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Girl’s Day: „Traut euch! Fragt so viel, wie ihr könnt!“

19.04.2021

Am 22. April findet der deutschlandweite Girl’s Day statt, auch die Fakultät für Physik hat ein breites Programm aufgestellt.

Annika Böhler, Physikstudentin, macht derzeit ein Auslandssemester in Oxford.

Am 22. April findet der deutschlandweite Girl’s Day statt. Schülerinnen aller Jahrgangsstufen können einen Tag lang in Berufe, Unternehmen und Institute schnuppern, die traditionell eher als Jungs- bzw. Männer-Tätigkeiten gesehen werden ­– mit diesem Klischee will der Girl’s Day brechen.

Annika Böhler studiert Physik im sechsten Semester, gerade absolviert sie ihr Auslandssemester in Oxford. „Ich habe mich schon sehr früh für alle naturwissenschaftlichen Vorgänge interessiert, zum Glück hatte ich wahnsinnig viel Unterstützung in meinem Umfeld, sodass ich nie daran gezweifelt habe, ob ich dieser Leidenschaft folgen möchte.“ Und wie ist es so, in einer noch männerdominierten Wissenschaft zu lernen und zu forschen? „Ehrlich gesagt fällt mir das gar nicht so auf. Erst wenn ich darüber nachdenke wird mir bewusst, dass ich erst ein oder zwei Vorlesungen bei Wissenschaftlerinnen besucht habe.“ Annika fühlt sich trotzdem gut aufgehoben und vor allem inspiriert, vielleicht selbst einmal an der Uni zu lehren. „Dann könnte ich für andere ein Vorbild sein und sie unterstützen, das wäre toll!“

Genau das will der Girl's Day am 22. April leisten: Einen Tag lang geht es ganz explizit nur darum, Schülerinnen die Berührungsängste mit den Naturwissenschaften zu nehmen. „Je mehr Mädels und Frauen sich am Ende für Naturwissenschaften interessieren, desto schneller werden wir auch dieses Klischee los, dass diese Fächer nur für Männer geeignet sind“, grinst Annika.

Auch an der Fakultät für Physik laufen bereits die Vorbereitungen, um in verschiedenen kleinen Online-Workshops oder Schnupperkursen Mädchen mit der Physik bekannt zu machen. Dr. Cecilia Scorza ist selbst Physikerin und organisiert den Girl’s Day an der Fakultät für Physik der LMU. Zudem kümmert sie sich um den Kontakt mit Schulen. „Einen Tag lang geht es ganz explizit nur darum, Schülerinnen die Berührungsängste mit der Physik zu nehmen, das wird immer großartig angenommen.“ Sie schmunzelt. „Dabei sind vor allem die unteren Jahrgangsstufen noch ganz unbefangen und voller Elan dabei.“

Zwar interessieren sich viele Mädchen für naturwissenschaftliche Fächer, sie werden allerdings oft nicht genügend gefördert: „In vielen Klassen sind halt doch die Jungs am lautesten, stellen Fragen oder trauen sich, Experimente vorzuführen. Mädchen sind da eher zurückhaltend“, erzählt Scorza. Durch gezielte Förderung könnte das allerdings umgangen werden, dazu gehört auch die Vorbildfunktion von Wissenschaftlerinnen. „Das Bild von männlichen Naturwissenschaftlern ist noch immer stark in den Köpfen verankert“, weiß Dr. Scorza. Am Girl’s Day würden deshalb ausschließlich Professorinnen, Dozentinnen und Studentinnen anwesend sein. „Wir wollen zeigen: Hey, es gibt so viele starke und wundervolle Wissenschaftlerinnen, wenn du das auch schaffen möchtest, dann helfen wir dir dabei!“

Und so läuft’s ab

Schon Monate vor dem Girl’s Day gehen die Angebote, Workshops und Schnupperkurse auf einer zentralen Website online. Die Mädchen können sich anmelden und dann vom Schulunterricht befreien lassen. Dieses Jahr findet alles online statt, die Experimentierfreude kommt trotzdem nicht zu kurz: „Wir stellen uns und unseren Werdegang kurz vor und erklären dann Methoden oder Phänomene der Physik. Außerdem haben wir eine kleine Liste vorab geschickt an Dingen, die die Mädchen oder Eltern besorgen sollen und so können wir auch ein, zwei kleine Experimente für daheim mit den Mädchen ausprobieren“, berichtet Scorza. Der Girl‘s Day markiert aber nur den Beginn eines Weges: Die Schülerinnen können danach am Physik Club teilnehmen oder in den Sommerferien Schülerpraktika an der Fakultät absolvieren. „Der Girl’s Day kann der Beginn eines längerfristigen Mentoring Programms sein, in dem wir Wissenschaftlerinnen immer unterstützend zur Seite stehen.“ Dieses Mal wird übrigens auch der Bayerische Kultusminister Professor Michael Piazolo am Girl’s Day der Fakultät teilnehmen und den Schnupperkurs des Metereologischen Instituts besuchen.

Unterstützung ist alles

Für Annika war vor allem die stete Unterstützung und Rückversicherung im familiären Umfeld wichtig, um ihrer Leidenschaft zu folgen. „Ohne Unterstützung hätte ich mich vielleicht nicht getraut“, erzählt sie. „Das wäre mein Tipp auch für alle Mädchen und Schülerinnen da draußen: „Holt euch Unterstützung und jemanden, mit dem ihr eurer Begeisterung teilen könnt. Ganz egal ob in der Schule, im Elternhaus oder bei Freunden, das hilft enorm. Und: Wenn ihr merkt, dass ihr euch für etwas interessiert, dann fragt so viel nach wie ihr könnt. Wenn euch die Antworten irgendwann nicht mehr reichen, dann wisst ihr: Das müsst ihr weiterverfolgen, ob in einer Ausbildung, privat, oder in einem Studium.“

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