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„Trau dich, du selbst zu sein!“

18.11.2019

Der Doktorandin Désirée-Jessica Pély liegt die Förderung von Frauen am Herzen. Das Vorbild der jungen Forscherin ist ihre Mutter Marta Pely. Von ihr schickte sie ein Foto von 1983 beim diesjährigen Fotowettbewerb ein – mit dem Hashtag #FemaleConfidence.

Alte Fotografie einer Studentin vor dem Brunnen der LMU am Geschwister-Scholl-Platz.

Marta Pely, 1983 | © Ladislav Pely

„München 1983: Meine Mutter als mein größtes Vorbild an einem der schönsten Orte der LMU. Dieses Bild wurde geschossen, als sie während des Kalten Krieges aus der ehemaligen Tschechoslowakei nach Deutschland geflohen ist. Das Bild verkörpert zum einen Stärke, Exzellenz und Unabhängigkeit, zum anderen aber auch Unsicherheit und Angst vor Veränderungen! Unsicherheiten wird es im Leben aber immer geben. Als Frauenbeauftragte der Fakultät für Betriebswirtschaft möchte ich alle Frauen dazu ermutigen, nie aufzugeben und immer an sich selbst zu glauben − und das vor allem in unsicheren Zeiten.“ (Aus der Einsendung zum LMU-Fotowettbewerb 2019.)

„Ich bin immer schon der LMU verbunden gewesen“, erzählt Désirée-Jessica Pély im Café an der Uni. Sie absolvierte hier ihren Bachelor sowie ihren Master und nun promoviert sie am Institut für Kapitalmärkte und Finanzwirtschaft. Sie unterrichtet dort nicht nur Finanzwesen, sondern ist auch für die Betreuung von Abschlussarbeiten, das Deutschlandstipendium und die Anerkennung von Studienleistungen aus dem Ausland sowie für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Anders als ihre Mutter, die Anfang der 1980er-Jahre nach München floh und sich mit viel Beharrlichkeit eine Existenz in der bayerischen Hauptstadt aufbauen musste, ist die Doktorandin – wie sie selbst sagt – ein „Münchner Kindl“.

Foto einer Studentin vor dem Brunnen der LMU am Geschwister-Scholl-Platz.

Désirée-Jessica Pély, 2019 | © LMU

„So läuft es manchmal im Leben“

„Was mir aber schon wichtig ist: Ich muss ausbüchsen“, schmunzelt die Weltenbummlerin. „Ich komme immer wieder zurück, aber hin und wieder muss ich raus.“ Nach ihrem Abitur arbeitete sie in Buenos Aires in einem Freiwilligen-Kindergarten, in Zaragoza absolvierte sie ein Erasmus-Semester, im Master ein Auslandssemester an der Florida State University und während ihrer Promotion forschte sie vier Monate an der University of Miami. Der Aufenthalt in Florida öffnete ihr die Tür in die internationale Forschungswelt. Sie vernetzte sich und traf angesehene Forscher, mit denen sie in mittlerweile drei Projekten zusammenarbeitet. Durch dieses Netzwerk erhielt sie zahlreiche Einladungen, um ihre Forschung auf internationalen Konferenzen und an renommierten Universitäten vorzustellen.

Ein Highlight ihrer bisherigen Karriere – erzählt sie begeistert – war die Mitarbeit an einem Paper des Verhaltensökonomen Richard H. Thaler, der 2017 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt. „Das war meine Eintrittskarte zur Nobelpreisverleihung in Schweden. Ich durfte fast eine Woche die ,Nobel Week‘ begleiten, was für mich eine grandiose Erfahrung war.“ In Stockholm durfte sie bei der Preisverleihung und sogar beim Festbankett mit der schwedischen Königsfamilie dabei sein. „Ich glaube, die wenigsten waren auf so einer königlichen Veranstaltung. Das war natürlich schon noch einmal ein Motivationsschub, sehr gut in der Forschung zu sein.“

Aber das ist für die junge Doktorandin kein Grund abzuheben. Sie bleibt lieber bescheiden und dankbar: „Ich hatte immer das Gefühl, sehr gut weggekommen zu sein, und wurde immer unterstützt – von Familie und Freunden, aber auch finanziell mit Stipendien… So läuft es manchmal im Leben. Ich hatte großes Glück. Das hätte ich mir nie vorstellen können, als ich 2009 als BWL-Studentin anfing.“ Ihr nächstes großes Ziel ist die Fertigstellung ihrer Dissertation. Einer der letzten Meilensteine dafür war ein dreimonatiger Forschungsaufenthalt an der Yale School of Management bei dem Verhaltensökonomen Nicholas Barberis. Dieser Aufenthalt war wichtig, um ihre Forschung vorzustellen, einen Artikel für die anstehende Publikation bei Oxford University Press zu finalisieren und sich „mit den ansässigen Professoren und Doktoranden auszutauschen und zukünftige Projekte zu durchdenken."

Portrait einer lachenden Studentin der LMU.

Jessica Pély möchte Studentinnen Authentizität und Selbstbewusstsein vermitteln. | © LMU

„Ich hatte immer schon ein gutes Ohr zum Zuhören“

Ihre Fähigkeit, sich mit Menschen auf einer persönlichen Ebene zu verbinden, setzt sie nicht nur in Forschung und Lehre ein, sondern zuletzt auch in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Frauenbeauftragte der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. „Ich hatte immer schon ein gutes Ohr zum Zuhören, aber auch den Drang zum Handeln. Als Studentin war ich Fachschaftssprecherin und zu Beginn meiner Promotionszeit hat mir das sehr gefehlt. Als die Position der Fakultätsfrauenbeauftragten ausgeschrieben wurde, wusste ich: Das ist genau das Richtige!‘“

An der Fakultät war sie Anlaufstelle für Studentinnen, Promovendinnen, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen sowie Professorinnen. Zuhören und mit Ratschlägen zur Seite stehen war dort ihre Aufgabe, wenn es um Themen rund um Chancengleichheit, Studium mit Kind oder auch Belästigung ging. „Reden, reden, reden und seine Sorgen loswerden“ ist ihre Devise. Die Frauen, die zu ihr kamen, beschäftigten sich mit vielfältigen Fragen rund um die Karriere bis hin zur persönlichen Weiterentwicklung. Oftmals drehten sich die Probleme auch um Unsicherheiten mit dem Umfeld und die Frage nach Anpassung. „Davor beschäftigte ich mich nur mit Unsicherheiten in der Finanzwelt“, lacht sie, „um aber auch kompetente und fundierte Ratschläge in der Rolle als Frauenbeauftragte geben zu können, besuchte ich selbst erst einmal diverse Soft-Skill-, Coaching- und Leadership-Seminare.“

In ihrer Funktion als Fakultätsfrauenbeauftragte förderte sie in den letzten zwei Jahren zudem den Austausch zwischen Fakultät und Studierendenschaft und arbeitete eng mit dem studentischen Women in Business Programm sowie mit der Universitätsfrauenbeauftragten zusammen. Beides führt sie weiter – auch wenn ihre Amtszeit nun offiziell zu Ende ist. Was sie Studentinnen mitgeben möchte, ist Authentizität und Selbstbewusstsein: „Trau dich, du selbst zu sein! Du hast nichts zu verlieren.“ Das sagt sie sich auch immer wieder selbst. Ihre Mutter ist für sie dabei ein Vorbild, „nicht aufzugeben, gemeinsam stark zu bleiben und die Ziele, die man sich im Leben setzt, zu verfolgen.“

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