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LMU-Mediziner geben im Rahmen der „Corona Lectures“ Einblick in ihre klinische Arbeit

04.03.2021

Drei Nachwuchswissenschaftler sprechen über ihre Arbeit und die Belastungen durch COVID-19.

Pflegekraft vor Zimmer in der Intesivstation

© IMAGO / Leonhard Simon

  • Menschen mit Vorerkrankungen und immunsupprimierte Patienten müssen besonders geschützt werden
  • Während des ersten Lockdowns konnten 40 Prozent weniger Patienten in psychiatrischen Kliniken in Deutschland stationär behandelt werden

Im Rahmen der Online-Veranstaltungsreihe „Corona Lectures“ der LMU schilderten drei LMU-Mediziner ihre Erfahrungen im Umgang mit der Virusinfektion und informierten über die neuesten Erkenntnisse aus klinischen Studien. Johannes C. Hellmuth, Assistenzarzt und Wissenschaftler der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am LMU Klinikum, berichtete über das breite Spektrum an Krankheitsverläufe bei COVID-19. „Mindestens ein Drittel der Covid-19-Erkrankungen ist komplett asymptomatisch“, sagte Hellmuth. „Neben dem Alter kennen wir zahlreiche Vorerkrankungen, die das Risiko für einen schweren COVID-19 Verlauf erhöhen.“ Um COVID-19 immer besser zu verstehen, haben die Mediziner an der LMU das COVID-19 Register des LMU Klinikums (CORKUM) eingerichtet. Die Forscher sammeln medizinische und molekulare Daten von Erkrankten, um etwa schwere Verläufe so früh wie möglich zu erkennen. „Wir hoffen, neue Biomarker und therapeutische Ansätze zu finden.“

Elham Khatamzas, Infektiologin in der Klinik für Hämatologie und Onkologie am LMU Klinikum, erläuterte anhand von Fallbeispielen, wie dramatisch Verläufe bei immunsupprimierten Patienten wie Krebspatienten sein können. „Wir müssen diese Patientengruppe besonders schützen“, sagt Khatamzas. „Sie sind doppelt gefährdet.“ Die Betreuung dieser Patienten gibt den Medizinern wichtige wissenschaftliche Einblicke in die Interaktion des Immunsystems mit dem Virus, etwa in die Bildung von Mutanten. Khatamzas ging auch auf den im klinischen Alltag stetig wachsenden Erkenntnisgewinn ein, sozusagen „real time während der laufenden Pandemie“. Am Ende ihres Vortrags lenkte sie den Blick auch auf die noch weitgehend fehlenden Leitlinien zur Behandlung von Langzeitfolgen, den „langen Schatten von COVID-19“ und die steigende Anzahl dieser Patienten. Zu den häufigen Symptomen gehören Kopfschmerzen oder chronische Müdigkeit.

Im dritten Vortrag erläuterte Kristina Adorjan, Psychiaterin in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am LMU Klinikum, wie Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden, mit der pandemiebedingten Isolierung und Einsamkeit umgehen. „COVID-19 belastet den klinischen Alltag erheblich“, sagte Adorjan. „Allein während der ersten Welle konnten 40 Prozent weniger Patienten in psychiatrischen Kliniken in Deutschland stationär behandelt werden.“ Die Psychiaterin richtete den Fokus auch auf Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Sie stellte ein Vorhersagetool für überlastete Ärzte und Pflegekräfte vor. „Mehr als sechs Prozent der Mitarbeiter leiden unter hoher Stressbelastung, zeigen klare Symptome wie Niedergeschlagenheit oder Depressivität“, sagt Adorjan. „Mit unserem Tool können wir in Zukunft sie gezielt erkennen und ihnen passgenau Hilfe anbieten, von Achtsamkeitsübungen über eine App bis zu ambulanten Therapiegesprächen.“

Die Vorträge und die anschließende Diskussion, moderiert von Prof. Dr. med. Oliver T. Keppler, Vorstand des Max von Pettenkofer-Instituts der LMU und Inhaber des Lehrstuhls für Virologie, sind ab sofort auf dem Youtube-Kanal der LMU unter https://www.youtube.com/watch?v=dZq3bcV3S0o zu finden.

Eine Übersicht über alle Veranstaltungen der „Corona Lectures“ finden Sie hier.

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