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Corona Lectures: Der wissenschaftliche Nachwuchs

16.02.2021

LMU-Mediziner berichten im Rahmen der „Corona Lectures“ über ihre klinischen Erkenntnisse im Umgang mit den Folgen der Corona-Pandemie.

Pflegekraft vor Zimmer in der Intesivstation

Unter Druck:

Mediziner während der Coronavirus-Pandemie. | © IMAGO / Leonhard Simon

Die Coronavirus-Pandemie hat Wissenschaftler und Mediziner schlagartig vor große Herausforderungen gestellt. Ohne auf Vorerfahrungen im Umgang mit der Virusinfektion zurückgreifen zu können, mussten sie die Erkrankten der ersten pandemischen Welle behandeln, andere Patienten weiterversorgen sowie Forschungsprojekte über Corona initiieren und durchführen. Insbesondere Nachwuchsforscher der LMU haben hierbei Enormes geleistet.

Drei von ihnen erzählen im Rahmen der „Corona Lectures“ der LMU von ihren klinischen Erfahrungen. Johannes C. Hellmuth, Assistenzarzt und Wissenschaftler der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am LMU Klinikum, berichtet über die ungewöhnlichen Krankheitsverläufe bei COVID-19 und die Möglichkeiten, gerade schwere Verläufe so früh wie möglich zu erkennen.

Elham Khatamzas, Infektiologin in der Klinik für Hämatologie und Onkologie am LMU Klinikum, beschäftigt sich in ihrem Vortrag mit Komplikationen bei immunsupprimierten Patienten wie etwa Krebspatienten.

Schließlich erläutert Kristina Adorjan, Ärztin in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am LMU Klinikum, wie unter psychischen Erkrankungen leidende Menschen mit der pandemiebedingten Isolierung und Einsamkeit umgehen. Außerdem richtet sie den Fokus auf Mitarbeiter im Gesundheitswesen, die Hilfe brauchen, um die aktuelle Stressbelastung besser zu bewältigen.

Prof. Dr. med. Oliver T. Keppler, Vorstand des Max von Pettenkofer-Instituts der LMU und Inhaber des Lehrstuhls für Virologie, wird diese Veranstaltung moderieren.

Vortrag:

23 Feb

Corona Lectures: Beiträge von Nachwuchswissenschaftlern der LMU

Weiterlesen

PD Dr. Kristina Adorjan, Dr. Dr. Elham Khatamzas und Dr. Johannes Hellmuth: Die Corona-Pandemie: Schlaglichter aus der Arbeit von Nachwuchs-Wissenschaftlern und Medizinern der LMU

Dienstag, 23. Februar 2021, 18.15-19.45 Uhr

Zur Anmeldung

Weitere Informationen über die „Corona Lectures“-Initiative

Kontakt: ringvorlesung-lmu@lmu.de

Mehr zum Thema:

Drei Fragen an die Nachwuchswissenschaftler:

Dr. Adorjan, wie gehen Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden, mit der zusätzlichen Stressbelastung während der Pandemie um?

Kristina Adorjan: Durch die Pandemie ist in hohem Maße auch die Gesundheit von Menschen mit psychischen Erkrankungen gefährdet, die als besonders vulnerable Bevölkerungsgruppe gelten. Gründe hierfür sind etwa soziale Ausgrenzung und Stigmatisierung im Zusammenhang mit chronischen Krankheiten wie Schizophrenie oder Depression und zusätzliche psychische sowie somatische Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Immunschwäche. Menschen mit psychischen Erkrankungen haben häufig chronische Krankheitsverläufe mit verkürzter Lebensdauer. Zusätzlich sind sie durch sozio-ökonomische Faktoren belastet: Wohnen, Zugang zu Bildung und Beschäftigung sowie soziale Verbindungen sind aufgrund mangelnder Kommunikations- und Beziehungsfähigkeiten deutlich erschwert. Menschen mit psychischen Erkrankungen leben häufig alleine, sind isoliert und nicht leicht in der Lage, zusätzliche Unterstützung einzufordern, sollten sie an COVID-19 erkranken. Aber auch eine zunehmende Stressbelastung (Ausgangsperren, Quarantäne, Einsamkeit, soziale Isolierung) sowie die Überforderung mit der Gesamtsituation während der Pandemie führen häufig zur Zunahme an psychischen bzw. psychosozialen Belastungen in dieser Bevölkerungsgruppe. Psychiatrische Einrichtungen sind deshalb neben somatischen Krankenhäusern nicht nur systemrelevant, sondern auch während einer Pandemie in der Krankenversorgung unverzichtbar.

Dr. Khatamzas, welche Herausforderungen stellt die COVID-19-Pandemie für die Versorgung von Krebspatienten und immunsupprimierten Betroffenen dar?

Elham Khatamzas: Die COVID-19-Pandemie hatte bislang überproportional schwere Auswirkungen für Patienten mit hämatoonkologischen Erkrankungen und immunsupprimierte Patienten. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Zum einen haben immunsupprimierte Patienten, vor allem die mit einer aktiven hämatologischen Erkrankung, ein signifikant höheres Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 sowie ein höheres Sterberisiko. Zudem besteht ein höheres Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2 aufgrund der durch die Grunderkrankung oder durch die Therapie bestehenden Immunsuppression sowie der gesteigerten Anzahl erforderlicher medizinischer Kontakte. Weiterhin stellt die Versorgung dieser Patienten bei limitierten Ressourcen wie Krankenhausbetten eine besondere Herausforderung dar. Die Angst der Patienten vor einer möglichen Infektion mit SARS-COV-2 kann zu einer Verzögerung in der Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen führen. Auch die Verfügbarkeit der COVID-19-Impfung birgt für diese Patientengruppen noch viele Unsicherheiten, da die Effektivität und der damit erworbene Schutz der Impfstoffe bei Immunsupprimierten noch nicht geklärt sind. Es erfordert ein hohes Maß an interdisziplinärer Professionalität und auch innovative Konzepte, um die adäquate Versorgung dieser Patientengruppen zu gewährleisten.

Dr. Hellmuth, wie erkennen wir besonders schwere Krankheitsverläufe von Covid-19 so früh wie möglich und warum ist das für die Behandlung so wichtig?

Johannes Hellmuth: Wir kennen mittlerweile die Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19 relativ gut. Der wichtigste Risikofaktor ist das Alter, aber auch Vorerkrankungen wie koronare Herzerkrankung, Diabetes, Krebserkrankungen oder chronische Lungenerkrankungen erhöhen das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Es gibt jedoch sehr viele Patienten, die trotz einem oder gar mehrerer dieser Risikofaktoren nur leicht erkranken. Das bedeutet, dass es im Einzelfall sehr schwer ist, den Krankheitsverlauf vorherzusehen. Hinzu kommt, dass Patienten mit Lungenentzündungen aufgrund von COVID-19 vergleichsweise wenige Symptome und nur geringfügige Atemnot verspüren – obwohl sie mitunter sehr schwer erkrankt sind. Bei der Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung helfen dem Kliniker bestimmte Blutwerte wie das C-reaktive Protein (CRP) oder Interleukin-6 (IL-6). Das ist besonders wichtig, um in Zeiten voller Notaufnahmen und voller Intensivstationen abzuschätzen, welcher Patient potentiell auf eine Intensivstation überführt und beatmet werden muss.

PD Dr. med. Kristina Adorjan ist Psychiaterin in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am LMU Klinikum. Sie beschäftigt sich mit der Rolle der Umweltfaktoren und den biologischen Grundlagen, die zur Entstehung von psychischen Erkrankungen führen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in Deutschland und in Afrika.

Dr. Dr. med. Elham Khatamzas ist Infektiologin in der Klinik für Hämatologie und Onkologie am LMU Klinikum. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich insbesondere mit infektiologischen Komplikationen bei immunsupprimierten Patienten.

Dr. med. Johannes C. Hellmuth ist Assistenzarzt und Wissenschaftler der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am LMU Klinikum. Neben seiner eigenen wissenschaftlichen Arbeit ist er Studienleiter des COVID-19 Registers des LMU Klinikums (CORKUM) und Referent der LMU task force des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM).

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1:36 | 03.03.2021

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