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Green Travel Award: Mit Bahn, Bus und Rucksack ins Ausland

10.12.2025

LMU-Studierende erhalten Erasmus-Förderung für nachhaltiges Reisen.

Samantha Holders mit ihrer Kommilitonin Leonie Bernhard auf dem Weg nach Uppsala in Schweden

Samantha Holder mit ihrer Kommilitonin Leonie Bernhard auf dem Weg nach Uppsala in Schweden

Mit Koffer, Wanderrucksack und einem Splitboard für Schneetouren begann Samantha Holders Reise in den Norden. Die Public-Health-Studierende der LMU machte sich Ende August gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Leonie Bernhard in Richtung Uppsala in Schweden auf – für ein Erasmus-Auslandssemester. „Trotz des sperrigen Gepäcks wollten wir klimafreundlich reisen“, erzählt die Studentin, „um unseren CO₂-Abdruck gering zu halten – und unterwegs etwas zu erleben.“ Ihr Plan: mit dem Zug über Hamburg nach Kopenhagen zu fahren, weiter nach Stockholm und schließlich nach Uppsala.

Knapp 60 Stunden verbrachten die beiden auf Schienen, tranken „geschätzt zwölf Liter Kaffee“ und gönnten sich die eine oder andere Zimtschnecke aus dem Bordbistro. „Die Anreise per Flugzeug – binnen zweieinhalb bis fünf Stunden – wäre sicher schneller, bequemer und sogar günstiger gewesen“, resümiert Holder. „Aber wir hätten so viel verpasst, einige Mitreisende und Wandernde nicht kennengelernt, weniger zu erzählen gehabt – und dem Klima deutlich mehr zugemutet.“

Über die Öresund-Brücke wie im Krimi

Holder ist eine von sechs LMU-Studierenden, deren Anreise zum Erasmus-Programm in diesem Jahr mit dem Green Travel Award der LMU ausgezeichnet wurde. „Erasmus-Studierende, die ,grün' reisen, also mindestens 50 Prozent des Weges umweltfreundlich mit Bahn, Bus, Fahrgemeinschaften oder anderen klimafreundlichen Alternativen bestreiten, erhalten neben der regulären Erasmus-Förderung eine zusätzliche finanzielle Unterstützung“, erklärt Philippa Menzel, Erasmus Outgoing Coordinator des Referats für Internationale Angelegenheiten der LMU. Als Anreiz, sich mit der eigenen Reiseplanung, der Bedeutung für die Umwelt und den interkulturellen Kompetenzen, die man unterwegs erwerben kann, auseinanderzusetzen, hat die LMU den Green-Travel-Wettbewerb geschaffen. Er wird durch Mittel gefördert, die Philippa Menzel als Erasmus+-Expertin über die Nationale Agentur für Erasmus+-Hochschulzusammenarbeit des DAAD erhält, und ist mit 250 Euro dotiert.

Wie Samantha Holder feststellte, kann nachhaltiges Reisen mit Unwägbarkeiten einhergehen: Bereits bei Hamburg legte ein umgestürzter Baum den Zugverkehr lahm; den Anschlusszug erreichten die Studentinnen nur dank Freunden, die sie per Fahrgemeinschaft im Auto nach Neumünster mitnahmen. In Kopenhagen folgte ein Sprint in den Schnellzug nach Stockholm, bevor die Weiterfahrt über die berühmte Öresund-Brücke führte. „Die kannte ich bis dahin nur aus meinen geliebten skandinavischen Krimiserien“, so Holder.

Vor Semesterbeginn legten die Studentinnen noch eine Wanderung auf dem berühmten „Kungsleden“, dem Königspfad, durch die Wildnis Lapplands ein. „Diese elf Tage von Abisko nach Kvikkjokk waren Green Travel in seiner reinsten Form“, resümiert Holder. „Mit je 20 Kilo Gepäck auf dem Rücken – Zelt, Kocher, Proviant – liefen wir durch endlose Weiten, flache Moore und Wälder mit Rentieren.“ Das Wasser tranken sie direkt aus den Bächen, „und manchmal war es so still, dass wir unseren eigenen Herzschlag hörten“.

Green Travel in Reinform: Eine Backpacking-Tour auf dem berühmten „Kungsleden“ durch die Wildnis Lapplands

Mit der Fähre nach Dänemark

Jakob Zebhauser bei seinem Erasmus-Semester im norwegischen Bergen

Jakob Zebhauser erkundet während seines Erasmus-Semesters im norwegischen Bergen die umliegende Natur.

Auch Jakob Zebhauser, der an der LMU Mathematik und Informatik auf Lehramt Gymnasium studiert, gestaltete seine Anreise zum Erasmus-Semester im norwegischen Bergen klimafreundlich. „Man sieht im Moment überall Wetter-Extreme, Überschwemmungen, Waldbrände“, so Zebhauser. „Also wollte ich tun, was ich kann – auch wenn es insgesamt nur ein kleiner Beitrag ist.“ Mit dem Flixbus ging es zunächst von München nach Kopenhagen. „Die Überfahrt mit der Fähre nach Dänemark – zwei Stunden frische Luft, Beine vertreten, Nordseewind im Gesicht – war wohltuend.“

Für eine Besichtigungstour in Kopenhagen versuchte Zebhauser vergeblich, seine zwei großen Reisetaschen in Bahnhofsschließfächern zu verstauen. „Eher zufällig fand ich eine App, über die man sein Gepäck in Kiosken und kleinen Läden abgeben kann – und kann diese Lösung anderen Reisenden nur sehr empfehlen.“ Trotz Regen erkundete er die dänische Hauptstadt auf einem Leihrad. „Das war – nicht zuletzt dank der breiten Radwege in Kopenhagen – sehr entspannt.“

Mit dem Zug fuhr der Student weiter nach Oslo, wo er das Munch-Museum besuchte und ein Bad im Oslofjord einlegte – bevor er mit dem Nachtzug schließlich nach Bergen reiste. „Als ich im Wohnheim ankam, war ich dann doch sehr dankbar für eine heiße Dusche und ein echtes Bett“, erinnert er sich. „Es waren drei Nächte mit wenig Schlaf, ja – aber auch zwei neue Städte, spannende Begegnungen und das gute Gefühl, die Reise umweltfreundlich gemeistert zu haben.“

Umweltfreundlich nach Amsterdam oder München

Für den Green Travel Award bewerben können sich LMU-Studierende, die mit Erasmus+ ins Ausland gehen – oder Studierende europäischer Universitäten, die mit einem solchen Programm an die LMU kommen. So fuhr Anna Merle Hecker aus München mit dem Zug nach Amsterdam, während die Studentinnen Carla Lund und Sabina van Wakeren aus Dänemark beziehungsweise den Niederlanden nach München reisten.

Erasmus-Studierende Veronika Csefkó-Kis am Münchener Viktualienmarkt

Veronika Csefkó-Kis am Viktualienmarkt bei ihrem Erasmus-Semester in München

Auch Veronika Csefkó-Kis machte sich nach München auf den Weg: Die Biologiestudentin aus Budapest kam für ein Erasmus-Wintersemester an die LMU. „Als Biologin ist Umwelt- und Klimaschutz ein Teil meines Selbstverständnisses“, erklärt sie. „Die direkte Zugverbindung zwischen Budapest und München dauert rund sieben Stunden – und verursacht laut Erasmus-Goes-Green-Rechner nahezu keine CO₂-Emissionen. Ein Flug hingegen läge bei etwa 0,15 Tonnen. Das ist doch ein enormer Unterschied!“

Aber die Bahn habe noch andere Vorteile als nur die ökologischen. „Im Zug konnte ich so viel mitnehmen, wie ich tragen konnte. Es gab keinen Stress mit Flüssigkeitsvorschriften, keinen Kampf um Gepäckgewichte, kein Herzklopfen bei Turbulenzen. So konnte ich die Reise richtig genießen.“ Im Zug lernte sie zudem zwei ungarische Studentinnen kennen, die ebenfalls mit einem Erasmus+-Stipendium nach München reisten – und sich sogar im gleichen Deutsch-Intensivkurs eingeschrieben hatten. „Bereits während der Fahrt halfen wir uns gegenseitig bei den ersten organisatorischen Fragen.“ So fühlte sie sich in München nicht allein in einer neuen Stadt, sondern „schon unterwegs ein wenig angekommen“.

Wochenendtrips in die Niederlande

Auch innerhalb Deutschlands blieb Veronika Csefkó-Kis dem nachhaltigen Reisen treu. Das Deutschlandticket erlaubte ihr Tagesausflüge etwa nach Regensburg – und in München entdeckte sie Eigenheiten des Nahverkehrs, die sie aus Budapest so nicht kannte: „Rolltreppen, die nach Bedarf die Richtung wechseln, und Bildschirme, auf denen ein animiertes Münchner Kindl an gutes Benehmen erinnert.“ Ihr Interrail-Pass – dank Erasmus-Rabatt 20 Prozent günstiger – ermöglichte zudem eine Rundreise durch die Niederlande vor Semesterbeginn, bei der sie unter anderem Rotterdam und Den Haag besuchte.

Zwei Reisen hat Veronika Csefkó-Kis auf ihrem Interrail-Pass noch übrig – und die Zahl der Ziele, die sie mit dem Deutschlandticket erreichen kann, ist nahezu unbegrenzt. „Ich freue mich darauf, während meines Aufenthalts in Deutschland weitere Städte zu erkunden“, sagt sie. „Umweltfreundlich, flexibel und mit echtem Spaß am Reisen.“

Tipps und Informationen zum klimaschonenden Auslandsaufenthalt:
Wer seinen Auslandsaufenthalt möglichst klimaschonend gestalten will, findet hier weitere Informationen.

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