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Ökonomische Folgen und wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf

02.02.2021

Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, analysiert bei den „Corona Lectures“ die Wirtschaftslage und was zu tun ist, um die Krise zu überwinden.

Die Corona-Pandemie hat eine weltweite Rezession verursacht. Millionen von Arbeitsplätzen sind bedroht, die Staatsschulden steigen und viele Unternehmen stehen vor der Insolvenz. Regierungen und Notenbanken versuchen daher, die Wirtschaft mit Konjunkturprogrammen und Liquiditätshilfen zu stützen. Einschränkungen des öffentlichen Lebens zum Schutz vor Ansteckungen werden vielfach dafür kritisiert, den wirtschaftlichen Einbruch zu vertiefen. Außerdem wachsen die Sorgen, dass es zu Überschuldung oder Inflation kommen könnte.

Im Rahmen der „Corona Lectures“ der LMU analysiert Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, die aktuelle Wirtschaftslage unter dem Einfluss der Pandemie und gibt Empfehlungen, um die aktuelle Krise zu überwinden. Der LMU-Wirtschaftswissenschaftler skizziert zudem, welche langfristigen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft zu erwarten sind.

Drei Fragen an Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest

Wie beurteilen Sie die bislang getroffenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie?

Clemens Fuest: Es war richtig, dass die Politik die Wirtschaft beim Ausbruch der Krise stark gestützt hat, mit Kurzarbeitergeld, Kreditgarantien und Überbrückungshilfen. Über die Maßnahmen im Detail kann man streiten. Es war richtig, Mittel bereitzustellen, damit öffentliche Investitionen weiterlaufen. Die Mittel müssen allerdings auch eingesetzt werden. Die temporäre Mehrwertsteuersenkung war meines Erachtens überflüssig. Stattdessen hätte man den steuerlichen Verlustrücktrag für Unternehmen stärker ausbauen sollen.

Wie lange hält der Staat die Corona-Hilfen durch und wer wird am Ende die Rechnung bezahlen?

Clemens Fuest: Derzeit kann der deutsche Staat sich zu negativen Zinsen Geld leihen, er wird als sehr solider Schuldner angesehen. Deshalb können die Hilfen auch für mehrere Monate weiterfinanziert werden, wenn es nötig ist. Später müssen diese Schulden allerdings bedient werden. Es ist klar, dass infolge dieser Belastungen künftig weniger Spielräume für öffentliche Ausgaben bestehen und eventuell Steuern erhöht werden müssen. Wo man die Schwerpunkte setzt, ist eine politische Entscheidung.

Welche Maßnahmen halten Sie jetzt im zweiten Lockdown für notwendig, um die Wirtschaft in Gang zu halten? Welche Branchen brauchen hier die größte Unterstützung?

Clemens Fuest: Wirtschaftlich ist vor allem wichtig, dass die Industrieunternehmen mit hoher Wertschöpfung und niedrigem Ansteckungsrisiko weiter produzieren können. Eine Produktionsunterbrechung durch Störung von Wertschöpfungsketten wie im Frühjahr wäre sehr teuer. Außerdem: Größere Fabriken zu schließen und dann wieder zu öffnen, verursacht hohe Kosten. Gleichzeitig müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die Infektionszahlen zu senken. Dort, wo es machbar ist, sollten Menschen noch mehr als bisher von zu Hause aus arbeiten – nicht nur in den Unternehmen, auch im öffentlichen Dienst.

Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest ist Präsident des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der LMU München, Direktor des Center for Economic Studies (CES) und Ordinarius am Seminar für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der LMU München.

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