News

Zentrum der Zellforschung

26.10.2015

Mit dem neuen BMC geht an der LMU einer der deutschlandweit größten Forschungsbauten der letzten Jahre in Betrieb. Er steht beispielhaft für den Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung.

Der HighTechCampus der LMU in Großhadern/Martinsried ist um einen wichtigen Meilenstein erweitert: Das neue Biomedizinische Centrum (BMC) ist am heutigen Montag offiziell eingeweiht worden. Das BMC ist einer der deutschlandweit größten Forschungsbauten der letzten Jahre – mit Labors für derzeit etwa 60 Forschergruppen und insgesamt rund 450 Mitarbeiter. Bund und Land finanzieren den Bau als Einrichtung von weit überregionaler Bedeutung. In der Strategie der LMU, Wissenschaft und Klinik eng zu verzahnen, nimmt das BMC einen zentralen Platz ein, es wird beispielhaft für den Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung stehen. Der Standort Martinsried-Großhadern gilt als eine der weltweit ersten Adressen für Lifesciences – eine nahezu einmalige Ballung renommierter Wissenschaftseinrichtungen. Dieses Umfeld bietet eine herausragende Forschungsinfrastruktur und damit beste Voraussetzungen für hochkarätige interdisziplinäre Forschung.

Die Programme der Zelle und ihre Plastizität Jede biologische Zelle lebt nach detaillierten Programmen, sie weiß gleichsam, wohin im Gewebe oder im Organ sie gehört und was ihre Aufgaben sind. Solche Zellprogramme sind genetisch vorgegeben, meist aber durchaus form- und steuerbar: Auf Umweltreize, Änderungen der Stoffwechselbedingungen, auf Infektionen mit Pathogenen, auf Verwundungen oder Stress reagieren die Zellen in einem komplexen Zusammenspiel. Dabei spielt die Kommunikation zwischen den Zellen und mit der Außenwelt eine entscheidende Rolle. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka bei der Einweihung des BMC. (Foto: LMU)

Das BMC versteht sich als Zentrum für angewandte Zellforschung. Die BMC-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen die „Plastizität zellulärer Programme“. Die Kenntnis dieser Programme, ihrer Entwicklung, ihrer Anpassungsfähigkeit und Ausdifferenzierung, ihres Potenzials und ihrer Grenzen also, könnte Ansätze für neue therapeutische Strategien liefern. Viele schwerwiegende Erkrankungen lassen sich auch als Störung solcher Zellprogramme und ihrer Kommunikationsstrategien begreifen: das ungehinderte Wachstum von Zellen bei Krebs etwa oder das Absterben von Zellen bei neurodegenerativen Erkrankungen. Aber auch bestimmte Stoffwechselleiden, Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose sowie Allergien gehören dazu.

Im neuen BMC kommen große Lehrstühle und Institute vorklinischer, klinisch-theoretischer und klinischer Fächer zusammen: Lehrstühle der Biochemie, Molekularbiologie, Physiologie und Zellbiologie sowie das Institut für Immunologie, das Walter-Brendel-Zentrum für Experimentelle Medizin und das Institut für Klinische Neuroimmunologie. BMC-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen Fragen der Epigenetik, den Schutz der Erbinformation vor Schädigung, die Dynamik zellulärer Strukturen sowie Zelldifferenzierung während der Entwicklung von Organismen, und dynamische Vorgänge bei der Verschaltung von Nervenzellen. Solche eher grundlagenorientierten Fragestellungen ergänzt eine Reihe von angewandten Themen: Neurodegeneration, Neurogenese und Neuronale Regeneration, BMC-Forscher analysieren zudem das Zusammenspiel von Zellen in der Immunabwehr und verschiedene Aspekte kardiovaskulärer Physiologie wie die Neubildung von Blutgefäßen.

Als Serviceeinrichtung für das ganze Haus fungieren fünf sogenannte Core Facilities. Sie bieten Hochtechnologiemethoden für Bioimaging, Bioinformatik, Proteinanalytik, Biophysik und Durchflusszytometrie an. Die dort installierten Großgeräte nutzen die BMC-Wissenschaftler gemeinschaftlich. Zum BMC gehört außerdem eine hochmoderne Tierhaltung vor allem von Mäusen.

Der größte Hörsaal der LMU Das BMC schafft zudem die besten räumlichen Voraussetzungen, um moderne Lehrkonzepte für den vorklinischen Abschnitt des Medizinstudiums umzusetzen. Das Haus bietet nicht nur 27 Seminarräume unterschiedlicher Größe, zahlreiche aufwendig ausgestattete Praktikumsräume und eine Bibliothek, sondern auch den mit 950 Plätzen größten Hörsaal der LMU. Ein zweiter Hörsaal fasst 300 Zuhörer. In der Regel rund 1200, in Spitzenzeiten bis zu 2000 Studierende werden hier in den biomedizinischen Grundlagen ausgebildet.

Auf mehr als 18.000 Quadratmetern Nutzfläche bietet das BMC exzellente Bedingungen für biomedizinische Grundlagenforschung und Lehre. Auf dem HighTechCampus der LMU ist das BMC zentral eingebunden in die erstrangige Forschungsinfrastruktur am Standort Großhadern/Martinsried. Der Neubau befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Klinikum Großhadern, zu den Fakultäten für Chemie und Pharmazie mit dem Genzentrum, der Fakultät für Biologie und dem Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung sowie unter anderem den Max-Planck-Instituten für Biochemie und Neurobiologie.

Die Baukosten für das gesamte BMC betragen rund 125 Millionen Euro, in die Erstausstattung der Gebäude sowie in Großgeräte fließen zusätzlich 23,5 Millionen Euro. Finanziert ist das Zentrum für angewandte Zellforschung als gemeinsamer Forschungsbau – von überregionaler Bedeutung – nach Artikel 91bGG hälftig mit Mitteln des Bundes und des Landes Bayern. Grundlage hierfür war eine Empfehlung des Wissenschaftsrates. Das Zentral- und Lehrgebäude des BMC ist zusätzlich mit Geldern des Freistaates finanziert worden.

Wonach suchen Sie?