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Black Protest

14.07.2017

Die Protestbewegung Black Lives Matter will Polizeigewalt und Rassismus in den USA ins öffentliche Bewusstsein bringen. Wie Aktivisten seit der Bürgerrechtsbewegung in den 50er Jahren für Gleichberechtigung kämpfen, zeigen nun Amerikanistik-Studenten ...

Wie aufgeladen die Stimmung in den USA bei diesem Thema ist, musste die Studentin Constanze Sabathil bei ihren Recherchen für die Ausstellung selbst erfahren: Als sie dort mit einem Black Lives Matter-T-Shirt durch die Straße lief, provozierte das eine ganze Reihe von Kommentaren. „Von Statements wie ‚all lives matter‘ bis ‚Verräter‘ – weil ich als Weiße das T-Shirt getragen habe – war alles dabei“, erzählt die Studentin. „Und eine schwarze Freundin in den USA trägt das T-Shirt überhaupt nicht mehr in der Öffentlichkeit – seit sie deswegen sogar auf der Straße angeschrien wurde.“

Für ihre Masterarbeit reiste Constanze mit einem Stipendium von Lehre@LMU nach New York, um dort Hawk Newsome, den Präsidenten der New Yorker Black Lives Matter Bewegung, zu interviewen. Und fast wäre auch das Interview nicht zustande gekommen. Genau an dem Tag, an dem sie sich verabredet hatten, musste Newsome vor Gericht erscheinen – auch hier war der Grund seine Teilnahme an einer Demonstration von Black Lives Matter. Das Interview mit Newsome kam dann jedoch trotzdem zustande und gibt einen Einblick in den Alltag der afroamerikanischen Community in den USA und ihren Protest. Der Film "'We are not Thugs': Black Lives Matter Activism in New York" über ihr Gespräch ist nun in der Ausstellung „Black Protest“ zu sehen.

"'We are not Thugs': Black Lives Matter Activism in New York". Ein Film von Constanze Sabathil.

Für die pop-up exhibition, die nur für eine kurze Zeit im Amerika-Haus gezeigt wird, arbeiteten Studierende des Amerika-Instituts der LMU ein Semester lang an Projekten zum afroamerikanischen Widerstand. Die Projekte sollen den langen Weg US-amerikanischer Protestbewegungen aufzeigen. Sklavenaufstände oder die Bürgerrechtsbewegung der 1950 und 1960er Jahre werden oft als isolierte Ereignisse dargestellt, ermöglicht durch charismatische Anführer wie Martin Luther King und Malcolm X. Die Ausstellung zeigt, dass der Kampf für Gleichberechtigung bis heute andauert und analysiert die Rolle von Frauen und anderen oft kaum beachteten Aktivisten. Die Studierenden untersuchten dabei auch die Bedeutung von Musik, Bildern mit ikonischer Bedeutung und Fotografien für afroamerikanische Protestbewegungen und nehmen dabei verschiedene künstlerische Ausdrucksformen von Widerstand, die Nutzung von neuen Medien sowie die mediale Repräsentation von Protest in den Blick.

Angst vor dem Ku-Klux-Klan Der Student Niall Conn näherte sich bei seiner Auseinandersetzung mit der Bürgerrechtsbewegung der 1950er über einen sehr persönlichen Zugang: Er führte mehrere Gespräche mit dem LMU-Dozenten Ernest Butler, dessen Vater in der Bürgerrechtsbewegung sehr aktiv war. „Ich war einfach fasziniert davon, was Ernest für tolle Geschichten erzählen konnte“, sagt Niall. „In seinen Gesprächen berichtet er zum Beispiel, dass sein Vater nach Hause kam und auf dem Rasen ein Kreuz fand – damals das Zeichen des Ku-Klux-Klans. Doch seine Angst, dass seine Familie gelyncht werden sollte, war unbegründet: Das Kreuz stand dort aus religiösen Gründen.“ Trotzdem zeige die Geschichte, dass die Angst damals – wie heute – ganz real war. Die Aufzeichnungen Nialls werden auch als Radiosendung auf dem studentischen Sender m94.5 ausgestrahlt: „Butler on Butler: A Son's Recollections”.

Ausschnitt aus „Butler on Butler: A Son's Recollections” von Niall Conn.

Vom 19. bis 21. Juli führen jeweils von 17 bis 19 Uhr Studierende durch die Ausstellung und erzählen von ihren Projekten. Am Mittwoch um 19 Uhr wird der Dokumentarfilm „I Am Not Your Negro" von Raoul Peck gezeigt. Am Donnerstag findet ab 19 Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion im Amerika-Haus statt, die sich mit der Geschichte und heutigen Relevanz von afroamerikanischem Widerstand beschäftigt. Zu den Gästen zählen der Schauspieler Ron Williams, die Wissenschaftlerin Luvena Kopp, die Aktivistin Modupe Laja und die Studentin Constanze Sabathil. Am Freitagabend gibt es ab 19 Uhr ein Konzert mit Livemusik von Mel Canady und der Band Chessboard sowie mit Poesie von verschiedenen Künstlern. Der Eintritt ist frei.

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