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Urlaub im Hitze-Sommer

21.07.2015

Was bedeuten höhere Temperaturen für deutsche Tourismus-Regionen? Am Beispiel des Tegernseer Tals und der Stadt Nürnberg analysieren LMU-Geographen die Auswirkungen des Klimawandels und entwerfen Strategien für heiße Tage.

Hitze-Sommer, milde Winter: Für Tourismus-Regionen schafft der Klimawandel neue Herausforderungen. Forscher um Jürgen Schmude, Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung an der LMU, haben nun in Kooperation mit Kollegen des bifa Umweltinstituts und Akteuren vor Ort beispielhaft untersucht, welche Chancen und Risiken der Klimawandel birgt. „Nürnberg und das Tegernseer Tal stehen dabei prototypisch für die unterschiedlichen Erfordernisse in Stadt und Land“, sagt Jürgen Schmude. Im Rahmen des Projekts „Mobilität und Tourismus – Kooperationen zwischen Verkehrs- und Freizeitanbietern zur Anpassung an den Klimawandel“ haben die Forscher konkrete Strategien für die beiden Regionen entwickelt.

Zwei bis drei Grad mehr

Als ersten Schritt simulierten die Wissenschaftler die lokalen Auswirkungen des Klimawandels in Nürnberg und im Tegernseer Tal mithilfe des Modells DANUBIA. Nach dieser Simulation werden infolge des Klimawandels bis zum Jahr 2060 die durchschnittlichen Temperaturen im Sommer im Tegernseer Tal um zwei Grad steigen, in Nürnberg sogar um drei Grad. Die Hitzetage werden an beiden Orten deutlich zunehmen. Auch die Winter werden wärmer. Das bedeutet besonders für das Tegernseer Tal einen deutlichen Rückgang der durchschnittlichen Schneedeckendauer und der Frosttage.

Für die Stadt Nürnberg haben die Tourismusforscher vor allem neue Angebote für die heißeren Sommertage entwickelt. „Wir setzen besonders auf den Aspekt der Entschleunigung“, sagt Dr. Christina Hans, wissenschaftliche Mitarbeitern am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Tourismus der LMU. „Dazu gehören unter anderem Angebote zur entspannten Fortbewegung etwa mit Velotaxi oder eBike. Außerdem haben wir ein Konzept entwickelt, wie ein ganzer Straßenzug durch entsprechende Gestaltung und Bepflanzung an das Klima angepasst werden kann.“ Zur Nürnberger Burg, dem Wahrzeichen der Stadt, soll so ein grüner und kühler Zugang entstehen.

Mehr Touristen, weniger Autos

Auch im Tegernseer Tal spielt die Mobilität eine wichtige Rolle, allerdings geht es hier vor allem darum, den Individualverkehr zu reduzieren. „Am Tegernsee werden infolge des Klimawandels die Besucherzahlen zunehmen, da an wärmeren Tagen mehr Touristen zum Wandern oder Wassersport kommen. Das verspricht zwar höhere Einnahmen, birgt aber auch das Risiko, dass das Verkehrsaufkommen in dem jetzt schon sehr frequentierten Tal noch zunimmt“, erklärt Hans. Die Tourismusforscher haben zusammen mit lokalen Akteuren aus den Bereichen Tourismus, Mobilität und Nachhaltigkeit ein Zubringersystem konzipiert (Fahr M.i.T – Mobil im Tal), das Fahrrad, elektrische Fahrzeuge, Car-Sharing-Anbieter und das Schiff genauso einbindet wie Bus, Bahn und Taxi. Mit diesem System soll vor allem die sogenannte erste bzw. letzte Meile für Gäste und Bewohner geschlossen werden.

Zudem haben die Tourismusexperten gemeinsam mit ihren Partnern vor Ort eine digitale Informationsplattform für das Tegernseer Tal entwickelt, die aktuelle Informationen und Angebote für jedes Wetter und alle Zielgruppen übersichtlich darstellen soll. „Die Plattform soll auch Tipps zu einer möglichst klimaneutralen An- und Abreise geben“, sagt Hans. Die neue Informationsplattform wird voraussichtlich bereits ab 2016 zur Verfügung stehen. „Die Umsetzung der anderen Projekte, in die sowohl die öffentliche Hand als auch private Dienstleister eingebunden werden sollen, hat eine eher langfristige Perspektive. Wir rechnen mit einem Zeitrahmen bis 2020“, sagt Hans.

Das Projekt zeige, dass Anpassung an den Klimawandel kein Thema für Einzelkämpfer ist, sondern dass möglichst viele Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eingebunden werden müssen, sagt Schmude. „Die von uns beispielhaft erarbeiteten Maßnahmen greifen nicht nur in Nürnberg und im Tegernseer Tal. Sie können auch von anderen Kommunen aufgegriffen werden.“ Broschüre zum Projekt (pdf)

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