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Digitale Medien im Selbstmanagement chronischer Erkrankungen

14.07.2023

Die DFG fördert eine neue Forschungsgruppe am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung.

© DragonImages / Adobe Stock

Chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Asthma oder die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) gehören in Industrieländern zu den häufigsten und kostenintensivsten Gesundheitsproblemen. Um die Beschwerden in den Griff zu bekommen und die Lebensqualität zu verbessern, spielt Selbstmanagement für Menschen mit chronischen Erkrankungen eine wesentliche Rolle. Digitale Medien sind prädestiniert, das Selbstmanagement zu erleichtern und zu unterstützen, und erste Studien zu ihrem Einsatz zeigten vielversprechende Ergebnisse.

„Aufgrund theoretischer und methodischer Schwächen mangelt es diesen Befunden aber meist an externer Validität, also der Übertragbarkeit ins tatsächliche Leben“, sagt Professorin Constanze Rossmann, Lehrstuhlinhaberin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU und Leiterin der neuen DFG-Forschungsgruppe DISELMA (Digitale Medien im Selbstmanagement chronischer Erkrankungen). Ein Grund ist etwa, dass randomisiert kontrollierte Studien, wie sie typischerweise im medizinischen Bereich durchgeführt werden, oft nur eine bestimmte App über einen beschränkten Zeitraum betrachten.

„Aus unseren Studien etwa zu Diabetes wissen wir aber beispielsweise, dass Patientinnen und Patienten vom ganzen mobilen Ökosystem Gebrauch machen und die Nutzung oft auch nicht langfristig ist“, sagt Rossmann. Daher wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen der Forschungsgruppe hier nun neue Ansätze suchen und die Rolle digitaler Medien umfassend in den Blick nehmen. Dazu sollen auf der individuellen Ebene Nutzen und Wirkung von digitalen Medien im Wechselspiel über einen längeren Zeitraum betrachtet werden.

Über die individuelle Ebene hinausgehen

„Aber wir müssen auch über die individuelle Ebene hinausgehen und Kontexte auf der interpersonalen, organisationalen und gesellschaftlichen Ebene einbeziehen“, betont Rossmann. Dazu gehören etwa die Interaktion der Betroffenen mit Ärztinnen und Ärzten, Diskurse in persönlichen Netzwerken, Organisationen und Medien, aber auch mögliche negative Folgen wie Datenschutzprobleme, soziale Isolation oder Beeinträchtigung der Arzt-Patient-Beziehung.

Alle diese Aspekte werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in insgesamt sechs Teilprojekten betrachten und so untersuchen, welchen Beitrag digitale Medien für das Selbstmanagement leisten können. An der neuen Forschungsgruppe sind neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der LMU auch Forschende der Freien Universität Berlin, der TU Chemnitz sowie der Universitäten Bielefeld und Münster beteiligt.

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