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Eine „ungewöhnliche Patientin“

16.11.2017

Waschbärin Jacky ist erst ein halbes Jahr alt, als gesundheitliche Probleme auftauchen. Sie wird immer wieder ohnmächtig. Die Diagnose: „AV-Block“, eine Herzrhythmusstörung. Die einzig mögliche Therapie ist ein Herzschrittmacher.

Als Junges wurde Jacky von ihrer Mutter verlassen, daher wurde sie von Hand aufgezogen. Ihre Halter bringen sie wegen der Ohnmachtsanfälle in die Medizinische Kleintierklinik der LMU, Professor Gerhard Wess stellt die Herzrhythmusstörung fest: „Beim atrioventrikulären Block werden die Herzimpulse verzögert oder gar nicht mehr aus dem Vorhof in die Hauptkammer übergeleitet“, erklärt Wess. Die Kammer bleibt stehen oder schlägt in einem langsameren Ersatzrhythmus weiter, der zwar das Überleben sichert, aber es kommt zu Leistungsschwäche und Ohnmachtsanfällen. Mit nur 60 Schlägen pro Minute liegt Jackys Herzfrequenz weit unter der Norm von 200 Schlägen pro Minute. Ein Herzschrittmacher ist die einzig mögliche Therapie.

Der weltweit erste Waschbär mit Herzschrittmacher In Europa gibt es nur sehr wenige Kliniken und Tierärzte, die überhaupt Herzeingriffe bei Tieren durchführen. Wess, der die Kardiologie an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU leitet, ist einer von ihnen. „Ob Hunde, Katzen, Wasch- oder Eisbär – das Herz ist im Prinzip dasselbe“, erklärt Wess. „Aber als Herzspezialist für Tiere bereitet es mir natürlich besondere Freude, wenn wir auch einmal einem ungewöhnlichen Tier helfen können.“ Herzoperationen sind für ihn Routine: Als einer der weltweit führenden Spezialisten für Tierkardiologie setzt Wess rund 30 Herzschrittmacher im Jahr ein, überwiegend bei Hunden. Wegen ihres geringen Gewichts und des kleinen Herzens ist die Operation bei Jacky komplizierter als bei einem Hund.

Um den Herzschrittmacher zu implantieren, wird über die Halsvene ein Elektrodenkabel ins Herz gelegt und dort verankert. Unter der Haut wird dann die Elektrode bis hinter das Schulterblatt gelegt und mit dem Schrittmacher verbunden. Das Gerät erkennt die herzeigenen Schläge und springt nur ein, wenn die Herzfrequenz unter den eingestellten Wert fällt. Nach der OP erholt sich die „ungewöhnliche Patientin“ schnell. Jacky geht es wieder gut, sie ist zurück bei ihren Haltern in Rheinland-Pfalz.

Die Tierärztliche Fakultät der LMU ist die einzige Ausbildungsstätte für Tierärzte in Süddeutschland. Rund 1.500 angehende Tierärzte studieren an der Fakultät, etwa 240 Absolventen schließen pro Jahr ihr Studium ab.

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