Istanbuls historisches Zentrum ist durch die 1600 Jahre alte Stadtmauer von allen Seiten definiert und bildete im Westen bis in die Fünfzigerjahre hinein auch die Stadtgrenze. Dem türkischen Nationalstaat und Istanbul als seiner umstrittenen Nicht-Hauptstadt ist es lange nicht gelungen, die Landmauer als Denkmal wertzuschätzen. Seit der Jahrhundertwende wurde regelmäßig darüber diskutiert, ob die Landmauer als schädlich oder überflüssig abgerissen gehört. Nur als Erinnerung an die Eroberung Istanbuls und damit als Denkmal ihrer Überwindung gelingt es, eine islamisierte Landmauer in die Erinnerungspolitik der Stadt zu integrieren.
Vortrag von Dr. Julia Strutz (Institut für den Nahen und Mittleren Osten, LMU München)
Die Vortragsreihe „Kulturen des Islam 2021: Kulturerbe“ wird vom Münchner Mittelost-Mittelmeer-Mittelasien-Zentrum (LMU München) in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Freunde Islamischer Kunst und Kultur e.V. und der Deutsch-Türkischen Gesellschaft Bayern e.V. abgehalten.