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Bilder eines „vergessenen“ Krieges

14.08.2018

„I want you for U.S. Army!“ Jeder kennt Uncle Sam, den bärtigen Zylinderträger. „Die wenigsten wissen aber, dass das Poster ein Produkt des Ersten Weltkriegs ist“, erzählt Dr. Charlotte Lerg vom Amerika-Institut. Das und noch mehr lernen Besucher bei ...

Rund drei Dutzend Nationen, hunderte Schlachtfelder, unzählige Tote. Trotzdem ist der Erste Weltkrieg in den USA ein „vergessener Krieg“. Diese Erfahrung haben Charlotte Lerg und Maximilian Buschmann vom Historischen Seminar während eines Forschungsaufenthaltes in den Staaten gemacht. „Wir haben dann versucht, Schulkindern das Thema anhand von Cartoons näher zu bringen. Das war dort auch die Inspiration für unseren Kurs“, erzählt Lerg. Dementsprechend sieht man bei „Bilderfronten“ nicht nur Bilder von der Front. „Wir wollen in der Ausstellung die Transmedialität des Krieges wiederspiegeln und zeigen, wie die USA durch den Krieg an Europa herangerückt sind. Es gibt einfach so viel zu sehen. Krieg herrscht nicht nur auf den Schlachtfeldern und Waffen sind nicht die einzigen Kriegsinstrumente.“ Deswegen zeigt die Ausstellung durch Karikaturen, Fotografien und auch Musikstücke, wie Propaganda und Kriegsmüdigkeit Ausdruck fanden und wie Minderheiten den „Großen Krieg“ erlebten. Die wahrscheinlich bekannteste Illustration von Uncle Sam. Sie wurde 1917 von James Montgomery Flagg geschaffen. „Die ECTS standen irgendwann nicht mehr im Mittelpunkt“

In der Ausstellung steckt viel Zeit und die Arbeit von einigen LMU’lern. Genauer gesagt: 14 Studierende aus der Geschichte und der Amerikanistik. Das Teilnehmerfeld des Seminars „Populäre Bildmedien im Ersten Weltkrieg“ war bunt gemischt. Dementsprechend abwechslungsreich musste es auch gestaltet werden: „Unser Einstieg war relativ theoretisch. Wir haben versucht einen visuellen Überblick über den Ersten Weltkrieg zu vermitteln und die Rolle der USA zu betrachten. Nach der Hälfte des Semesters gab es dann einen Cut und wir haben uns dem praktischen Teil gewidmet“, erklärt Buschmann. Gelehrt und gelernt wurde dabei an mehreren Fronten. „Wir wollten bei den Historikern das Interesse am Bild und der Kultur und bei den Amerikanisten die Lust an der Geschichte wecken. Die Studierenden mussten sich aber auch mit Dingen wie Copyright oder journalistischem Arbeiten befassen“, so Buschmann. Das 369. Infanterie-Regiment der US Army, auch genannt Harlem Hellfighters, bestand ausschließlich aus afroamerikanischen Soldaten. Sie kämpften 1918 unter französischer Flagge, weil sich viele weiße amerikanische Soldaten weigerten, an ihrer Seite zu kämpfen.

Der praktische Teil, das hieß für die Studierenden Themen finden, Kategorien bilden und Texte verfassen. Alle Bilder, die jetzt in der Ausstellung zu sehen sind, wurden von den Studierenden selbst ausgewählt, alle Erklärungen selbst verfasst. Abgeschreckt hat die Studenten die viele Arbeit nicht. Ganz im Gegenteil. Das Projekt „Bilderfronten“ wurde zur Herzensangelegenheit. Auch die Dozenten hatten alle Hände voll zu tun, denn wie man eine Ausstellung konzipiert und aufbaut, damit hatten weder Lerg noch Buschmann besonders viel Erfahrung. „Das hat aber auch einen Teil der Spannung ausgemacht. Auch wir haben einiges gelernt. Außerdem hat die Unterstützung durch Lehre@LMU bei der Umsetzung geholfen“, erinnert sich Lerg. Und so können sich auch in Zukunft nicht nur die Studenten, sondern auch die Dozenten vorstellen, wieder bei einem solchen Seminar mitzuwirken. Denn alle Beteiligten sind sich einig: „Auf unsere Ausstellung können wir stolz sein“.

Lehre@LMU ist das Programm der LMU im Rahmen des "Qualitätspakts Lehre" von Bund und Ländern. Das Konzept bündelt Maßnahmen von der Förderung studentischer Forschungsprojekte und der Auszeichnung innovativer Lehrkonzepte über den Ausbau von Mentoringprogrammen bis hin zur Unterstützung Studierender in besonderen Lebenslagen.

Die Ausstellung „Bilderfronten – Die USA im Ersten Weltkrieg“ ist ab sofort noch bis zum 14. Oktober im Amerikahaus zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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