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App in eine neue Existenz

23.01.2015

Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Start-ups von Hochschulabsolventen wie in München. Das Entrepreneurship Center und der Spin-off-Service der LMU unterstützen sie dabei von der ersten Idee bis zur Gründung.

Jedes Jahr werden über eine Milliarde Handys verkauft – doppelt so viele wie Zahnbürsten. „Jugendliche investieren sogar mehr Zeit in Apps als in ihre Beziehungen“, ist Andy Goldstein, Geschäftsführer des Entrepreneurship Centers der LMU, überzeugt. Er könnte recht haben, denn laut des Branchenverbands Bitkom betrugt der deutsche Umsatz von App-Unternehmen im letzten Jahr 717 Millionen Euro – ein Wachstum von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Da aber 63 Prozent der Studierenden erst während ihres Studiums den Wunsch entwickeln, später einmal ein Unternehmen zu gründen, lud Goldstein zur Motivation Ende 2014 zum größten studentischen Hacking Marathon Europas „app@night“ ein.

Über 500 Studierende von verschiedenen Universitäten sind gekommen – rund 40 Prozent davon waren Frauen. Während des Wochenendes war das Hauptgebäude kaum wiederzuerkennen: Die Tische waren übersät mit Laptops, überall an den Fenstern klebten gelbe Notizzettel und die Whiteboards waren bis auf den letzten Quadratzentimeter vollgeschrieben. Zum Schluss setzten sich fünf Teams mit ihren Apps durch. Darunter beispielsweise „Froaky“, mit dem Karaoke-Clips an Freunde verschickt werden können. Wer nicht gewonnen hat, kann seine App trotzdem weiterentwickeln. Goldstein und seine Kollegen helfen dabei nicht nur beim Zugang zu Kapital. In den letzten sechs Jahren wurden durch Management-Ausbildungen, Hilfe bei der Unternehmensführung und durch die Einbindung hochkarätiger Gastreferenten aus 36 Prozent aller Ideen echte Unternehmen. Das Engagement der LMU zahlt sich aus: 2014 wurde das Spin-off NanoTemper Technologies mit dem Deutschen Gründerpreis in der Kategorie „Aufsteiger“ ausgezeichnet.

In München überleben mehr Start-ups als in Berlin München ist wegen seiner ausgeprägten Hochschullandschaft ein idealer Standort zur Unternehmensgründung. Zwar feiert sich Berlin immer gerne als Start-up-Hochburg. Doch eine aktuelle Studie des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft zeigt: Der Anteil von Gründern mit Hochschulabschluss ist in der bayerischen Landeshauptstadt am höchsten. In Berlin haben nur 15 Prozent einen Master oder Doktortitel. Außerdem überleben in München mit 62 Prozent deutlich mehr Start-ups die ersten fünf Jahre als in Berlin, Hamburg oder anderen deutschen Städten.

Seit 1997 gab es über 150 Unternehmensgründungen aus Forschungsinstituten der LMU – die erste war 1977 die Gesellschaft für Werkstoffprüfung aus dem Department für Chemie. Danach sind weitere Firmen wie beispielsweise AktienPrognose.com, NoteEins-Nachhilfe, der Blog-Anbieter BlogBox, die App Friending, der ECommerce-Shop Fashion Locals, die Testsoftware Testbirds für mobile Apps, der Übersetzungsservice für Hörgeschädigte Verbavoice, die Firma The Dox mit dem Angebot einer Medizinischen Beratung für Film- und Fernsehproduktionen sowie ein Online-Shop für Dessous hinzugekommen.

Ein anderer Gründer ist Dr. Veit Blumschein. Die Idee zu dem Unternehmen fromAtoB kam ihm, weil er als Student oft die öffentlichen Verkehrsmittel nutzte, aber nur schwer die Preise der unterschiedlichen Anbieter vergleichen konnte. „Wir wollten daher ein Portal schaffen, das ganz automatisch die besten Angebote findet und sie ganz nach unseren Wünschen neu kombiniert“, erklärt er. Daraufhin zog Blumschein 2011 wegen der „rundum optimalen Bedingungen“ für Start-ups mit seiner Firma von Aachen nach München. Anschließend half ihm das LMU Entrepreneurship Center: „Sei es mit Infrastruktur, Know-how, vor allem aber auch mit einem großen Netzwerk.“ Mittlerweile ist das Portal durch viele Fans und wegen guter Suchmaschinenoptimierung Europas führende Reisesuchmaschine mit Fahrplänen und Angeboten von 750 Verkehrsmittelbetreibern. Blumschein rät, Geduld zu haben und sich nicht von heute auf morgen am Markt etablieren zu wollen. „Ein bisschen Sturheit schadet dabei übrigens nicht: Es geht schließlich vor allem darum, den eigenen Zielen immer treu zu bleiben.“

Weitere Portraits von erfolgreichen Gründern, ihre Tipps für Studierende und wie Start-ups an Fördergelder kommen, erfahren Sie in der Titelgeschichte der neuen MUM, die jetzt in den Standorten der LMU ausliegt.

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