenständig durchgeführt und mit großer Motivation umfassend analysiert.

Das iGEM-Team „LMU-Munich“ – Julia Bartels, Tamara Cikovic, Franziska Dürr, Jennifer Emenegger, Simon Kelterborn, Korinna Kraft und Jara Radeck (alle Fakultät für Biologie) –erhielt den LMU Forschungspreis für exzellente Studierende für das Projekt „Beadzillus“. Dieser Vorschlag stellt ein herausragendes Projekt dar, das bereits Preise erhalten hat. Das Team hat in seinem Projekt Überdauerungsstadien (sogenannte Endosporen) des Bodenbakteriums Bacillus subtilis zu funktionalen Nanopartikeln umgebaut, welche es ermöglichen, jedwedes Protein spezifisch, fest und funktional an der Oberfläche zu verankern und somit nutzbar zu machen. Herausragend ist insbesondere das erfolgreiche Abschneiden bei einem internationalen Studierenden-Wettbewerb. Positiv wurde außerdem bewertet, dass das Projekt in Teamwork und durch interdisziplinäres Arbeiten entstanden ist.

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