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Das große Triple der Lehre

20.04.2020

Gleich drei Titel, ein Triple, zu gewinnen - das gelingt nur den wenigsten. Was im Fußball dem FC Bayern gelang, schaffte in der Lehre Physikprofessor Jan Lipfert. Als erster Dozent der LMU gewinnt er die Lehrpreise der Fakultät für Physik, der Fakult...

Wie schafft man es eigentlich gleich drei Preise für gute Lehre von drei verschiedenen Fakultäten abzustauben? „Ein wirkliches Geheimnis habe ich da nicht”, erzählt Jan Lipfert und lacht. Er ist Professor für Physik an der LMU und unterrichtet neben den Studierenden seines Faches auch Studierende der Biologie und Chemie, die Physik im Nebenfach belegen. „Ich tue einfach mein Bestes, die Inhalte auf die Studierenden abzustimmen.”

Lipfert ist jemand, der ganz selbstverständlich die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er spricht laut, lacht viel, reißt mit. Aber reicht das, um mehrfachprämierter Dozent zu werden? „Die größte Herausforderung sind die vielen unterschiedlichen Motivationslevels, mit denen ich zu tun habe”, so Lipfert. „Ich weiß, dass ich für viele nur der Nebenfach-Professor bin und das sage ich auch immer in meiner ersten Vorlesung.” Damit die Studierenden trotzdem interessiert an den Lehrveranstaltungen teilnehmen, variiert er Themen und Anwendungsbeispiele. Statt mit Umlaufbahnen lernen Chemiker also mit Zentrifugen. Für die Biologen gibt es einen Ausflug in die Zellbiologie. Gruppenarbeit mit 400 Studierenden

Dabei verlässt sich Lipfert aber nicht nur auf seine Inhalte. „Ich versuche viel IT zu nutzen und das hat bisher gut funktioniert”, erzählt er. Besonders haben es ihm Audience Response Systeme angetan, über die Studierende an Abstimmungen sowie Multiple-Choice-Fragen und so auch in großen Veranstaltungen am Unterrichtsgeschehen teilnehmen können. Aus seiner Erfahrung weiß Lipfert jedoch, dass es auch dort Dinge zu beachten gibt: „Ich war zuvor in Delft und dort mussten sich alle Studierenden einen Klicker kaufen. So schließt man automatisch einen Teil seines Publikums aus.” Damit möglichst viele Studierende an den Abstimmungen teilnehmen können, nutzt der Physik-Professor Pingo, ein komplett browserbasiertes System.

Lipfert versucht so dem Problem zu begegnen, vor dem er und seine Kolleginnen und Kollegen stehen: Viele der Kniffe, die Dozenten lernen, sind nur schwer in Veranstaltungen mit mehreren Hundert Teilnehmern umsetzbar. „Workshops zu guter Lehre sind durchaus hilfreich, aber wenn ich mit 400 Studierenden Gruppenarbeiten machen würde, wäre ich Jahre beschäftigt”, sagt Lipfert mit einem Augenzwinkern. “Ein oder zwei Pingo-Fragen pro Vorlesung helfen aber sehr gut dabei, die Studierenden bei der Stange zu halten.” Außerdem sind die Antworten für den Dozenten ein sofortiges Feedback. Skripte, die Brücken schlagen

Das meiste Lob erhält Lipfert allerdings für seine Präsentationen. In seinen Vorlesungen nutzt er zwei Beamer. „Auf dem einen ist die Aufgabe oder das Problem und über den anderen schreibe ich auf meinem Tablet mit”, erklärt er. Das hilft seinen Studierenden, auch komplizierte Herleitungen nachvollziehen zu können. Denn auch der Professor weiß: „Nichts ist schlimmer für einen Studierenden, als ein ellenlanger Rechenweg, der auf Knopfdruck einfach auftaucht.”

Seine handschriftlichen Notizen sowie die kompletten Folien teilt der Physikprofessor nach jeder Vorlesung digital mit seinen Studierenden. Laut Lipfert ist das ein wichtiger Service, um die Hürden beim Lernen niedrig zu halten und so die Motivation zu steigern. „Nicht jeder schreibt gerne mit oder kann bei jeder Vorlesung dabei sein. So können die Studenten sicher sein, dass ihre Unterlagen vollständig und korrekt sind”, so Lipfert. Seine Skripte sind sogar so beliebt, „dass auch schon Studenten und Dozenten anderer Universitäten darum gebeten haben, sie nutzen zu dürfen - eine Bitte, der Lipfert gerne nachkommt. Denn kollegiale Hilfe zwischen Universitäten ist für ihn nicht nur eine Chance, die Lehre weiter zu stärken, sondern auch ein wichtiger Akt des Wissenstransfers. Eine Chance für die Lehre

Aktuell stellt die Corona-Pandemie Lehrende und Studierende gleichermaßen vor eine bisher unbekannte Herausforderung. „In der Physik werden wir die allermeisten Vorlesungen als Video-Stream anbieten“, berichtet Lipfert. „Schwierig wird es aber, Tutorien und ganz besonders Laborpraktika zu digitalisieren, da die natürlich eigentlich vom direkten Austausch leben.“ Hoffnungsvoll stimmt ihn dabei die große Bereitschaft seiner Kolleginnen und Kollegen, sich auch in neue Methoden und Tools einzuarbeiten. Deswegen sieht er in der aktuellen Situation auch großes Potenzial: „Ich denke, dass die Pandemie der Digitalisierung der Lehre und der Uni allgemein großen Vorschub leisten wird. Es werden viele Dinge ausprobiert werden; einiges davon wird sich sicherlich so bewähren, dass es auch nach Ende der Krise beibehalten wird.“

Lipferts persönlicher Vorteil: Bereits seit einiger Zeit investiert er viel Zeit und Energie, um alle seine Lehrveranstaltungen zu digitalisieren. Das ist vor allem aber eines - kostspielig. Und Fördergelder an Land zu ziehen gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht, erzählt Lipfert. Das Angebot sei begrenzt und hart umkämpft. Seine Anträge seien bislang nicht „innovativ” genug gewesen. „Mir geht es aber nicht darum, ein komplett neues Konzept nur um des Konzeptes willen zu entwickeln”, erklärt Lipfert. Es gehe ihm primär immer darum, pragmatische Lösungen zu finden, um die Lehre für Studierende einfach ein wenig besser zu machen. Und dieser Vorsatz scheint bei den Studierenden gut anzukommen. Das Lehrpreis-Triple spricht für sich.

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