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Neuberufenengespräch mit Katrin Lohrmann

20.08.2019

Katrin Lohrmann ist seit April Inhaberin des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik. Sie forscht darüber, welche Rolle Emotionen beim Lernen spielen und wie Lernprozesse von Kindern ermöglicht und unterstützt werden können.

„Ich möchte durch Forschung und Lehre einen Beitrag dazu leisten, dass alle Kinder einen guten Schulstart haben“, sagt Katrin Lohrmann. Die Pädagogin ist seit April Inhaberin des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik an der LMU. „Die Forschung zeigt, wie wichtig die ersten Schuljahre für weiteres Lernen sind. Jedes Kind sollte in der Schule positive Lernerfahrungen machen. Was in der Grundschule nicht gelingt, lässt sich, wenn überhaupt, nur schwer nachholen.“

Langeweile in der Grundschule?

Ein Forschungsschwerpunkt von Katrin Lohrmann sind Lernemotionen, insbesondere schulische Langeweile, womit sie sich seit ihrer Dissertation an der Universität Bayreuth beschäftigt. „Ich war überrascht: Schon Erstklässler berichten wenige Wochen nach Schulbeginn von Langeweile und ihren Strategien im Umgang damit. Der Unterricht erreicht die Schülerinnen und Schüler oft nicht.“ Sie fühlen sich unter- oder überfordert, berichten von methodischer Eintönigkeit, wünschen sich mehr selbstbestimmtes Lernen. Auch bei Wiederholungen schalten viele ab. „Doch etwas neu Gelerntes zu üben und zu verfestigen, ist entscheidend für den Lernprozess, daher sollten Kinder im Unterricht vielmehr angeregt werden, das Neue im schon Bekannten zu entdecken.“

Unterrichtsforschung in der Grundschule

Forschungen zu Unterrichtsqualität bilden einen weiteren Schwerpunkt von Katrin Lohrmann. Im Rahmen eines DFG-Projekts hat sie zum Beispiel untersucht, wie sich die Abstraktionsfähigkeit von Kindern im naturwissenschaftlichen Unterricht fördern und dadurch der Erwerb und die Anwendung von Wissen verbessern lassen. „In der Schule werden Abstrahierungsprozesse oft nur mit einem einzelnen Beispiel angeregt. Das reicht aber nicht, damit Kinder die abstrakte Struktur durchdringen und den Transfer auf andere Beispiele leisten können. Um ein grundlegendes Prinzip wie das Hebelgesetz zu verstehen braucht es mehrere Beispiele, damit sie daran das Gemeinsame entdecken.“

Guter Unterricht knüpft an das Vorwissen der Kinder an. Die diagnostische Kompetenz von Lehrkräften zählt deshalb zu den zentralen Voraussetzungen für gelingende Lernprozesse. „Kinder kommen mit ganz unterschiedlichem, durchaus auch falschem Vorwissen in den Unterricht. Lehrkräfte müssen die Vorstellungen kennen, nur dann können sie Schülerinnen und Schüler im Unterricht adäquat unterstützen.“ Im Rahmen eines interdisziplinären Forschungskollegs untersucht Katrin Lohrmann, wie angehende Grundschullehrkräfte diagnostische Fähigkeiten erwerben und weiterentwickeln können.

„An der LMU habe ich optimale Möglichkeiten, zu forschen und zu lehren“

Katrin Lohrmann hat ein Lehramtsstudium absolviert und als Grundschullehrerin gearbeitet, bevor sie in die Wissenschaft wechselte. Seitdem interessiert sie sich für Fragestellungen, die einen direkten Bezug zu unterrichtlichem Lernen haben und untersucht diese empirisch. Nachdem sie im Jahr 2007 an der Universität Bayreuth promoviert wurde, arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik an der Universität Augsburg. Von 2010 bis 2019 war sie Professorin für Empirische Unterrichtsforschung mit Schwerpunkt Grundschule an der Pädagogischen Hochschule Freiburg.

„Meine Forschung ist interdisziplinär ausgerichtet, das war für mich einer der Gründe, nach München zu kommen. Die LMU ist ein optimaler Standort, um solche Kooperationen aufzubauen und in Forschungsverbünden zusammenzuarbeiten.“ Die ersten Monate an der LMU seien voller positiver Herausforderungen gewesen. „Viele interessante Menschen kommen auf mich zu und suchen den Kontakt und die Kooperation – darüber freue ich mich sehr!“

In der Lehre ist der neu berufenen LMU-Professorin wichtig, dass die Studierenden die Relevanz von Forschungsbefunden für die Planung, Durchführung und Reflexion von Unterricht verstehen. „Deshalb darf man nicht im Abstrakten bleiben, sondern muss die Theorie mit konkreten Beispielen füllen.“ Ihre Hoffnung ist, dass die Studierenden eines Tages guten Unterricht gestalten. Das Potenzial dafür ist groß: 600 Erstsemester werden im Oktober ihr Studium für das Lehramt an Grundschulen an der LMU beginnen.

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