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Rätsel in der Umwelt

26.02.2015

In einem Review-Artikel geben LMU-Forscher einen Überblick über die bislang bekannten Einflussfaktoren bei der Entstehung von Allergien und Asthma im Kindesalter: Weltweit scheint das Aufwachsen in ländlicher Umgebung vor Allergien zu schützen.

Entscheidende Einflussfaktoren bei der Entstehung von Allergien und Asthma im Kindesalter wurden in den vergangenen Jahren bereits aufgedeckt. Doch die Wirkmechanismen sind noch weitgehend ungeklärt. Kinderärzte und Immunologen am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU haben nun zusammen mit Forschern aus China und Finnland acht Studien in einem Review-Artikel beschrieben, der die Ergebnisse aus verschiedenen Ländern mehrerer Kontinente vergleicht. Die Lebensbedingungen von Zehntausenden von Kindern, die auf dem Land und in der Stadt aufwachsen, wurden dafür erfasst und verglichen. Ihre Übersicht erscheint aktuell in der Fachzeitschrift Pediatric Allergy Immunology.

Umwelteinflüsse spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Asthma und Allergien. Zu den in der Arbeit erfassten Untersuchungen zählt auch die hauseigene Forschung unter der Leitung von Professor Erika von Mutius, Leiterin der Asthma- und Allergieambulanz am Dr. von Haunerschen Kinderspital. LMU-Forscher konnten in verschiedenen Studien den sogenannten Bauernhof-Effekt belegen: Kinder, die auf einem Hof mit Milchwirtschaft aufwachsen, erkranken weit seltener an Asthma und Allergien als ihre Altersgenossen aus der Stadt.

Was haben das ländliche China und ein bayerischer Bauernhof gemeinsam?

Wie die neue Arbeit beschreibt, die von der Arbeitsgruppe von Bianca Schaub, Privatdozentin und stellvertretende Leiterin der Asthma- und Allergieambulanz stammt, lässt sich diese positive Wirkung des Landlebens weltweit nachweisen. Europaweite Studien belegen den Bauernhofeffekt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aber auch in China beispielsweise schützt das Aufwachsen auf dem Land verglichen mit einer Kindheit in der Stadt vor Allergien.

In ländlichen Gegenden kommen Kinder offenbar mit einer Reihe von Mikroorganismen in Kontakt, die eine Rolle für ihr niedriges Allergierisiko spielen. „Die mikrobiologische Diversität scheint einen schützenden Effekt zu haben“, fasst Dr. Paul C. Schröder, Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe von Bianca Schaub und Erstautor der Arbeit, die Ergebnisse zusammen. In mehreren Studien wurden bereits durch Staubanalysen einzelne Bakterien und Pilze identifiziert, die vor der Entstehung von Asthma oder Heuschnupfen schützen. „Es fehlen aber vergleichende Studien, ob es ein ähnlicher mikrobiologischer Cocktail ist, der in verschiedenen Regionen für einen ‘allergie-protektiven‘ Schutz-Effekt verantwortlich ist“, sagt Schröder.

Denn schließlich wachsen Kinder im ländlichen China unter völlig anderen Bedingungen auf als Kinder auf landwirtschaftlichen Betrieben Europas. „Chinesische Bauernhöfe sind zum Beispiel nicht mit den Höfen hier in Bayern zu vergleichen, allein da dort keine Kühe gehalten werden“, sagt Schröder. Einer finnischen Studie zufolge könnten auch Mikroorganismen im Trinkwasser Kinder vor Allergien schützen.

Wie genau einzelne schützende Mikroorganismen auf das Immunsystem wirken, konnte bereits in mehreren immunologischen Untersuchungen nachgewiesen werden. Im Rahmen eines DFG-Projekts unter Leitung von Bianca Schaub arbeiten die LMU-Forscher mit Wissenschaftlern aus China und Finnland zusammen, um die schützenden Mechanismen des Aufwachsens auf dem Land in verschiedenen Regionen der Welt vergleichen zu können. „Das eröffnet uns die einzigartige Möglichkeit herauszufinden, ob die unterschiedlichen Umwelteinflüsse auf denselben oder unterschiedlichen immunologischen Wegen ihre schützende Wirkung entfalten“, sagt Bianca Schaub.(Pediatric Allergy Immunol. 2015)         nh

Mehr zum Thema : Schmutz und Schutz (3.5.2013) Rohmilch macht den Unterschied (20.10.2014)

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